zerregelt

Editorial: Auf der Suche nach der Roaming-Lösung

Vodafone führt kostenloses Datenroaming ein - aber nicht für alle
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Auch im Ausland entspannt E-Mail checken - mit der neuen Vodafone-Roaming-Option zumindest theoretisch möglich. Vodafone ReiseFlat Data: Nur wer sich informiert und genau rechnet, profitiert wirklich.
Bild: Vodafone
Über überteuerte Roamingkosten hat nicht nur teltarif.de wiederholt geschrieben. Auch die Politik ist angewidert, auf EU-Ebene sogar so stark, dass sie seit Jahren zunehmend niedrigere Maximalpreise für Roaming-Telefonate innerhalb der europäischen Union vorschreibt. Ein seltener Vorgang, zumal in einem Verbund kapitalistischer Staaten, in dem man eigentlich nicht erwartet, dass eine Regierung den Preis von Brötchen, Kupferrohren oder eben Roaming-Verbindungen vorschreibt.

Langsam scheint den Tk-Unternehmen zu dämmern, dass sie insbesondere mit überhöhten Datenroamingkosten nicht nur die Politik gegen sich aufbringen, sondern auch ihre eigenen Kunden. Die reagieren vielfach mit Verweigerung: Die tollen Funktionen des Smartphone bleiben im Urlaub einfach aus, weil man unmöglich vorhersehen kann, was diese kosten werden. Der Image-Schaden, den eine einzelne Roaming-Horror-Rechnung anrichtet, über die in den Medien berichtet wird, lässt sich schwer quantifizieren, dürfte aber allein in Form von nicht getätigten Umsätzen im sieben- bis achtstelligen Bereich liegen.

Auch im Ausland entspannt E-Mail checken - mit der neuen Vodafone-Roaming-Option zumindest theoretisch möglich. Vodafone ReiseFlat Data: Nur wer sich informiert und genau rechnet, profitiert wirklich.
Bild: Vodafone
Vodafone ist bereits in vielfacher Weise aktiv, den Roaming-Horror-Rechnungen vorzubeugen. Nach eigener Erfahrung unserer Redaktion schickt der Anbieter seinen Kunden eine SMS mit den verfügbaren Datentarifen, wenn dieser im Ausland das mobile Internet nutzen will. Der Kunde muss dann aktiv einen der angebotenen Tarife wählen, bevor er überhaupt eine Datenroaming-Verbindung aufbauen kann.

Trotz zahlreicher Probleme ein "Schritt in die richtige Richtung"

Jetzt kommt bei Vodafone noch ein Preiskonzept fürs Datenroaming hinzu, das die Tarif-Übersichts-SMS und die Freischaltung eines Roaming-Datentarifs durch den Kunden häufig überflüssig machen könnte: 0 Euro - ja wirklich, 0 Euro - Roaming-Zuschlag verlangt Vodafone seit 1. Juni im Tarif Vodafone ReiseFlat Data. Der Kunde zahlt im Ausland für die Datennutzung einfach das, was er zu Hause auch bezahlt hätte. Ebenso gelten dieselben Volumenbeschränkungen: Hat man für den aktuellen Abrechnungsmonat zu viel gesurft, dann greift die Drossel. Voraussetzung: Man verreist in eines der 22 Länder weltweit, in denen es ein Vodafone-Netz gibt.

Probleme gibt es aber am drumherum: So gibt es das 0-Euro-Datenroaming nur für Neukunden und Vertragswechsler und auch nur wenn diese einen bestimmten Tarif in der SuperFlat-Internet-Reihe abschließen oder die Handy-Internet-Flatrate MobileInternet HandyFlat S oder L zu ihrem Vertrag hinzubuchen. Kunden, die einen anderen Tarif mit 24 Monaten Laufzeit abschließen oder "nur" eine Prepaid-Karte kaufen wollen, bleiben außen vor. Zudem wird das Angebot vorerst nur im Sommer, genauer bis 30. September verkauft.

