Glasfaserausbau: Neue Kooperationen für schnelles Internet
Jan Timmermann, Vattenfall Wärme Berlin, Marco Sick, Vattenfall Eurofiber, Alf Aleithe, berlinovo und Eric Kuisch, Eurofiber (v. l. n. r.) wollen in Berlin 500000 Haushalte mit Glasfaser versorgen
Foto: Vattenfall Eurofiber
Hinter Glasfaser Nordwest stehen die Deutsche Telekom und der Energieversorger EWE. Seit Ende 2019 bauen sie gemeinsam zwischen Osnabrück und Hamburg Glasfasernetze. Dagegen haben sich die Konkurrenten Vodafone und Deutsche Glasfaser vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf beschwert. Der Ausbau von Glasfaser Nordwest würde andere Anbieter abschrecken. Nicht zum ersten Mal wird sich über das Joint Venture beklagt. Die Stadtwerke Emsdetten ärgerten sich Anfang des Jahres über monatelange Verhandlungen über den Zugang zum Netz der Glasfaser Nordwest, während die Telekom-Tochter osnatel bereits in die Vermarktung getreten war.
Neues Joint Venture startet in Berlin
Jan Timmermann, Vattenfall Wärme Berlin, Marco Sick, Vattenfall Eurofiber, Alf Aleithe, berlinovo und Eric Kuisch, Eurofiber (v. l. n. r.) wollen in Berlin 500000 Haushalte mit Glasfaser versorgen
Foto: Vattenfall Eurofiber
Besser wollen es Vattenfall und Eurofiber machen. Das neue Joint Venture will bis Ende 2026 mehr als 500.000 Berliner Haushalte und Unternehmen an sein Glasfasernetz anschließen, das für die Dienstleistungen Dritter offensteht (Open Access). Der Startschuss fällt in Spandau. Hier werden die Mieter der Immobiliengesellschaft berlinovo mit FTBB/H-Anschlüssen versorgt.
Wenn das Pilotprojekt in München und Augsburg erfolgreich verläuft, wollen Nelson Killius, Sprecher der M-net Geschäftsführung, und Janine Venhoff, Regionalleiterin München Immobilienservice von Vonovia, in weiteren Regionen Glasfasernetze errichten
Foto: M-net/Jonathan Sage
Beim Bau will Vattenfall Eurofiber vorhandene Kapazitäten der Fernwärmekanäle des Energieversorgers nutzen, um möglichst wenig Tiefbau betreiben zu müssen. Eurofiber betreibt seit 20 Jahren in den Niederlanden, Belgien und Frankreich eine Open-Access-Infrastruktur. Alleiniger Anteilseigner des neuen Joint Ventures ist der Investor Antin Infrastructure Partners.
Gemeinsam für mehr Glasfaser in Hessen
Zwar kein Joint Venture, aber eine Kooperation für den Anschluss von 1400 Wohneinheiten in München und Augsburg haben M-net und Vonovia vereinbart. Vonovia baut die Wohneinheiten auf der sogenannten Netzebene 4 – also vom Keller bis in die Wohnungen – mit Glasfaser aus. M-net bindet die Haushalte an das eigene Glasfasernetz an und bietet Gigabit-Internet, Festnetz-Telefonie und IPTV an. Die ersten Gebäude sollen bereits in diesem Monat angeschlossen werden.
„Der unterzeichnete Rahmenvertrag bildet die Grundlage, um auch künftig weitere Glasfaserpotenziale im gemeinsamen Verbreitungsgebiet schnell und unkompliziert mit der zukunftsweisenden Anschlusstechnologie FTTH zu erschließen“, stellt Nelson Kilius, Sprecher der M-net-Geschäftsführung, eine Ausweitung der Kooperation in Aussicht. Vonovia zählt rund eine Million Mieter. Doch auch hier wird ein Open-Access-Ansatz verfolgt, sodass M-net über kurz oder lang nicht der einzige Diensteanbieter sein könnte.
Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus und Thorsten Dirks, CEO von Deutsche Glasfaser, wollen bis 20230 eine Million Haushalte an die Glasfaser anschließen
Foto: Deutsche Glasfaser
Eine Million Haushalte will die Landesregierung Hessens zusammen mit Deutsche Glasfaser bis 2030 mit Highspeed Internet versorgen. Eine entsprechende Vereinbarung hat Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus mit dem Deutsche-Glasfaser-CEO Thorsten Dirks unterzeichnet. Bis Ende des nächsten Jahres sollen mindestens 150.000 Haushalte sowie nahezu alle Schulen angeschlossen sein.
Mehr Speed für Kabelhaushalte
Kooperation kann auch die Telekom. Ihr Vorzeigeprojekt ist die Gigabitregion Stuttgart. Hier schließt sich der TK-Konzern mit Weinstadt zusammen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, circa 13.000 Haushalten die Möglichkeit eines Glasfaseranschlusses zu bieten“, erklärt Oberbürgermeister Michael Scharmann. Die Stadtwerke Weinstadt bauen das neue FTTH-Netz. Die Telekom wird das Netz betreiben und darüber ihre Produkte vermarkten. Der Baustart ist für 2022 im Stadtteil Strümpfelbach vorgesehen. Er wird voraussichtlich bis 2030 andauern.
Weitere Glasfaserprojekte verfolgt die Telekom in den Städten Kyritz, Neustadt und Wusterhausen sowie in Köngen, Harzgerode und Chemnitz. Insgesamt sollen davon rund 14.600 Haushalte profitieren. Konkurrent Vodafone - und Telekom-Widersacher im Fall Glasfaser Nordwest – ertüchtigt weiterhin sein Kabelnetz. In den vergangenen Wochen profitierten davon rund 14.400 Haushalte. Auch der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus, im Markt unter der Marke Pyur aktiv, rüstet sein Netz auf. In Flensburg können 7500 Haushalte nun mit bis zu 1 GBit/s im Internet surfen. Bislang lag die Maximalgeschwindigkeit im Download bei 400 MBit/s.