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Neuausrichtung: Vodafone streicht 1300 Vollzeitstellen

Im Zuge einer Neuaus­rich­tung will der Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter Voda­fone Deutsch­land jetzt "nur" noch 1300 Voll­zeit­stellen abbauen. Kann der Neustart gelingen?
Von mit Material von dpa

Wir hatten schon darüber berichtet. Im Zuge einer Neuaus­rich­tung will der Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter Voda­fone Deutsch­land jetzt "nur" 1300 Voll­zeit­stellen abbauen, seiner­zeit war noch von "10 Prozent" (= 1600 Stellen) die Rede gewesen.

1300 Stellen im Manage­ment - 400 neue Stellen

Die 1300 Stellen sollen vor allem im Manage­ment, bei Doppel­funk­tionen und in Berei­chen ohne direkten Kunden­kon­takt redu­ziert werden. Es gibt aber auch schwache Licht­blicke: Rund 400 neue Stellen sollen in "kunden­nahen Berei­chen" aufge­baut werden, teilte die Tochter des briti­schen Voda­fone-Konzerns gestern in Düssel­dorf mit. Zu den Berei­chen zählt Voda­fone in etwa Technik, Netz­ausbau und Groß­kunden-Projekte. Effektiv sollen damit nur 900 Voll­zeit­stellen wegfallen, soweit die Jobin­haber auf die neuen Stellen wech­seln können oder wollen. Vodafone möchte einen Neustart. Der Kundenservice soll um 400 Stellen verstärkt werden. Vodafone möchte einen Neustart. Der Kundenservice soll um 400 Stellen verstärkt werden.
Foto: Vodafone
Zuvor hatten die in Düssel­dorf gut vernetzte Rhei­nische Post und die Wirt­schafts­zei­tung "Handels­blatt" darüber berichtet.

Schmerz­hafter Schritt

„Wenn wir unsere Ambi­tionen finan­zieren wollen, müssen wir diesen schmerz­haften Schritt gehen“, zitierte das "Handels­blatt" den "neuen" Deutsch­land­chef Phil­ippe Rogge, der auch Mitglied des Konzern­vor­standes in London ist. Den Angaben zufolge zählt Voda­fone Deutsch­land aktuell 14.230 Voll­zeit­stellen (full time equi­valents). Bei den "Stellen" sind nicht unbe­dingt die iden­tische Anzahl an Personen gemeint, da manche Jobs nur in "Teil­zeit" oder an Dienst­leister vergeben wurden und dann "umge­rechnet" werden.

Voda­fone will sich neu ausrichten

Ziel sei es, den Kunden ein vertrau­ens­vol­lerer Partner zu werden und mit attrak­tiveren Ange­boten im Markt wieder zu wachsen. Dafür stellt sich das Unter­nehmen intern effi­zienter auf und inves­tiert künftig noch stärker in kunden­nahe Bereiche wie Technik, Netz­ausbau und Groß­kunden-Projekte. Gleich­zeitig wappnet sich Voda­fone gegen den welt­weit gestie­genen Kosten­druck, vor allem im Bereich Energie und Kompo­nenten.

Schwie­rige Lage

Der Voda­fone-Konzern hat zuletzt schwie­rige Quar­tale verzeichnet, und auch der mit Abstand wich­tigste Markt Deutsch­land musste dabei Federn lassen. Im dritten Geschäfts­quartal (dauert bei Voda­fone bis Ende Dezember) gelang es den Düssel­dor­fern, ledig­lich 8000 "neue" Mobil­funk­ver­träge nach Abzug von Kündi­gungen an Land zu ziehen. Bei DSL und Kabel verlor Voda­fone Deutsch­land Kunden.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Seit einiger Zeit werfen Kritiker dem Unter­nehmen vor, zur Stei­gerung der Geschäfts­ergeb­nisse und der "Brutto Neute­ilnehmer" (BNT) wenig Rück­sicht auf ihre Kunden zu nehmen. Obwohl die Kritiker schon umfang­rei­ches Beweis­mate­rial vorge­legt haben, ist bislang noch nicht erkennbar, ob und wie die aufge­zeigten Probleme gelöst werden.

Die Aussagen des neuen Chefs klingen im Prinzip gut und richtig. Wird Voda­fone den Mut haben, einen radi­kalen Neustart hinzu­legen? Etwa durch gene­relle Lauf­zeit­ver­kür­zung aller Verträge auf nur einen Monat und künftig eine strikte Tren­nung von Mobil­funk-Vertrag und "güns­tigem Handy"? Kann das klas­sische Provi­sions­modell, das nur an möglichst vielen lang­lau­fenden Neu-Verträgen inter­essiert ist, im Markt Bestand haben? Ist das Modell der Part­ner­agen­turen, die nur Voda­fone-Produkte verkaufen dürfen, heute noch zeit­gemäß?

Kann die Voda­fone-Hotline die Probleme der Kunden verstehen und auch lösen? Wird genü­gend Geld für einen massiven Netz­ausbau (im Mobil­funk in der Fläche und der Kapa­zität und im Kabel-Fest­netz - durch Austausch von Koax-Leitungen gegen echte Glas­faser bis zum Kunden) vorhanden sein?

Viele Kunden wünschen sich darauf verläss­liche Antworten.

Mit WatchOS 9.4 kann auch Voda­fone die Fami­lien­kon­figu­ration der Apple-Watch anbieten.

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