Höttges: 2 Millionen Glasfaseranschlüsse pro Jahr
Bei der Vorstellung von Quartalszahlen geht es in erste Linie darum, die wirtschaftlichen Erfolge des Unternehmens zu betonen. Sie ist oft Stimmungstest und oft tauchen interessante Hintergrundinformationen auf.
Dank an die Mitarbeiter
Nicht unbedingt selbstverständlich: Telekom Chef Tim Höttges nutzte den Termin, der live ins Internet gestreamt wurde, um "einen Dank an Mitarbeiter in den Shops, draußen auf den Masten, oder in den Call-Centern" auszusprechen. Höttges weiter: "Wenn man die Telekom braucht, dann ist sie da. Wir bauen unermüdlich die besten Netze im Festnetz oder Mobilfunk. Danke an alle. Großartig, wie ihr Moment unterwegs seid. Der Erfolg spricht für uns, die Ausrichtung auf die Kunden ist die Triebfeder für ein so starkes Ergebnis."
Telekom Chef Tim Höttges will jedes Jahr 2 Millionen neue FFTH-Anschlüsse bauen.
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Höttges verhehlte nicht, dass 2020 ein schwieriges Jahr war, es gab neue Herausforderungen der Digitalisierung, in der Krise musste mehr denn je vernetzt werden und es bildeten sich neue Arbeitsstrukturen. Über die Wirtschaftszahlen haben wir schon berichtet, interessant noch, dass weltweit 228.000 Mitarbeiter/innen bei der Telekom arbeiten.
Telekom plant großes Musikfestival im Dezember
Unter dem Hashtag "#Lauterwerden" plant die Telekom am 12. und 13. Dezember Stars der deutschen Musikszene in einem großen Online-LiveKonzert zu präsentieren. Damit sollen die Künstler unterstützt werden, die aufgrund des weitgehenden kulturellen Lockdowns massive Probleme haben. Es gäbe großes Interesse von vielen Topstars, aber das genaue LineUp (wer spielt wann und was?) stehe noch nicht fest.
Weiter massiv investieren
Höttges nimmt sich die Zeit, persönlich auf Social Media Plattformen wie LinkedIn oder Instagram aktiv zu sein und da habe er einige Danksagungen bekommen, wie er es in den letzten 20 Jahren nicht erlebt habe.
Trotzdem, so versprach er: "Wir hören nicht auf, massiv zu investieren. Eine Technologieführerschaft ist ohne hohe Investitionen nicht möglich." In diesem Jahr werden 17 Milliarden Euro (ohne Ausgaben für Mobilfunkfrequenzlizenzen) ausgegeben. Damit sieht sich die Telekom als "führender europäische TK-Anbieter".
In den USA habe T-Mobile US eine einzigartige Position. Man liege beim Netzausbau und der Versorgung mit 5G signifikant vor AT&T (2x) und Verizon (3x so gut). Höttges findet, dass der US-Anbieter-Verizon mit der Nutzung von "mmWave" (=26 GHz) auf die schlechtere Technik gesetzt habe. Hier müssen extrem viel kleine Stationen aufgebaut werden, um möglichst viele Kunden erreichen zu können. Dafür lassen sich im Idealfall Downloads von 4-5 GBit/s erreichen.
100-200 Millionen Nutzer mit 5G erreichbar
T-Mobile USA liefere durchschnittlich 300 MBit/s in 400 Städten der USA mit 30 Millionen Einwohnern auf 2,5 GHz. Bis zum Jahresende sollen so 100 Millionen erreicht werden. Ende 2021 sollen es sogar 200 Millionen sein, die mit 5G telefonieren oder surfen könnten, wenn sie ein passendes Gerät hätten und Kunde bei T-Mobile USA wären.
Lage in Deutschland
In Deutschland freut sich Höttges über seinen Trick, vorzeitig Spektrum auf 2,1 GHz von Telefónica gekauft zu haben, "das hat kein Mitbewerber vorher mitbekommen". Damit liege er bei der 5G-Netzversorgung von 50 Prozent der Bevölkerung "signifikant vor Vodafone und Telefónica". Höttges stellte fest, dass 1&1 noch gar nicht mit dem Netzaufbau begonnen habe. Sie könnten sich am Netzausbau der weißen Flecken beteiligen, "dann könnten wir gemeinsam 8000 Stationen aufbauen, jeder baut 2000 Stück", die gegenseitig genutzt werden sollen.
