Editorial: Erste Schritte zur Normalisierung mit China
Die Rücknahme der Sanktionen gegen Xiaomi ist ein kleiner Silberstreifen am Horizont, bedeutet allerdings noch lange kein Ende des Smartphone-Handelskriegs zwischen den USA und China. Denn Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou steht weiterhin in Kanada unter Hausarrest. Ebenso gelten weiterhin scharfe Sanktionen gegen Huawei, die die Versorgung des Konzerns mit hochintegrierten Smartphone-Chips und Smartphone-Software stark einschränken.
Die Spionage-Vorwürfe gegen Huawei beziehen sich jedoch nicht auf deren Smartphone-, sondern vielmehr deren Netzwerksparte, die Mobilfunk-Basisstationen und -Kernnetzkomponenten verkauft. Die Netzwerksparte kann trotz der Sanktionen weiter liefern, da Huawei die Software selber entwickelt und es sich bei der Hardware zu einem großen Teil um Standard-Server-Hardware handelt, die der Konzern auf den Weltmärkten weiterhin einkaufen kann. Allerdings leidet Huaweis Netztechnik-Geschäft darunter, dass viele mit den USA verbündete Regierungen den Einsatz von insbesondere Huaweis 5G-Technik in ihren Ländern erschweren oder ganz verbieten.
Auf den technologischen Fortschritt konzentrieren
Die Spionage-Vorwürfe gegen Huawei beziehen sich auf die Netzwerksparte des Konzerns
Bild: picture alliance/dpa | Marius Becker
Im Interesse aller Kunden sollte die Entwicklung von Hochtechnologie
wie Mobilfunk-Basisstationen und Smartphones unbeeinflusst von politischen
Querelen der beteiligten Länder erfolgen. Denn nur so können sich die
Entwickler wirklich auf den technologischen Fortschritt konzentrieren
und beispielsweise immer bessere Smartphones konstruieren. Je mehr
künstliche Barrieren und Handelshemmnisse geschaffen werden, desto
öfters "muss das Rad neu erfunden werden", weil jeder Konzern eine
Lösung finden muss, statt das Ideen und Patente ausgetauscht werden.
Soweit die Spionage-Vorwürfe gegen Huawei stimmen, ist es gut, wenn die Regierungen dem nachgehen. Eine Möglichkeit dazu sind Code-Audits, bei denen gezielt nach versteckten Routinen zur Datenausleitung im Code gesucht wird. Huawei hat sich zu solchen Audits bereit erklärt.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der konzeptionellen Absicherung, beispielsweise durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, sodass das Abgreifen von Daten an den Netzwerkknoten gar nicht erst möglich ist. Leider sind es ausgerechnet die Staaten selber, die sich hier Fortschritten in den Weg stellen, weil sie selber nicht auf ihre bestehenden Spionage-Möglichkeiten verzichten wollen, allen voran die berüchtigte Abhörschnittstelle, über die Festnetz- und Handytelefonate mitgeschnitten werden können.