Ausbau

FTTH: Auch die Telekom baut Glas­faser bis zum Kunden - wenn es passt

Auch die Telekom baut FTTH-Netze. Über ein kleines, aber interessantes Projekt berichtet sie jetzt in einem Video. Dabei handelt es sich um ein kleines Dorf im Allgäu.
Von Thorsten Neuhetzki

Glasfaserleitungen bis ins Haus - hier bei der Münchner M-net Glasfaserleitungen bis ins Haus - hier bei der Münchner M-net
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Wenn man pauschalisieren will, sieht die Breitband-Ausbauwelt derzeit so aus: Die Telekom baut nur VDSL-Anschlüsse, die Wettbewerber legen das Glasfaserkabel bis zum Kunden. Wie es aber oft mit Pauschalisierungen ist, stimmt auch hier weder die eine noch die andere Aussage komplett. Während auch die Wettbewerber mehr VDSL-Anschlüsse (statt FTTB/H) errichten, als sie in ihrer Öffentlichkeitsarbeit zugeben, wird auch bei der Telekom hier und da das Glasfaserkabel bis zum Kunden verlegt. Über ein - zugegebenermaßen kleines - Projekt hat die Telekom jetzt selbst in einem Video berichtet. Wir haben dieses am Ende des Artikels eingebunden.

Bei dem Ausbauprojekt handelt es sich um den Ortsteil Dietringen der Gemeinde Rieden am Forggensee. Die Besonderheit hier: Der Ortsteil ist so klein, dass es günstiger war, die Glasfaserleitungen ins Haus zu verlegen als ein neues Multifunktionsgehäuse (MFG) für VDSL zu errichten. Doch die Telekom betont: Wirtschaftlich sei der Ausbau nicht. Daher kam er auch nur im Rahmen eines Förderprojektes durch das Land Bayern zustande. Anders sei das Projekt nicht zu realisieren gewesen.

Telekom überlegt bei jedem Ausbaugebiet neu, wie dieses erschlossen wird

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Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Bemerkenswert ist der Ausbau vor allem, weil die Telekom sich in ihrem Ausbauprogramm eigentlich auf das sogenannte FTTC (Fiber to the Curb) konzentriert hat, also den Ausbau von VDSL bzw. VDSL Vectoring. Hier wird auch in Glasfaserleitungen investiert, die letzten (mehrere hundert) Meter bis zum Kunden allerdings die alte Kupferdoppelader genutzt. "Wir bauen alles", sagt Telekom-Sprecher Markus Jodel in dem Video aus Dietringen. "Wir gucken uns jedes einzelne Ausbaugebiet an und überlegen dann, wie wir die maximal mögliche Geschwindigkeit herstellen können. Danach entscheiden wir, welche Technik wir ausbauen."

Im Eigenausbau, also dem nicht geförderten Ausbau, baue die Telekom in der Regel FTTC. Ausnahmen seien jedoch Neubaugebiete. Hier wird auch heute schon auf Kosten der Telekom Glasfaser bis zu den Kunden in die Wohnung verlegt.

Echtes Glasfasernetz für 25 Haushalte

Dass die Telekom in Dietringen echte Glasfaser-Anschlüsse verlegt, liegt an der Ausschreibung der Gemeinde. 27 Haushalte sollten Anschlüsse mit bis zu 100 MBit/s im Downstream bekommen. Der nächste Knotenpunkt, auf den die Telekom zugreifen konnte, war Roßhaupten in etwa drei Kilometer Entfernung. Diesen als VDSL-MFG zu nutzen war aufgrund der Entfernung nicht möglich, das Glasfaserkabel musste also ohnehin bis in das Dorf verlegt werden. "Für 27 Haushalte lohnt sich aber der Aufbau eines neuen MFG nicht. Deshalb wurden die Haushalte direkt mit Glasfaser angeschlossen." Doch offenbar war nicht jeder begeistert davon, dass die Telekom eine neue Leitung ins Haus verlegen wollte. Nur 25 Haushalte haben die dafür notwendige Nutzungsvereinbarung für lichtwellenleiterbasierte Grundstücks- und Gebäudenetze (NVGG) unterzeichnet.

Experte: Maximal vierstellige Zahl an neuen FTTB/H-Anschlüssen

Wie viele "echte" Glasfaseranschlüsse die Telekom pro Jahr wirklich baut, ist unklar. Der Konzern hat sich dazu entschlossen, die eigenen Anschlusszahlen nicht mehr auf die einzelnen Anschlussformen herunterzubrechen, sondern VDSL, FTTB und FTTH unter dem Begriff Glasfaseranschluss zusammenzufassen. Auch auf Nachfrage im Rahmen des Ausbaus in Dietringen nannte die Telekom uns keine Zahlen abseits der 25 Haushalte in dem Ort. Nach Informationen von teltarif.de schließt die Telekom jedoch vermehrt Neubauprojekte sowie Neubausiedlungen mit echten Glasfaserleitungen an, wenn die Rahmenkonditionen stimmen. Nach Einschätzung des TK-Experten Professor Torsten J. Gerpott hat die Telekom im vergangenen Jahr höchstens eine vierstellige Zahl echter Glasfaseranschlüsse neu gebaut.

Telekom-Kunden, die um jeden Preis einen Glasfaseranschluss bis ins Haus haben wollen, können zudem am Programm "Mehr Breitband für mich" (MBfm) teilnehmen. Hier erstellt die Telekom ein individuelles Angebot für einen Glasfaser-Anschluss. Details dazu haben wir in einer Meldung zusammengefasst.

Telekom-Video: FTTH in Dietringen

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