Themenspezial: Verbraucher & Service Warnsystem

Cell Broadcast: Die Warnung aus der Funkzelle

Cell Broad­cast wird oft mit der SMS verwech­selt - dabei geht die darüber versen­dete Kata­stro­phen­war­nung eben nicht an Handy­num­mern, sondern direkt an alle Handys, die in die Funk­zelle einge­bucht sind.
Von dpa /

Bislang setzte die Bundes­regie­rung bei drohenden Kata­stro­phen vor allem auf Warn­hin­weise über die Medien und Apps wie NINA und Katwarn für die direkte Ansprache der gefähr­deten Menschen.

Die Warn-Apps sind bislang aber nur auf relativ wenigen Smart­phones instal­liert. Und insbe­son­dere ältere Bürge­rinnen und Bürger besitzen mögli­cher­weise nur ein Handy, aber kein geeig­netes Smart­phone. Daher kommt nun die Technik Cell Broad­cast ins Spiel, die in allen Mobil­funk­stan­dards veran­kert ist, vom alten GSM bis zum aktu­ellen 5G.

Warnung an alle einge­buchten Handys

Auch in LTE- und 5G-Netze lässt sich Cell Broadcast implementieren Auch in LTE- und 5G-Netze lässt sich Cell Broadcast implementieren
Bild: dpa
Bei Cell Broad­cast werden nicht einzelne Rufnum­mern (wie bei der SMS) ange­spro­chen. Die Warn­hin­weise gelangen viel­mehr auf alle Mobil­funk­geräte, die in der Funk­zelle einge­bucht sind. Solange die Warnung aufrecht­erhalten bleibt, werden auch Geräte erreicht, die sich neu einbu­chen. Und selbst wenn das Handy stumm geschaltet ist, sind die Warn­mel­dungen via Cell Broad­cast kaum zu über­hören.

Ähnlich wie beim UKW-Radio kann niemand fest­stellen, wer die Warn­mel­dungen empfangen hat. Im Gegen­satz zur SMS oder modernen Messenger-Systemen gibt es keinen Rück­kanal. Daher gilt Cell Broad­cast als ein sehr daten­schutz­freund­liches Warn­system.

Funk­zelle muss intakt sein

Die Warnungen via Cell Broad­cast errei­chen die Empfänger aller­dings nur, solange die Funk­zellen senden. In extremen Situa­tionen wie den jüngsten Hoch­was­ser­kata­stro­phen in Rhein­land-Pfalz oder NRW können die Zellen auch ausfallen, weil die Strom­ver­sor­gung zusam­men­gebro­chen ist oder der Funk­mast wegge­spült wurde.

Die Akti­vie­rung des Cell Broad­cast und der laufende Betrieb sind nicht kostenlos. Zum einen würden bei den Provi­dern schät­zungs­weise 20 Millionen Euro anfallen, um die notwen­digen Arbeiten im Kern­netz vorzu­nehmen. Dort müssten die Anten­nen­stand­orte regio­nalen Warn­gebieten zuge­ordnet werden. Außerdem müssen die tech­nischen Schnitt­stellen zu den Behörden einge­richtet werden. Dazu kommen laufende Kosten in geschätzter Höhe von zehn Millionen Euro jähr­lich. Selbst wenn Politik und Provider an einem Strang ziehen, dürfte es rund ein Jahr dauern, bis das System steht und einsatz­bereit ist.

Nachdem Cell Broad­cast vor 20 Jahren in Deutsch­land kurz genutzt wurde und dann lange tot war, wird nun an einer Reak­tivie­rung für den Kata­stro­phen­schutz gear­beitet. Weitere Infos zur Technik finden Sie auf unserer Ratge­ber­seite zu Cell Broad­cast.

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