Die Telekom habe 5G auf 3,6 GHz in 20 der größten Städte des Landes aufgebaut. In seinem Bonner Büro konnte er kurz vor der Konferenz 800 MBit/s mit 5G messen.
Ich will mehr Glasfaser
Beim Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur hat Höttges ein simples Ziel: "Ich will mehr", eine stabile Glasfaser basierte Struktur. Sein Ziel ("Benchmark") seien 2 Millionen neue FTTH-Anschlüsse pro Jahr.
Der Ausbau mit Vectoring und Super-Vectoring sei abgeschlossen. Wörtlich: "Hätten wir das so nicht gemacht, hätten wir heute 20-30 Prozent der Bevölkerung mit Glasfaser bis ins Haus (FTTH) und der Rest wäre immer noch unter 16 MBit/s versorgt. Durch das Konzept der Telekom könnten 90 Prozent der Telekom-Kunden heute mit Bandbreiten oberhalb 50 MBit/s erreicht werden und ein "großer Teil" sogar mit 200 MBit/s und mehr.
Höttges unterstrich noch einmal, wie wichtig die digitale Infrastruktur werde. Durch Zusammenarbeit mit Wettbewerbern habe man neue Wege beschritten. Diese Kooperationen sollen ausgeweitet werden. Der langfristig angelegte Deal mit der Telefónica beispielsweise sei von der Bundesnetzagentur ausdrücklich begrüßt worden. Höttges freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit der Telefónica in München.
Sein weiterer Wunschzettel dürfte von den Mitbewerben ohne Abstriche unterzeichnet werden: Mehr Hilfe von der Politik, geringere bürokratische Hürden und die Akzeptanz alternativer Ausbaumethoden, wie z.B. Trenching, was die Ausbaukosten gewaltig reduzieren könne.
Was wurde aus dem Stromangebot von Telekom?
Ausführlich nahm Höttges zu den Fragen von teltarif.de Stellung. Die Telekom war zeitweise im Stromgeschäft (telekom-strom.de) tätig gewesen und bot eine Ladekarte (get-charge [Link entfernt] ) für Elektro-Autos an. Aktuell hat die Telekom noch eigene Ladesäulen, die unter der Marke Comfortcharge.de laufen.
Diese Stromaktivitäten, die von der Funkturmtochter DFMG betreut werden, so Höttges, seien "extrem wichtig" für eine moderne Infrastruktur, mache E-Mobiliät erst möglich, eine CO2 schonendere Verkehrspolitik sei Konsens.
Die deutsche Telekom habe aktuell 23.000 Fahrzeuge und wolle diese "sehr schnell" auf E-Antrieb umstellen. Dazu seien "Tankstellen" notwendig, um laden zu können. "Wir versuchten, was möglich ist. Wir haben über 800 Hauptverteiler (HVt) und 880.000 KVz (Kabelverzweiger), davon können wir etwa 15.000 für Ladestrom erweitern, aber das erfordere hohe Investitionen. Mit insgesamt 17 Milliarden für den Netzausbau habe man alle Hände voll zu tun, mit Glasfaser und 5G. Bei der Elektromobilität sei man noch nicht mit Vollgas unterwegs, würde aber gerne mit Partnern oder staatlichen Mitteln mehr tun. Hier sollte Schritt für Schritt vorgegangen werden.
