Jobwechsel

Dominique Leroy: Telekom stellt neue Europa-Chefin vor

Erfah­rungen mit Lebens­mit­teln und die Drehung eines verstaubten Provi­ders auf Kunden­ori­entie­rung und Gewinn bereiten den Weg für eine Karriere bei der Telekom in Bonn.
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Dominique Leroy bislang Chefin von Proximus (Belgien) wird neue Europa Vorständin der Deutschen Telekom Dominique Leroy bislang Chefin von Proximus (Belgien) wird neue Europa Vorständin der Deutschen Telekom
Foto: Deutsche Telekom
Die Telekom ist für viele Kunden ein rein deut­sches Unter­nehmen. Doch die Zeiten haben sich geän­dert. Schon lange ist die Deut­sche Telekom zum inter­natio­nalen Player geworden (beispiels­weise in den USA und vielen Ländern Europas), und das macht sich auch an den Führungs­per­sön­lich­keiten fest, die aus allen Teilen der Welt kommen.

Deut­sche Telekom ist inter­national

Dominique Leroy bislang Chefin von Proximus (Belgien) wird neue Europa Vorständin der Deutschen Telekom Dominique Leroy bislang Chefin von Proximus (Belgien) wird neue Europa Vorständin der Deutschen Telekom
Foto: Deutsche Telekom
Wir erin­nern uns an den Telekom-Deutsch­land-Chef Niek Jan van Damme, einen Nieder­länder, dem der Deut­sche Dirk Wössner folgte, der lange Zeit an führender Stelle in Kanada tätig gewesen war. Künf­tiger Deutsch­land-Chef der Telekom wird der gebür­tige Inder Srini Gopalan werden, der bisher das Europa-Geschäft der Telekom erfolg­reich leitete. Bei solchen Gele­gen­heiten dreht sich das Perso­nal­karus­sell.

Nun wurde die neue Euro­pachefin der Telekom gekürt: Sie heißt Domi­nique Leroy, ist 55 Jahre alt und wird neue "Vorständin für das Segment Europa" wie ihr Amt im offi­ziellen Telekom-Sprach­gebrauch heißt. Frau Leroy (spricht sich wie "Lö Roa") tritt die Nach­folge von Srini Gopalan an.

Das freut den Aufsichts­rats­vor­sit­zenden der Telekom, Ulrich Lehner: "Sie bringt das nötige Rüst­zeug mit, die erfolg­reiche Arbeit von Srini Gopalan fort­setzen zu können. Der Aufsichtsrat freut sich über mehr Inter­natio­nalität und mehr Diver­sität im Telekom-Vorstand.“

Ihr Chef wird weiterhin Timo­theus Höttges sein, der Vorstands­vor­sit­zender Deut­sche Telekom, der das wie folgt kommen­tiert: „We won’t stop. Wir freuen uns auf die Zusam­men­arbeit mit Domi­nique im Vorstands­team. Sie kann auf insge­samt über 30 Jahre Erfah­rung in der Konsum­güter- und Tele­kom­muni­kati­ons­indus­trie zurück­bli­cken und kennt unsere Branche wie ihre Westen­tasche. Ich schätze ihre ausge­prägte Markt- und Kunden­ori­entie­rung. Ich kenne Domi­nique Leroy aus vielen Terminen in Brüssel. Dort wird sie uns auch bei der poli­tischen und regu­lato­rischen Arbeit sehr gut unter­stützen.“ Frau Leroy freut sich auf ihre Heraus­for­derung und die Zusam­men­arbeit mit dem Vorstand.

Von Konsum­gütern zum Netz­betreiber mit Kunden­ori­entie­rung

Wie wird man Vorständin? Zum Beispiel so: Nach dem Studium für Wirt­schafts­inge­nieurs­wesen an der Univer­sität Brüssel war Frau Leroy unter anderem für den Konsum­güter-Konzern Unilever tätig, zuletzt als Mana­ging Director für Belgien und Luxem­burg. Wer den Namen "Unilever" auf Anhieb nicht parat hat, kennt bestimmt die Eissorten von Lang­nese, Magnum, Ben & Jerry's, Cornetto oder Cremis­simo. Oder wer öfters in der Küche steht und mit Knorr-Suppen, Saucen, Brühen, Fertig­mahl­zeiten, Grill­saucen oder Ketchup/Mayo hantiert oder wer einen Lipton-Tee genießt, ist immer Kunde von Unilever.

Proximus entstaubt

2011 wech­selte Frau Leroy zum belgi­schen Netz­betreiber Proximus (ehema­lige Belgacom, der ehema­ligen staat­lichen belgi­schen Telecom) und leitete erst einmal das Privat­kun­den­geschäft. Das machte sie gut und stieg deshalb von 2014 bis 2019 zur Chefin (CEO) des Unter­neh­mens auf. Proximus galt in der Branche eine gewisse Zeit als "etwas verstaubt", aber Frau Leroy drehte den Laden wieder ins Plus ("wirt­schaft­licher Turn­around") und verord­nete dem Unter­nehmen ein wesent­liches Ziel: „Kunden­ori­entie­rung“.

Aller­dings fielen bei der notwen­digen Umor­gani­sation und Kosten­reduk­tion bei Proximus etwa 650-1300 Jobs weg (je nachdem, ob man die neuge­schaf­fenen Jobs im ICT-Sektor dagegen rechnet), was den Mehr­heits­eigen­tümer, den Staat Belgien, aufgrund damals anste­hender Wahlen nicht so begeis­terte. Frau Leroy wurde zum Rapport zum belgi­schen Staats­chef bestellt.

Kein Wechsel zu KPN

2019 sollte Frau Leroy an die Spitze des nieder­län­dischen Netz­betrei­bers KPN wech­seln und hatte deshalb vorher einige ihrer Proximus-Aktien verkauft, was ihr den Vorwurf des "Insi­der­han­dels" einbrachte. Die Geschichte konnte aber juris­tisch geklärt werden, aus dem Job in Den Haag wurde dann aller­dings nichts mehr.

Telekom in Europa

In Europa ist die Telekom in vielen Ländern Europas aktiv, die teil­weise noch gar nicht in der EU vertreten sind. Die Telekom ist in Europa oft im Fest­netz und Mobil­funk, teil­weise auch nur im Mobil­funk tätig. Deut­sche Kunden, die in den Urlaub fahren, bleiben dann auch im Urlaub "in der Familie".

Doch der Markt ist turbu­lent, der Preis­druck ("Geht's nicht etwas güns­tiger?") und die Notwen­dig­keit des Netz­aus­baus (mehr Kapa­zität für immer mehr Daten und natür­lich auch der Netz­ausbau der weißen Flecken) stehen auf der Kosten­seite gegen­über. Es bleibt eine span­nende Heraus­for­derung und kann durchaus das Sprung­brett für weitere Aufgaben werden.

Da Frau Leroy aus Brüssel kommt, ist sie auch gut mit der Euro­päi­schen Kommis­sion vernetzt, was in ihrem neuen Job sicher­lich Vorteile haben wird.

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