Telekom: Neuer Deutschland-Chef stellt Glasfaserplanung vor
Beim Netzetag der Telekom trat erstmal der neue Deutschland-Chef der Telekom Srini Gopalan ins Licht der Öffentlichkeit und stellte sich vor.
"Mein Name ist Siri Gopalan, ich bin 51 Jahre alt, ich komme aus Indien und lebe seit 4 Jahren mit meiner Frau und 2 Kindern in Bonn", stellte sich der neue Deutschland Chef der Telekom in fehlerfreiem Deutsch vor. Gopalan war zunächst für das Europa-Geschäft zuständig - jetzt Deutschland. Es sei eine große Ehre für ihn diese Aufgabe zu übernehmen. Er entschuldigte sich, dass er mehr deutsch verstehe, als er derzeit spreche, aber er lerne regelmäßig intensiv deutsch.
Vortrag in denglisch
Der neue Deutschland-Chef der Telekom, Srini Gopalan informiert sich regelmäßig über den Ausbaustand bei Glasfaser der Telekom.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Dann setzte er seinen Vortrag in englisch und "denglisch" (ein englischer Text, in dem deutsche Begriffe eingefügt wurden, für die es keine sinnvolle englische Übersetzung gibt) fort. Gopalan bekräftigte die früheren Aussagen von Höttges: "Vectoring hat einen substantiellen Unterschied gemacht", denn Deutschland hat in 80 Prozent des Landes bereits über 50 MBit/s, also "Hispeed for many, Gigabit for a few". Hätte man das anderes gemacht, gäbe es jetzt vielleicht 30 bis 40 Prozent schnellste Glasfaser und der Rest hätte quasi nichts.
Homeworking bringt Anstieg im Datenverkehr
Die Telekom konnte im Vergleich zu den Vorjahren die Kundenzufriedenheit nochmals deutlich steigern.
Grafik: Deutsche Telekom
Der unterbrechungsfreie Übergang zum "Homeworking" habe einen gewaltigen Anstieg beim Datenverkehr bewirkt. Dabei sind nicht nur die Datenmengen im Festnetz, sondern auch überraschenderweise sei die Sprachtelefonie im Festnetz stark angestiegen. Die Telekom sei der "Ackergaul of Digitalisation in Deutschland".
Deutschland am teuersten beim Glasfaserausbau
Deutschland hat im internationalen Vergleich die höchsten Ausbaukosten für Glasfaser, folglich ist die Ausbauquote noch sehr gering.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Deutschland, so hat Gopolan herausgefunden, ist eines der teuersten Länder bei Ausbau von Glasfaser. Kostenursachen seien die komplexen Genehmigungsverfahren, insbesondere der teure Tiefbau anstatt günstigem Trenching. Als Europa-Chef der Telekom konnte er dort die Glasfaserpenetration auf 35 Prozent steigern und möchte diesen Erfolg auch in Deutschland wiederholen und ausbauen.
Glasfaser ist ein lokales Geschäft
Aber: "Glasfaser ist komplett anders als Mobilfunk oder ein Kupfer-Netz. Glasfaser", so die Erkenntnis "ist ein durch und durch lokales Geschäft. Da braucht man örtlich angepasste Strategien und Beziehungen vor Ort."
Oder genauer: Ohne Partnerschaften vor Ort geht das nicht. Ein Beispiel ist die Kooperation mit der Stadt Münster, was Sebastian Jurczyk von den Stadtwerken Münster per Videozuschaltung bestätigte. Die Kooperation sei bis 2030 wegweisend für die Stadt.
Gopalan lobte das Joint-Venture mit EWE, die Glasfaser Nordwest. 70.000 Hausanschlüsse wurden bereits vermarktet, 230 km Glasfaser bereits verlegt, 12.000 Haushalte sind bereits ausgebaut und anschließbar (Fachbegriff: "Homes passed") etwa in Cloppenburg (Niedersachsen), man arbeitet vor Ort mit lokalen Partnern zusammen
Augenmerk: Neubaugebiete
Die Glasfaserziele der Telekom
Grafik: Deutsche Telekom
Gopalan richtet sein Augenmerk auf Neubaugebiete, hier sollten die Häuser direkt mit FTTH angebunden werden. Der Prozess sei nicht einfach. Oft dauere der Bau länger, als eigentlich geplant. Bundesweit wurden 35 sogenannte "Lifecycle Teams" über das Land verteilt, welche die Funktion Bauherrenservice, bis hin zu konkreten Aufbau ("Rollout") begleiten und das Timing ist wichtig. Die neue Strategie der Telekom sei auf lokale Segmente ausgerichtet.
Viele Ausschreibungen gewonnen
In Bayern habe die Telekom 85 Prozent der Ausschreibungen gewonnen, bundesweit seien es etwa 80 Prozent. Gopalan appellierte die öffentlichen Fördergelder verantwortungsvoll auszugeben. Man könne mit dem Geld nicht einfach so umspringen, weil es öffentliches Geld ("public money") sei. Das Problem: Wenn zu viel Förderung auf einmal in den Markt kommt, steigen die Tiefbaupreise noch stärker. Eine Überhitzung droht, daher die Forderung nach einer schlauen Dosierung, konkret: Die staatliche Fördersumme solle maximal 1 Milliarde Euro pro Jahr betragen, denn auch nach 2023 werde es noch unversorgte Gebiete geben, da seien sich BREKO, VATM, Bitkom, und ANGA einig.
Bis Ende 2023 will die Telekom 3000 Gewerbegebiete fertig zum Ausbau und voll vermarktet haben, schon heute seien 603 Gebiete erschlossen, es wurden bereits 2.400 km Glasfaser verlegt.
Deutschlands heiliger Vorgarten
Der Vorgarten der typischen Deutschen ist ein Heiligtum. Der Weg für die Glasfaser wird mit einer Erdrakete "freigeschossen".
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Aus Bornheim bei Köln meldete sich der Technik-Chef Walter Goldenits, wo ins Haus Nummer 26 der 500.000ste Glasfaser-Anschluss gelegt wurde. "Wir haben das Programm verdoppelt und die Schlagzahl erhöht." Da nichts so heilig wie der deutsche Vorgarten (mit Gartenzwerg) sei, werden zum Verlegen der Kabel sogenannte Erdraketen eingesetzt.
Mit Trenching 3km, ohne 300m pro Tag
Mit Trenching könne ein Bauteam 3 km pro Tag ausbauen, ohne Trenching schaffe der gleiche Bautrupp nur 300 m pro Tag. "Um Glasfaser zu bauen, brauchen wir einen klaren Plan. Glasfaser ist für uns die Priorität 1, 2 und 3." Gopalan kümmere sich persönlich jede Woche um den Fortschritt bei FTTH. Wichtig ist nicht nur ein guter Plan, sondern auch neue Einstellung. Wörtlich: "Wir haben begonnen, die Heilige Kuh zu hinterfragen."
Es reiche aber nicht, "wenn sich die Telekom ändert. Wir brauchen die Unterstützung von Politik und Gesellschaft. Denn Glasfaser ist nicht nur ein neues Netz, Glasfaser ist unsere Zukunft."
Was Gopalans Chef zur aktuellen Lage sagt, haben wir bereits vorgestellt.