Streaming

Wie Reed Hastings das Streaming revolutionierte

Der Legende nach hat Reed Hastings sich 1997 so sehr über eine Straf­gebühr von 40 Dollar für die verspä­tete Rück­gabe der DVD "Apollo 13" geär­gert, dass er Netflix grün­dete. Nun tritt der Strea­ming-Revo­lutionär ab und hinter­lässt große Fußstapfen.
Von Björn König

Foto: Netflix Reed Hastings hat den Streaming-Markt revolutioniert
Foto: Netflix
Ende der 1990er-Jahre war Strea­ming noch kein großes Thema. Auch nicht für Netflix-Gründer Reed Hastings. Wie die meisten Ameri­kaner ging auch er noch ganz klas­sisch in die Video­thek, um sich eine DVD auszu­leihen. Genauer gesagt zu Block­buster Video. Die Kette war seiner­zeit der unum­strit­tene Platz­hirsch und betrieb alleine in den USA rund 5000 Filialen mit fast 60.000 Mitar­bei­tern. Hastings war ziem­lich sauer, als er sich an einem Tag im Juli zu seinem Unter­neh­mer­freund Marc Randolph ins Auto setzt.

Die Video­thek hat ihm gerade eine Strafe von 40 Dollar aufge­brummt, weil er die DVD "Apollo 13" zu spät zurück­brachte. Hastings war sogar dermaßen verär­gert, dass er dieser frag­wür­digen Straf­gebühr selbst ein Ende setzen wollte. Auf der Rück­fahrt ins Silicon Valley stehen die beiden Freunde auf der State Route 17 im Stau und Hastings grübelt: "Marc, denkst du, dass es möglich ist, DVDs per Post zu verschi­cken, ohne, dass sie kaputt gehen?", fragte er Randolph. Netflix war geboren, aller­dings damals noch mit einem anderen Geschäfts­modell: Dem Verleih von DVDs über das Internet.

Klein aber inno­vativ

Foto: Netflix Reed Hastings hat den Streaming-Markt revolutioniert
Foto: Netflix
Für dama­lige Verhält­nisse war der Katalog noch über­schaubar: Netflix hatte rund 900 DVDs im Angebot, das Angebot verdrei­fachte sich aber in kurzer Zeit. Später führte Netflix eine Mitglied­schaft ein. Für 22 Dollar im Monat gab es ein Flat­rate-Modell, Nutzer konnten zum Fest­preis unbe­grenzt DVDs ordern und es gab keine Zuschläge für verspä­tete Rück­gaben.

Dennoch blieb Block­buster Video der Platz­hirsch in den USA. Als die Dotcom-Blase platzte, stand Netflix vor dem Bank­rott, ein Verkauf an Block­buster Video sollte das Geschäft nach Vorstel­lungen von Hastings und Randolph retten. Deren CEO John Antioco lachte Hastings und Randolph bei einer Präsen­tation aus, als sie das Unter­nehmen für 50 Millionen Dollar an Block­buster Video verkaufen wollten. Eine wirk­lich schlechte Entschei­dung, wie sich später noch heraus­stellte.

Strea­ming war geboren

Zwischen­zeit­lich entwi­ckelte Netflix verschie­dene Analy­sewerk­zeuge, um mehr Einblick in die Sehge­wohn­heiten seiner Abon­nenten zu bekommen. Finan­ziell hielt sich das Unter­nehmen zeit­weise gerade über Wasser und schrieb erst 2003 schwarze Zahlen. Ab 2007 fällte Hastings die Entschei­dung zum Wechsel vom DVD-Abomo­dell in Rich­tung Strea­ming. Das war schließ­lich der entschei­dende Durch­bruch. Ende 2011 zählte Netflix bereits über 20 Millionen Mitglieder.

Die Zukunft war bei Netflix von weiterem Wachstum geprägt, in den Folge­jahren hat sich Netflix nicht nur durch wegwei­sende Technik einen Namen gemacht, auch die Inhalte hatten eine bis dahin kaum gekannte Qualität. Produk­tionen wie "House Of Cards" oder "Orange Is The New Black" sorgten für Furore und waren am nächsten Tag schnell Gesprächs­thema in den Büros. Nun wird die Konkur­renz größer, immer mehr Medi­enkon­zerne stiegen ins lukra­tive Strea­ming-Geschäft ein und machten Netflix seine Führung streitig.

Neues Führungsduo braucht Inno­vationen

Greg Peters und Ted Sarandos müssen Netflix nun ein zweites Mal neu erfinden, um weitere Inno­vationen und Impulse zu gene­rieren. Ob dies letzt­end­lich gelingen wird, ist aller­dings frag­lich. Zwar lieferte der Strea­ming-Gigant kürz­lich posi­tive Zahlen, doch das Umfeld bleibt schwierig. Für die nahe bis mitt­lere Zukunft rechnen viele Bran­chen­beob­achter mit einer Markt­berei­nigung. Entschei­dend bleibt für das Führungsduo, welche Rolle Netflix bei dieser Entwick­lung spielt.

Netflix: 7,66 Millionen neue Nutzer in drei Monaten

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