Cell Broadcast

Telekom und Vodafone: Bereit für Warnung per SMS-CB

Der letzte Warntag des Bundes­amtes für Bevöl­kerungs­schutz und Kata­stro­phen­hilfe (BBK) war ein Flop. Das neue Datum wurde auf den 8. Dezember verschoben. Wo und wie SMS-CB funk­tio­niert, bleibt unklar.
Von

Nach der Flut-Kata­strophe im Ahrtal (Rhein­land-Pfalz) und in Teilen von Nord­rhein-West­falen war schnell klar: Die Warnung der Bevöl­kerung muss verbes­sert werden. Die Idee: Mit SMS-CB (Short-Message-Service-Cell-Broad­cast) sollen Nach­richten speziell für lokale Gebiete, z.B. rund um eine Basis­sta­tion, ausge­strahlt werden.

Schnell wurden Richt­linien entwi­ckelt, wie so etwas aussehe sollte und den Netz­betrei­bern präsen­tiert. Die Deut­sche Telekom meldet sich nun mit "start­bereit für den Test­betrieb von Cell Broad­cast" zu Wort. Das Unter­nehmen habe seine Vorbe­rei­tungen plan­mäßig abge­schlossen.

Termin 8. September nicht haltbar

Schematische Darstellung des SMS-CB-Warn-Systems Schematische Darstellung des SMS-CB-Warn-Systems
Grafik. Deutsche Telekom
Die Technik sollte für den ursprüng­lichen Warntag-Termin morgen am 8. September fertig sein. Telekom-Kunden und teltarif.de-Leser berichten, in den letzten Tagen verschie­dene Test-Nach­richten empfangen zu haben.

Schon im Vorfeld des Warn­tages wurde bei näherem Hinsehen den Betei­ligten klar, dass der 8. September bundes­weit nicht zu halten ist und so wurde als neuer Termin für den bundes­weiten Warntag der 8. Dezember ausge­rufen. An diesem Tag sollen Test­war­nungen bundes­weit verschickt werden, um zu testen und zu demons­trieren, wie eine Warnung der Bevöl­kerung aussehen kann oder sollte.

Telekom bietet Unter­stüt­zung an

Das Bundesamt für Bevöl­kerungs­schutz und Kata­stro­phen­hilfe (BBK) hatte Ende Februar 2022 die tech­nische Richt­linie für Cell Broad­cast veröf­fent­licht. Bereits im Mai hatte die Telekom auf ihrer Haupt­ver­samm­lung vor Aktio­nären die Funk­tions­weise von Cell Broad­cast demons­triert. Damals funk­tio­nierte das nur mit sehr wenigen, dafür soft­ware­seitig vorbe­rei­teten Geräten.

SMS-CB nur mit neuesten Geräten?

Stand Mai hätte das bedeutet, dass nur Kunden mit aller­neu­esten Nobel­modellen (vorzugs­weise Android) diese Nach­richten empfangen könnten. Hier wurde die Vorschrift in Abstim­mung mit der Bundes­netz­agentur erwei­tert, damit (theo­retisch) auch ältere Handy-Modelle diese Nach­richten empfangen können.

Die Vorschriften sahen vor, dass die Infor­mati­ons­kanäle mit vier­stel­ligen "Kanal­num­mern" markiert werden. Viele ältere Modelle "verstehen" aber nur drei­stel­lige Nummern, beispiels­weise "100" oder "050" (Werks­ein­stel­lung). Dann kommt hinzu, dass die SMS-CB-Funk­tion - soweit noch vorhanden - in vielen Handys werk­seitig oder vom Nutzer auf "aus" gestellt wurden.

Seit Juli lokale Tests im Raum Bonn und Nürn­berg

Die Telekom hat inzwi­schen das System mit Smart­phones verschie­dener Marken getestet. Die Handy-Hersteller müssen Cell Broad­cast für die jewei­ligen Modelle akti­vieren. Übli­cher­weise funk­tio­niert dies mit Soft­ware- oder Firm­ware-Updates. Die Telekom teile die Erfah­rungen aus den Tests mit den Herstel­lern und unter­stütze bei nötigen Tests der jewei­ligen Modelle.

Voda­fone teilte uns auf Nach­frage mit, dass das Unter­nehmen "natür­lich ready“ sei. Voda­fone habe Cell Broad­cast bereits im August 2022 in seinem Netz "erfolg­reich getestet". Dieses sei „Ende zu Ende“ gesehen, in den Groß­räumen Düssel­dorf und Hannover – auch mit Endge­räten von Apple möglich.

Bei Voda­fone sieht man Cell-Broad­cast als "eine sinn­volle Ergän­zung zu vorhan­denen Warn­sys­temen – etwa über Rund­funk, TV und Warn-Apps". Von Telefónica hat uns bis Redak­tions­schluss kein State­ment erreicht.

