Virgin Media o2: Bald 2000 Mitarbeiter weniger?
Zwar gehört Großbritannien aktuell nicht (mehr) zur Europäischen Union (EU), liegt aber weiter in Europa, und dortige Entwicklungen können auch schnell auf den Kontinent "durchschlagen".
In Großbritannien hatten sich der Medien-Konzern "Virgin" und o2 zusammengeschlossen. Deren Chef ist auch hierzulande ein "alter Bekannter": Lutz Schüler, einst Vizechef bei VIAG-Interkom und späterer Chef von Unitymedia Deutschland, leitet inzwischen die fusionierte Virgin Media o2.
Quartalszahlen und Personalabbau
Vo2LT die neue Marke von Virgin Media o2 in Großbritannien muss mit 2.000 Leuten weniger auskommen
Screenshot: Virginmedia o2 / teltarif.de
Bei der Vorstellung der Quartalszahlen (Q2/2023) kündigte Virgin-Media-o2-CEO Lutz Schuler an, eine "wirtschaftliche Dynamik aufbauen, die Synergien des Joint Ventures zu realisieren und unsere Netze zukunftssicher zu machen".
Aktuell beschäftigt VMo2 nach eigenen Angaben rund 18.700 Mitarbeiter. Davon könnten "bis zu" 2000 Stellen bis zum Jahresende wegfallen.
Wie u.a. der Nachrichtendienst "TelecomTV" meldet, soll ein Unternehmenssprecher darauf hingewiesen habe, dass der geplante Personalabbau mit den Arbeitnehmervertretern und den Gewerkschaften (z.B. der CWU) "besprochen" werden soll.
Synergie-Effekte nutzen
Durch eine solche Fusion entstehen typischerweise Synergie-Effekte: Weniger Mitarbeiter können eine größere Kundenanzahl verwalten, da die Abläufe ("Prozesse") ja die gleichen sind, und wenn es einmal läuft, dann ist die Kundenzahl nicht mehr so wesentlich.
Wie entstand Virgin Media o2 ?
VMo2 wurde im Juni 2021 durch den Zusammenschluss des britischen Mobilfunkgeschäfts von Telefonica (o2 uk) und des Festnetzgeschäfts von Liberty Global (Virgin Media) gegründet.
Nachdem diese Transaktion unter Dach und Fach war, wurde sofort mit der Zusammenlegung der verschiedenen Abteilung zur Erzielung von Synergien begonnen.
Wie geht es in Großbritannien weiter?
Es scheint einen Trend zu geben, die Zahl der Mitarbeiter bei TK-Unternehmen zu reduzieren. Der jüngste Fall ist VMo2, nachdem der Konkurrent BT Group ebenfalls einen umfangreichen Stellenabbau angekündigt hat. Möglicherweise um einen "Schuldigen" zu finden und von den wahren Ursachen abzulenken, wurden Gerüchte von einer BT-Übernahme durch die Deutsche Telekom gestreut. Die Deutsche Telekom hatte dazu branchenüblich nie Stellung genommen.
Ein britischer Analyst glaubt nun, dass alle Betreiber in UK derzeit darum kämpfen, neue Formen von Einnahmen zu generieren. Mit der Einführung der nächsten Mobilfunkgeneration (5G und bald 6G) werden die Margen weiter gedrückt. Die Kunden zögerten aber deutlich, mehr Geld für ihre "Konnektivität" auszugeben.
Und es droht weitere Unbill: Es könnten in UK weitere Entlassungen kommen, wenn die Zusammenlegung der Geschäfte von Vodafone UK und Three ("3") UK genehmigt wird.
Welche Auswirkungen hat das auf Deutschland?
Bei Vodafone Deutschland, einer Tochter der britischen Vodafone plc, läuft derzeit ein starker Personalabbau, der mit einer Charmeoffensive verknüpft ist. Ob es hierzulande immer und ewig bei vier Netzbetreibern bleibt oder am Ende doch wieder einer aufgibt, ist derzeit ungewiss.
Sollte Vodafone seine Tätigkeiten einstellen oder eine Fusion anstreben, ist mit weiterem Personalabbau zu rechnen. Die deutsche Telefónica (o2) ist für die spanische Mutter hochprofitabel, steht also nicht zur Disposition. Bei Hinzunahme eines schwächeren Partners dürfte es eher dort zu Einsparungen kommen.
Dass sich die Deutsche Telekom einen Konkurrenten "einverleibt", dürfte wohl am ehesten an politischen Bedenken und den Kartellbehörden scheitern.
Gleichwohl ist absehbar, dass auch hierzulande weiter Personal gespart wird und Dienste und Kundenservice durch KI-Lösungen (sprich Selfservice) ersetzt wird. Möglicherweise wird auch die Zahl der Netzbetreiber- oder freien Shops zurückgehen, da reine Provisionsmodelle immer weniger tragfähig sind. Die Bezahlung der Shop-Mitarbeiter rein für ihre Existenz ("Das ist gelebter Kundenservice") dürfte den auf Effizienz gebürsteten Kostenrechnern kaum gefallen.
Die Fusion von Vodafone UK und Three UK gilt in Großbritannien als sehr wahrscheinlich.