Highspeed

Turbo-Internet: Wozu 1 GBit/s im Downstream?

Die Entwicklung der schnellen Internet-Zugänge in Deutschland schreitet stetig voran. So gibt es sogar schon 1-GBit/s-Internet-Anschlüsse. Doch benötigen Verbraucher überhaupt schon derartige Highspeed-Geschwindigkeiten oder welche Einsatzszenarien existieren?
Von Marleen Frontzeck-Hornke

In Zeiten von Streaming und der mobilen Internet-Nutzung wird der Bedarf an hohen Datenraten größer. Vodafone ist davon überzeugt, "dass im Festnetz und insbesondere im Kabelnetz jede Menge Potenzial für noch mehr Leistung steckt". Gegenüber teltarif.de teilte der Provider folgendes mit:

"Zurzeit bieten wir für viele unsere Kabel-Kunden mit bis zu 200 MBit/s doppelt so hohe Surfgeschwindigkeit wie VDSL. Für uns ist 200 MBit/s damit längst zum Surfstandard geworden.

Dass dies nicht das Ende der Fahnenstange ist, haben wir schon wiederholt gezeigt. Mehr als ein Gigabit pro Sekunde konnten wir auf der IFA 2014 im schnellste Kabelnetz der Republik bereits demonstrieren. Das macht deutlich, dass die Gigabit-Gesellschaft keine theoretische Idee mehr ist. Und dass Kabel der entscheidende Schlüssel zum Breitband-Erfolg im Festnetz ist. Es ist dieser Technologiemix aus modernster Mobilfunktechnologie und leistungsfähigem Kabel, der Deutschland den Weg in die Gigabit-Gesellschaft ebnet."

Gibt es schon Anwendungsszenarien?

Der Weg in die Gigabitgesellschaft ist damit nur eine Frage der Zeit. Doch wozu könnte man überhaupt 1 GBit/s benötigen? Welche Anwendungsszenarien gibt es? Diesen Fragen hat sich auch Martin Schell vom Fraunhofer Institut für Nachrichtentechnik HHI gestellt und in seinem Vortrag auf dem Symposium "Breitbandpolitik 2015" in Berlin prognostiziert hat [Link entfernt] , dass in 2016 der jährliche globale IP-Datenverkehr das Zettabyte-Volumen erreichen wird. Zudem soll im Jahr 2018 laut Schell die Anzahl der über das Internet verbundenen Geräte doppelt so groß sein wie die Weltbevölkerung. Das World Wide Web wächst ebenfalls stetig.

Natürlich handelt es sich hierbei auch um einen Blick in die Glaskugel. Es kann niemand konkret sagen welche Anwendungen in 5 bis 10 Jahren zur Verfügung stehen. Zu den aktuellen datenintensiven Anwendungen gehört Videostreaming in Full-HD. Vereinzelt ist schon das Streaming von 4K-Inhalten umgesetzt. Zum Beispiel werden erste Filme bei Netflix in 4K gestreamt. Dafür wird eine Mindestgeschwindigkeit von 25 MBit/s im Downstream empfohlen - es ist also in den Leitungen noch genügend Luft nach oben. Für die Nutzung von 4K- bzw. Ultra-HD-Streaming muss auch der Fernseher das Format unterstützen. Doch noch haben nur wenige Verbraucher ein entsprechendes Gerät Zuhause.

Fazit: 1 GBit/s zur Zeit für Privatkunden nicht notwendig

Für den Verbraucher interessante Anwendungen, die 1 GBit/s im Downstream benötigen könnten, werden noch lange auf sich warten lassen. Mögliche Anwendungsszenarien sind vor allem in Industrie 4.0 oder in der personalisierten Medizin-Technik zu finden - hier werden auch höhere Datenraten im Upstream eine wichtige Rolle spielen. Hinsichtlich Industrie 4.0 ist so der Einsatz einer virtuellen Maschine direkt beim Hersteller umsetzbar. Schell nennt hier konkret den Internet-basierten Service im Maschinenbau als Beispiel. Im Falle der Medizin könnte so auch eine Diagnose beim Hausarzt durchgeführten werden, indem die Daten und Werte des Patienten an ein Krankenhaus bzw. je nach Krankheit an einen Spezialisten übermittelt werden (per Video-Echtzeit-Übertragung). Die Nutzung einer 1-GBit/s-Internet-Leitung liegt in puncto hochauflösende Videos beim Streaming von UHD- oder Super-UHD-Inhalten im möglichen Bereich. Aber wie wir bereits anhand der aktuellen Geschwindigkeitsvorraussetzungen für Ultra-HD-Inhalte sehen, werden selbst dafür keine 1 GBit/s im Downstream benötigt.

In puncto Internet der Dinge sind ebenfalls weitere Entwicklungen zu beobachten. So ist ein enormes Wachstum zur verzeichnen. Doch der Telekom zufolge stehen diese Wachstumsentwicklungen auch immer effizienteren Codierungsverfahren (im TV-Bereich) gegenüber und das Internet der Dinge benötige kaum Datenvolumen. Der Provider sagt gegenüber teltarif.de, dass man davon ausgehe, "dass auf absehbare Zeit das Angebot am Markt die Bedürfnisse der Kunden decken wird".

Aber auch die Bereiche rund um SmartHome und der Hausautomatisierung sind bei diesem Thema nicht außer Acht zu lassen. Denn: Das total vernetzte Zuhause tritt mehr und mehr in den Vordergrund und benötigt natürlich auch entsprechende schnellere sowie stabilere Internetverbindungen.

Schon seit 2008 existieren in Japan Internet-Anschlüsse mit bis zu 1 GBit/s im Downstream, die umgerechnet für 50 US-Dollar angeboten werden. In Kalifornien bietet sogar Comcast per FTTH bis zu 2 GBit/s im Downstream an. Bei uns ist der Bedarf nach höheren Datenraten natürlich auch vorhanden, doch bisher benötigt man aber keine 1 GBit/s-Internet-Anschlüsse. Es besteht eher die Nachfrage und der Wunsch nach dem flächendeckend Ausbau. Bis 2018 will man alle deutschen Haushalte mit bis zu 50 MBit/s im Downstream versorgen - damit wäre erst einmal ein Schritt in die richtige Richtung getan, denn erst dann können die Anbieter mehr Kraft und Geld in die Erhöhung der Datenraten - Down- und Upstream - stecken. Allerdings steht dieses Breitband-Ziel für 2018 offenbar auf der Kippe.

Einen Überblick zu Deutschlands schnellsten Internetflatrates erhalten Sie in diesem Hintergrundbericht.

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