Cell-Broad­cast funk­tio­niert wie Radio

So oder so ähnlich kann unter Android die Test-Warnmeldung aussehen So oder so ähnlich kann unter Android die Test-Warnmeldung aussehen
Screenshot: teltarif.de
Die Einfüh­rung von Cell-Broad­cast soll die bereits bestehenden Warn-Apps Nina oder Katwarn ergänzen, aber nicht ersetzen, betonen alle Betei­ligten. Cell Broad­cast sendet eine Text­nach­richt an kompa­tible Mobil­tele­fone. Eine spezi­elle App ist dazu nicht nötig. Die Warnung sollte jedes empfangs­bereite und für die Technik geeig­nete Gerät in einer Funk­zelle errei­chen.

Dies funk­tio­niert ähnlich wie bei einem Radio­sender, den alle Nutzer gleich­zeitig hören. Daraus leitet sich der engli­sche Name „Cell Broad­cast“ ab. Cell Broad­cast ist daher beson­ders geeignet, die Bevöl­kerung sowohl bei lokalen als auch bei über­regio­nalen Ereig­nissen schnell zu infor­mieren.

In Europa nutzen gegen­wärtig neben den Nieder­landen weitere acht Staaten Text­war­nungen, darunter die Nach­bar­länder Öster­reich und Polen. Elf EU-Mitglied­staaten infor­mieren die Bevöl­kerung über Warn-Apps. Einige EU-Länder nutzen bereits heute einen Warn-Mix aus Apps und Cell-Broad­cast.

Welche Geräte können es nun?

Zu den Hard­ware-Voraus­set­zungen beim Kunden wollte man weder bei der Telekom noch bei Voda­fone konkrete Details nennen: Wir mögen doch "die Hersteller selbst befragen oder das Bundesamt für Bevöl­kerungs­schutz und Kata­stro­phen­hilfe". Diesen obliege es, die tech­nischen Voraus­set­zungen aufseiten der Endge­räte zu schaffen.

Wer ein Gerät mit Android verwendet, könnte aktuell einen Vorteil haben. Unab­hängig von der verbauten Android-Version sollte die Messages-App von Google LLC auf dem neusten Stand sein.

Dies erreicht man, in dem man im Google Play Store regel­mäßig nach Updates schaut bzw. das auto­mati­sche Updaten instal­lierter Apps erlaubt. Ist auf dem Handy eine SMS-Nach­richten-App des Gerä­teher­stel­lers instal­liert, sollte test­weise die Google Messages App aus dem Play Store nach­instal­liert und gegen die Original App ausge­tauscht werden. Unter Einstel­lungen (drei Punkte)/Erwei­tert findet man die Warn­ein­stel­lungen und kann auch Test­nach­richten akti­vieren.

Telekom mit Anlei­tung

Die Telekom bietet aktuell im Netz eine Anlei­tung zum Down­load an, wie man Test-Meldungen ausschalten kann.

Damit können Inter­essierte auch heraus­finden, ob sie mögli­cher­weise schon Nach­richten empfangen können und diesen Test­modus bewusst einschalten oder sogar einen lokalen Test-Alarm auslösen.

Problem­fall Apple

Bei Apple gibt es aktuell noch ein Problem. Die iOS-Versionen 15.x und früher können mit SMS-CB in Deutsch­land wohl nichts anfangen. Die kommende Version 16.x, die heute offi­ziell vorge­stellt wird, soll es können, aber in der finalen Beta-Version "8" haben wir es noch nicht gefunden.

Even­tuell bedarf es noch eines SIM-Profil-Updates durch Apple und die Netz­betreiber. Apple verrät in einem Support-Doku­ment, wie es gehen müsste, z.B. in den Nieder­landen oder in den USA.

SMS-CB wird am 8. Dezember nicht überall funk­tio­nieren

Beim BBK macht man schon jetzt klar, dass selbst am verscho­benen Test-Tag am 8. Dezember 2022 noch nicht alle Handys die Nach­richten auswerten können und schiebt sicher­heits­halber die "Schuld" auf die Gerä­teher­steller. Wört­lich: "In der Test­phase von Cell Broad­cast ist noch kein voll­stän­diger Wirk­betrieb vorge­sehen."

Das BBK empfiehlt die App Nina (für Android oder iOS) oder Katwarn (für Android oder für iOS) auf dem Handy zu instal­lieren.

Zuviel Alar­mie­rung?

Der Nach­teil der Apps Nina und Katwarn soll nicht verschwiegen werden: Es werden mitunter auch Dinge alar­miert, die nur einen kleinen "Kunden­kreis" betreffen. Bei allen Unwet­ter­war­nungen kann es (zum Glück) immer wieder vorkommen, dass beispiels­weise der ange­kün­digte Stark­regen vor Ort ausfällt aber viel­leicht anderswo umso heftiger nieder geht.

Wer sich zum Thema Cell-Broad­cast tiefer­gehend infor­mieren möchte, findet auf einer Über­sichts­seite weitere Details dazu.

Mehr zum Thema Cell Broadcast