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Editorial: Ist der Ruf erst ruiniert ...

Smartphone-Branche verhält sich wenig nutzerfreundlich
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Wer nun glaubt, Microsoft seien derzeit die Guten, die die privaten Daten des Nutzers bestmöglich schützen, und ihm zugleich bestmöglichen Zugang zu öffentlichen Diensten und Daten vermitteln, täuscht sich leider. Es reicht, sich bei der Einrichtung von Windows Phone beim Thema Datenschutz die Detail-Optionen anzuschauen, um eines besseren belehrt zu werden: So aktiviert Microsoft zwar als Voreinstellung im Browser die Aussendung von Do-not-Track-Tags. Gleichzeitig ist aber auch voreingestellt, dass umfangreiche Tracking-Daten an Microsoft-Server übermittelt werden, und zwar sowohl zu den genutzten Web-Diensten als auch umfangreiche Standort-Daten.

Smartphone-Branche und der Datenschutz Smartphone-Branche und der Datenschutz
Bild: Marleen Frontzeck
Der inzwischen zu Microsoft gehörige Kommunikations-Dienst Skype fällt durch ein ebenfalls nicht gerade vertrauensbildendes Feature auf: Schickt man in einer privaten Textnachricht an einen anderen Nutzer eine https-URL mit, bekommt genau diese URL Stunden später Besuch von einem Microsoft-Server. Selbst dann, wenn diese URL offensichtlich geheime Login- oder Sessiondaten (wie die Parameter "user=" und "pass=") enthält.

Das Argument von Microsoft, hier Spam- und Phishing-Schutz zu betreiben, ist wenig stichhaltig: Will man zuverlässig verhindern, dass die Nutzer auf fragwürdige Seiten geleitet werden, müsste man den Inhalt abrufen und scannen, bevor die Sofortnachricht zugestellt wird, nicht Stunden später. Ein nachträgliches Scannen ergibt allenfalls dann Sinn, wenn eine URL plötzlich gehäuft in Nachrichten auftritt, um diese dann wenigstens für die Zukunft zu sperren. Das war aber hier nicht der Fall. Und so stellt sich die Frage, was Microsoft noch so mit den Daten macht, die sie auf Windows-Handys oder bei Skype sammeln.

Apples Steueroptimierung

Apple war noch nie für Datenschutz berühmt. Jüngst erzielte die Verbraucherzentrale Bundesverband einen 15:0-Sieg gegen Apple: Von 15 auf der Apple-Website beanstandete Klauseln hatte Apple bezüglich 7 sofort eine Unterlassungserklärung abgegeben. Bezüglich der verbleibenden 8 urteilte das Landgericht Berlin nun zugunsten der Verbraucherschützer.

Unterdessen macht sich Apple-Chef Tim Cook allenfalls unter den Apple-Anlegern neue Freunde, wenn er ankündigt, die eh schon niedrige Steuerquote Apples künftig noch weiter optimieren zu wollen. Auch beim Kundenservice soll gespart werden: Wer die Versicherung "Apple Care Protection Plan" abschließt, muss künftig öfter damit rechnen, dass sein Gerät "nur" repariert statt wie bisher meist getauscht wird.

Im iPhone-Patentstreit hat sich Apple ebenfalls mitnichten mit Ruhm bekleckert. In der Folge musste Apple jüngst den Verlust des Patents rund um die Touchscreen-Entsperrgeste beklagen. Freilich verhält sich Google hier auch nicht besser. Wegen des Verdachts auf Patentmissbrauch droht eine empfindliche Strafe.

Feuerfuchs zur Rettung?

Inzwischen sind die ersten Handys mit "Boot to Gecko" alias Firefox OS insbesondere das Geeksphone Peak, lieferbar. Es richtet sich derzeit an Entwickler, noch nicht an den großen Massenmarkt. Obwohl als "offenes" System tituliert, darf der Nutzer hoffen, dass Firefox OS seine Daten im Gegensatz zur Konkurrenz nicht an diverse Server überträgt, sondern bestmöglich verschlossen hält. Denn maximale Offenheit beim System bedeutet zugleich minimale Möglichkeiten für Tracking und Co.

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