Weiterhin gilt das Angebot nicht für Bestandskunden, zumindest nicht für 0 Euro. Diese können die Konditionen per Option buchen, was knapp 6 Euro monatlich kostet. Immerhin ist die Option monatlich kündbar und läuft nicht zwingend bis zum Laufzeitende des Hauptvertrages, wie das sonst in der Branche und auch bei Vodafone gerne gehandhabt wird.

Sowohl Neukunden als auch Wechsler sollten beachten, dass in Verbindung mit den SuperFlat-Internet-Tarifen oder einer Veränderung von Details am bestehenden Vertrag gerne auch der Sprachtarif Vodafone Reiseversprechen für die Nutzung im Ausland aktiviert wird. Dieser bietet gute Konditionen, wenn man im Ausland häufig lange telefoniert und gerne in Europa oder ein Vodafone-Partnerland verreist, ist aber zum Teil auch deutlich teurer als der Standard-EU-Roamingtarif.

Im Ausland nur Handy-Internet!

Eines der Hauptprobleme der neuen ReiseFlat Data versteckt Vodafone - wie leider auch die Wettbewerber immer wieder gerne - im Kleingedruckten (Fussnote 8 und 9). Der Tarif ist nicht mit Laptop-Datenkarten nutzbar, auch die Modem-Funktion von modernen Smartphones ("Tethering") wird nicht unterstützt. Im Klartext bedeutet dies, dass auch Kunden, die in Deutschland eines der großen Datenpakete mit 1- oder 2-GB-Transfervolumen pro Monat gebucht haben und dieses im Inland flexibel über verschiedene Endgeräte ihinweg nutzen, im Ausland auf das "kleine" Handydisplay beschränkt sind.

Bestandskunden mit einem Tarif in der SuperFlat-Internet-Reihe sollten vor dem Wechsel in die ReiseFlat Data berücksichtigen, dass in ihrem aktuellen Vertrag pro Jahr zweimal eine Woche Datennutzung in Europa inklusive ist. Dieses ReisePaket Data gilt in allen 27 EU-Staaten und einigen weiteren Ländern. Die neue ReiseFlat Data ist auf 22 Länder begrenzt, in denen Vodafone Deutschland über Netzpartner verfügt. Dabei fehlen wichtige Urlaubsregionen wie etwa Skandinavien, Frankreich, Österreich und die Schweiz. Nach dem Wechsel in die ReiseFlat Data muss der Kunde dort dann kostenpflichtig ein ReisePaket Data erwerben, wenn er das mobile Internet nutzen will.

Bitte mehr Transparenz - Und: diese muss nicht unbedingt kostenfrei sein!

Die Beschränkung auf Partnernetze ist noch am ehesten verständlich, denn nur dort kann der Vodafone-Konzern die Kosten kontrollieren. Die zahlreichen weiteren Einschränkungen und Klippen im neuen Angebot zeigen, dass der öffentliche Druck offensichtlich noch nicht groß genug ist, die Roaming-Melkkuh zumindest bei konzerninternem Roaming endgültig zu schlachten, um sie so vom Eis zu holen. Das ist schade, denn Vodafones Initiative, beim Datenroaming die Inlandstarife abzurechnen, ist ein Riesen-Schritt in die richtige Richtung!

Am Ende könnte sogar ein etwas kleinerer Schritt reichen: Ein Daten-Roaming-Zuschlag von 2,50 Euro pro Tag oder ein Sprach-Roaming-Zuschlag von 50 Cent pro Verbindung, maximal 2,50 Euro am Tag, wären durchaus angemessen, um den zusätzlichen technischen Aufwand für netzübergreifende Sprach- und Datenverbindungen abzugelten. Es handelt sich bei den genannten Werten aber um überschaubare Beträge, die niemanden in eine Kostenfalle jagen, auch intensive Roaming-Nutzer nicht.

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