Deutsche Telekom: Wachstum trotz Corona
Die Deutsche Telekom legte heute wieder umfangreiches Zahlenmaterial vor. Auch ohne T-Mobile USA und Covid-19 sehen die Zahlen gut aus.
Grafik: Deutsche Telekom
Als Aktiengesellschaft muss die Deutsche Telekom regelmäßig Quartalszahlen vorliegen. Und Telekom-Chef Tim Höttges ist es fast schon ein wenig „unheimlich“: Zum 16. Mal in Folge kann er über steigende Zahlen berichten, selbst in der aktuellen Corona-Situation.
16 Quartale Wachstum
Die Deutsche Telekom legte heute wieder umfangreiches Zahlenmaterial vor. Auch ohne T-Mobile USA und Covid-19 sehen die Zahlen gut aus.
Grafik: Deutsche Telekom
Das rasante Zahlen-Wachstum der Deutschen Telekom geht auch in diesem Quartal weiter: Nach der Fusion der amerikanischen Telekom-Tochter T-Mobile US mit dem damaligen 4. Anbieter Sprint legten die für Borseninvestoren wichtigen „Finanzkennzahlen der Deutschen Telekom“ - wie schon im zweiten Quartal - deutlich zu.
Rechnet man alle Finanzbewegungen (Umsatz) zusammen, ergab sich im dritten Quartal 2020 ein Wert von 26,4 Milliarden Euro (ein Plus von 31,9 Prozent). Schaut man sich die Verdienste vor Steuern und Gewinnen, aber nach Abzug der Leasing-Verbindlichkeiten (EBITDA AL) an, blieben 9,7 Milliarden Euro (plus 49,6 Prozent) übrig.
Funkturmgeschäft boomt
Mit Blick auf das Funkturmgeschäft konnte die Telekom bis zum Ende des dritten Quartals (30.9.) 35.000 Mobilfunkstandorte in Deutschland zählen, 5,3 Prozent mehr als im Jahr davor. Während der Umsatz gegenüber dem dritten Quartal 2019 um 3,8 Prozent auf 248 Millionen Euro stieg, gab es beim bereinigten EBITDA AL ein Plus von 5,0 Prozent auf 149 Millionen Euro.
Auch wenn man die Fusion mit US-Sprint und die Wechselkurse heraus rechnet, gab es noch Wachstum: 2,0 Prozent mehr Umsatz und plus 10,0 Prozent beim bereinigten EBITDA AL.
Prognose angehoben
„Die Deutsche Telekom zeigt Stärke“, sagte Vorstandsvorsitzender Tim Höttges. „Wir erhöhen unsere Prognose dank guter Geschäfte auf beiden Seiten des Atlantiks. Und wir können das, obwohl auch wir in einigen Bereichen die Auswirkungen der Pandemie spüren.“
Am Ende sollen mindestens 35 Milliarden Euro (Ebitda AL) und einen Free Cashflow AL (laienhaft „Geld in der Kasse“) von mindestens 6,0 Milliarden Euro übrig bleiben. Die tollen Zahlen kommen nicht alleine aus den USA. Trotz Belastungen durch Covid-19 sind die Zahlen gestiegen. Aktionäre dürfen sich freuen, die Dividende soll wie versprochen bei 60 Cent je Aktie bleiben.
Ergebnisse in Deutschland
Mit 97.000 neuen Breitbandkunden wuchs die Telekom zwischen Juli und September deutlich stärker als in den Vorquartalen. Rund 15,5 Millionen Anschlüsse im Netz der Telekom sind inzwischen Glasfaser-basiert (also FTTH, FTTB oder FTTC/Vectoring), das sind 1,6 Millionen mehr als ein Jahr zuvor.
Das Fernsehangebot MagentaTV nutzen knapp 3,8 Millionen Kunden, das waren 63.000 neue Nutzer im Quartal und ein Plus von 6,9 Prozent im Jahresvergleich.
Im dritten Quartal gewann die Telekom 192.000 neue Mobilfunk-Vertragskunden unter der eigenen Marke Telekom (also ohne Service-Provider oder Discounter) hinzu.
Die mobile Service-Umsätze (also was auf der Mobilfunkrechnung stand) gingen leicht um 0,5 Prozent im Jahresvergleich zurück. Hauptgrund war deutlich weniger Roaming von Telekom Kunden oder Roaming von Kunden ausländischer Netzbetreiber in Deutschland, weil aktuell weniger gereist wird. Ohne diesen Einfluss wären diese um rund 2 Prozent gestiegen.
Traumland USA
Die amerikanische T-Mobile US durchbrach im dritten Quartal 2020 die Schallmauer von 100 Millionen Kunden. Zwischen Juli und September kamen 2,0 Millionen neue Kunden dazu. Damit ist T-Mobile Nummer zwei auf dem amerikanischen Mobilfunkmarkt.
Die Integration der ehemaligen Sprint bei T-Mobile US verläuft schneller als geplant. Wenige Monate nach der Fusion werden bereits 15 Prozent des Sprach- und Datenverkehrs von bisherigen Sprint-Vertragskunden über das Netz der neuen T-Mobile abgewickelt. Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen Synergien (Ersparnis durch gegenseitige Vorteile) in Höhe von 1,2 Milliarden Euro, vor allem weil das Netz und der Vertrieb zusammengelegt werden.
Europa – Gesellschaften zeigen sich robust
Die europäischen Landesgesellschaften der Telekom wachsen weiter. Das bereinigte EBITDA AL betrug 1,1 Milliarden Euro, Corona zum Trotz. Der Umsatz lag mit plus 0,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro stabil auf Vorjahresniveau.
Telekom hat in Europa 171.000 neue Mobilfunkkunden bekommen, dazu kommen 60.000 neue Breitbandkunden, speziell in Griechenland und Ungarn lief es gut. 258.000 Kunden buchten das Bündelprodukt aus Festnetz und Mobilfunk („MagentaEins“) dazu. Jetzt sind das 50 Prozent der Breitbandhaushalte.
Sorgenkind Systemgeschäft – Wertberichtigung Rumänien
Die Groß- und Systemkundensparte T-Systems litt unter Covid 19 am meisten, 24,9 Prozent weniger Aufträge, es blieben noch 700 Millionen übrig. Der Umsatz fiel (angepasst) auf 1 Milliarde Euro. Das bereinigte EBITDA AL lag um 16,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Viele Firmen stellen wegen knapper Kassen durch die Pandemie ihre IT-Kosten auf den Prüfstand, was T-Systems als Dienstleister besonders traf.
Das sorgte für Schattenseiten bei den präsentierten Zahlen: Zwar stieg das operative Ergebnis, unterm Strich rutschte der Konzerngewinn um 40,3 Prozent auf 817 Millionen Euro ab. Grund waren daneben auch Wertberichtigungen beim Mobilfunkgeschäft in Rumänien.
Starkes Wachstum in den Niederlanden
T-Mobile Netherlands (TMNL) konnte 62.000 Mobilfunk-Vertragskunden dazu gewinnen.
Die Telekom Aktie notierte in Frankfurt um 10.45 Uhr bei 15,16 Euro pro Stück und gab im Laufe des Tages leicht auf 15,05 Euro (um 12.23 Uhr) nach.