Highspeed

Turbo-Internet: Wozu 1 GBit/s im Downstream?

Die Entwicklung der schnellen Internet-Zugänge in Deutschland schreitet stetig voran. So gibt es sogar schon 1-GBit/s-Internet-Anschlüsse. Doch benötigen Verbraucher überhaupt schon derartige Highspeed-Geschwindigkeiten oder welche Einsatzszenarien existieren?
Von Marleen Frontzeck-Hornke

Die Gigabitgesellschaft zeigt schon deutliche Vorboten. Schnell, schneller, am schnellsten: Die bei den Internet-Providern erhältlichen Datenraten werden von Jahr zu Jahr höher. Damit versuchen den Anbieter natürlich Kunden anzulocken, doch in der Regel benötigen derzeit nur die wenigsten Verbraucher die nachfolgend aufgeführten Highspeed-Geschwindigkeiten. So bietet der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus beispielsweise bis zu 400 MBit/s im Downstream per Kabel-Internet an. Kabel Deutschland hatte 1 GBit/s im Downstream auf der IFA 2014 demonstriert. Bei den Glasfaser-Netzbetreibern bietet unter anderem M-net schon jetzt bis zu 300 MBit/s im Downstream an.

Die Telekom testet derzeit in Chemnitz 1-GBit/s-Anschlüsse. Aber auch per Mobilfunk sind hohe Geschwindigkeiten zu verzeichnen: Die Telekom koppelt per LTE Advanced beispielsweise verschiedene Frequenzbänder und hat in einem Test Ende September im Mauerpark (Prenzlauer Berg in Berlin) mit handelsüblicher Hardware mit modifizierter Software eine Geschwindigkeit von 375 MBit/s erreicht. Zudem habe die Telekom in Alzey im Februar schon einen Wert von 580 MBit/s erzielt. Dafür musste der Provider allerdings eine spezielle Antennentechnik nutzen, die die Hersteller in ihren Endgeräte noch nicht integriert haben. Seit dem 17. November 2014 bietet die Telekom auch den LTE-Datenturbo mit bis zu 300 MBit/s für Privatkunden an. Die Gebiete, in denen LTE Cat. 6 verfügbar ist, zeigt die Telekom in der Netzausbau-Karte an.

Hinweis: Zum Beispiel per Vectoring sind derzeit bis zu 40 MBit/s im Upstream möglich - dann kommt aber auch diese Technik an ihre Grenzen. In puncto Glasfaser sieht es schon deutlich besser aus: Hier werden bereits bis zu 200 MBit/s im Down- und Upstream für den Kunden umgesetzt - in der Schweiz sogar 1 GBit/s.

In unserem Artikel - Deutschlands schnellste Internetflatrates - haben wir sogar einen 1-GBit/s-Internet-Anschluss für Privatkunden ausfindig gemacht. Dieser ist bei der HL Komm in Leipzig erhältlich. Zudem erfahren Sie mehr zu den derzeitigen möglichen Datenraten im Upstream.

Ist 1 GBit/s schon notwendig?

Wer benötigt schon 1 GBit/s im Downstream? Wer benötigt schon 1 GBit/s im Downstream?
Bild: alphaspirit - fotolia.com, Montage: teltarif.de
An der Entwicklung der verschiedenen Internet-Technologie arbeiten die Provider stetig weiter - sowohl in den Ballungsgebieten als auch auf dem Lande. Es stehen bei den Anbietern bis zu 1 GBit/s im Downstream auf der To-Do-Liste, werden getestet oder sind gar erhältlich. Doch wozu benötigt der Endkunde solch eine hohe Internet-Datenrate überhaupt? Existieren denn schon Anwendungsszenarien für den Otto-Normal-Verbraucher? Wann spielt generell die Nutzung von 1 GBit/s im Consumer-Bereich eine Rolle?

Wie stehen die beiden größten Netzbetreiber die Telekom und Vodafone zu diesem Thema? Die Anbieter sind sich einig, dass wohl noch einige Jahre ins Land ziehen werden bis man diese hohen Übertragungsraten im Privat-Kundenbereich wirklich benötigt. Dadurch, dass beispielsweise die Menschen per Internet stärker miteinander vernetzt sind, man mehr Inhalte in einer Cloud speichert oder auch parallel viele TV-Kanäle in hoher Auflösung streamt, wird die Weiterentwicklung höherer Geschwindigkeiten vorangetrieben. Dabei darf natürlich auch nicht die Upstream-Geschwindigkeit außer Acht gelassen werden. Denn: Gerade bei der Nutzung von Cloud-Diensten ist eine hohe Geschwindigkeit für den Upload von Dateien für den Verbraucher wichtig. Laut einer Studie vom Breko erwarten die Netzbetreiber bis 2020 einen durchschnittlichen Bedarf an Bandbreite von 170 MBit/s im Downstream bzw. 100 MBit/s im Upstream.

Die Telekom meint auf Nachfrage von teltarif.de:

"Wir haben bei unserem Glasfaserausbau bis zu den Haushalten die Erfahrung gemacht, dass bei vielen Kunden der Bedarf noch nicht da ist und entsprechend auch die höhere Zahlungsbereitschaft dafür fehlt. Im Festnetz setzen wir daher zunächst auf die schrittweise Verkleinerung des Kupferanteils an der Übertragungsstrecke und erhöhen mit Verfahren wie (Super-)Vectoring die Geschwindigkeiten für den Großteil der Bevölkerung, statt das limitierte Budget für das Umgraben der Vorgärten einiger weniger Haushalte zu verwenden. Wir könnten natürlich im Schwerpunkt auch FTTH ausbauen - aber nur für einen sehr viel kleineren Teil der Bevölkerung. Und solange der Bedarf nicht da ist, wäre das aus unserer Sicht der falsche Weg."

Vermutlich wird auch eher der Bedarf nach sehr hohen Reaktionsgeschwindigkeiten des Netzes kommen - allerdings nicht in den eigenen vier Wänden. Gerade mit Blick auf den Einsatz von autonomen Autos und Industrie 4.0, müssen die Latenzzeiten drastisch reduziert werden. Der Mensch darf dabei die Verzögerungen nicht mehr wahrnehmen, dementsprechend muss das Netz schnell reagieren können. Die autonomen Autos und auch die medizinische Kommunikation stoßen dabei auch auf die Vorgaben der Netzneutralität. Damit diese Anwendungsszenarien umsetzbar werden, müsste es dafür eine Ausnahmeregelung bei der Netzneutralität geben.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Vodafone zufolge den Weg in die Gigabitgesellschaft geebnet wird und wie unser Fazit ausfällt.

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