Per Volksabstimmung gegen Mobilfunk?
teltarif.de ist aufgefallen, dass es Gemeinden gibt, die per Volksabstimmung auf eine Mobilfunkversorgung verzichten wollen, weil sie diffuse Bedenken gegen Mobilfunk haben. Höttges kennt das Problem. Hier seien zusätzliche Informationsveranstaltungen notwendig, man dürfe das Thema nicht ignorieren, der Dialog vor Ort sei wichtig. Man müsse mit dem Bürger sprechen, ihn informieren, und die Angst vor 5G nehmen. Die Telekom habe ihre regionale Strukturen verstärkt und Service-Teams mit einem Service Mobil zur Information auf die Reise geschickt. Gleichwohl sei das ein Thema für die Politik und die Bundesnetzagentur, bis hoch zur Weltgesundheitsorganisation (WHO), denn "als ausbauendes Unternehmen ist man immer ein Stück weit 'Partei' und wird nicht als neutral betrachtet."
Das Nebenkostenprivileg verhindert Wettbewerb
Das sogenannte Nebenkostenprivileg, was den Hausvermietern erlaubt, ihren Mietern einen TV-Kabel-Anschluss über die Miete abzurechnen, "ist ein rein deutsches Privileg, das gibt's in keinem anderen EU-Land". Es führe zur Marktverengung, zu verringertem Wettbewerb, denn oft könne der Kunde nur eine Infrastruktur nutzen.
"25 Prozent der Wohnungsgesellschaften vertreiben nur Kabel", die Verträge hätten teilweise eine Laufzeit von 10 Jahren. Der Glasfaser Ausbau könne den Wettbewerb voranbringen, was aber nur möglich sei, wenn das Nebenkostenprivileg fällt.
Dass Menschen mit weniger Einkommen (z.B. Hartz IV) darunter leiden könnten, hält Höttges für Fake-News: "Es wird günstigere Preise geben, weil es mehr Wettbewerb geben wird".
Dauerthema 5G und Huawei
Eine weitere Frage: Inwieweit stelle ein schneller (5G-)Netzausbau mit Technik von Huawei ein Risiko dar?
Höttges betonte, dass die Telekom im Kernnetz (Core) keine Huawei-Technik verwende, noch vorhandene Funktionen auf Huawei-Basis würden bis zum Jahresende zurückgebaut. Wo Daten oder Informationen aggregiert (zusammengeführt) werden, solle es keinerlei chinesische Ausrüster mehr geben.
Höttges plädierte für die Verpflichtung auf Open RAN (O-Ran) in Zusammenarbeit mit der GSMA (Mobilfunk-Welt-Dachverband), das werde Transparenz im Netz schaffen und er hoffe auf baldige Rechtssicherheit, was verbaut werden darf und was nicht.
Mit Open RAN könne man 2-3-4G Antennen von einem Ausrüster nehmen, müsse aber dann nicht mehr unbedingt die 5G vom gleichen Ausrüster dazu kaufen. Höttges hält neue Hersteller wie Samsung, Fujitsu und andere für denkbar. Auch die Zukunftssicherung des Standortes Deutschland sei möglich. Man solle unabhängiger von asiatischen Ausrüstern durch Technologie und Software werden.
Konkurrenz durch Starlink?
Der US-Vorzeige-Unternehmer Elon Musk (Tesla.com) plant, sein Starlink-Satelliten-System (Internetversorgung per Satellit) in Deutschland zu starten. Die Telekom ist seit Jahren mit Starlink in Kontakt. Kann die Technik helfen unterversorgte Gebete zu erschließen?
"Bevor nicht 13.000 Satelliten im All sind, ist das maximal eine Ergänzungstechnologie, keine Substitution". Starlink erfordert terrestrische Infrastruktur, der Datenverkehr müsse auf dem Boden abgeleitet werden. Und hier sei man mit Starlink in der Diskussion.
Höttges gab zu, ein großer Bewunderer von Elon Musk und seinen Ideen zu sein. "Starlink ist eine gute Technologie, wo die Menschen keine Infrastruktur haben." Er wäre bereit, das in Gebieten zu vertreiben, wo die Telekom selbst nichts passendes liefern kann.
Höttges verwies auf die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen SPL: "Wir haben die letzten 4 Jahre im Stillen gearbeitet und können nun ein fliegendes Antennensystem (ähnlich einer Drohne) in 14 km Höhe tragen. Dafür brauchen wir keine besonderen Endgeräte am Boden, denn wir integrieren diese Technik direkt in unser Netz und die Kunden telefonieren mit ihren Smartphones weiter.