Wie Reed Hastings das Streaming revolutionierte
Reed Hastings hat den Streaming-Markt revolutioniert
Foto: Netflix
Ende der 1990er-Jahre war Streaming noch kein großes Thema. Auch nicht für Netflix-Gründer Reed Hastings. Wie die meisten Amerikaner ging auch er noch ganz klassisch in die Videothek, um sich eine DVD auszuleihen. Genauer gesagt zu Blockbuster Video. Die Kette war seinerzeit der unumstrittene Platzhirsch und betrieb alleine in den USA rund 5000 Filialen mit fast 60.000 Mitarbeitern. Hastings war ziemlich sauer, als er sich an einem Tag im Juli zu seinem Unternehmerfreund Marc Randolph ins Auto setzt.
Die Videothek hat ihm gerade eine Strafe von 40 Dollar aufgebrummt, weil er die DVD "Apollo 13" zu spät zurückbrachte. Hastings war sogar dermaßen verärgert, dass er dieser fragwürdigen Strafgebühr selbst ein Ende setzen wollte. Auf der Rückfahrt ins Silicon Valley stehen die beiden Freunde auf der State Route 17 im Stau und Hastings grübelt: "Marc, denkst du, dass es möglich ist, DVDs per Post zu verschicken, ohne, dass sie kaputt gehen?", fragte er Randolph. Netflix war geboren, allerdings damals noch mit einem anderen Geschäftsmodell: Dem Verleih von DVDs über das Internet.
Klein aber innovativ
Reed Hastings hat den Streaming-Markt revolutioniert
Foto: Netflix
Für damalige Verhältnisse war der Katalog noch überschaubar: Netflix hatte rund 900 DVDs im Angebot, das Angebot verdreifachte sich aber in kurzer Zeit. Später führte Netflix eine Mitgliedschaft ein. Für 22 Dollar im Monat gab es ein Flatrate-Modell, Nutzer konnten zum Festpreis unbegrenzt DVDs ordern und es gab keine Zuschläge für verspätete Rückgaben.
Dennoch blieb Blockbuster Video der Platzhirsch in den USA. Als die Dotcom-Blase platzte, stand Netflix vor dem Bankrott, ein Verkauf an Blockbuster Video sollte das Geschäft nach Vorstellungen von Hastings und Randolph retten. Deren CEO John Antioco lachte Hastings und Randolph bei einer Präsentation aus, als sie das Unternehmen für 50 Millionen Dollar an Blockbuster Video verkaufen wollten. Eine wirklich schlechte Entscheidung, wie sich später noch herausstellte.
Streaming war geboren
Zwischenzeitlich entwickelte Netflix verschiedene Analysewerkzeuge, um mehr Einblick in die Sehgewohnheiten seiner Abonnenten zu bekommen. Finanziell hielt sich das Unternehmen zeitweise gerade über Wasser und schrieb erst 2003 schwarze Zahlen. Ab 2007 fällte Hastings die Entscheidung zum Wechsel vom DVD-Abomodell in Richtung Streaming. Das war schließlich der entscheidende Durchbruch. Ende 2011 zählte Netflix bereits über 20 Millionen Mitglieder.
Die Zukunft war bei Netflix von weiterem Wachstum geprägt, in den Folgejahren hat sich Netflix nicht nur durch wegweisende Technik einen Namen gemacht, auch die Inhalte hatten eine bis dahin kaum gekannte Qualität. Produktionen wie "House Of Cards" oder "Orange Is The New Black" sorgten für Furore und waren am nächsten Tag schnell Gesprächsthema in den Büros. Nun wird die Konkurrenz größer, immer mehr Medienkonzerne stiegen ins lukrative Streaming-Geschäft ein und machten Netflix seine Führung streitig.
Neues Führungsduo braucht Innovationen
Greg Peters und Ted Sarandos müssen Netflix nun ein zweites Mal neu erfinden, um weitere Innovationen und Impulse zu generieren. Ob dies letztendlich gelingen wird, ist allerdings fraglich. Zwar lieferte der Streaming-Gigant kürzlich positive Zahlen, doch das Umfeld bleibt schwierig. Für die nahe bis mittlere Zukunft rechnen viele Branchenbeobachter mit einer Marktbereinigung. Entscheidend bleibt für das Führungsduo, welche Rolle Netflix bei dieser Entwicklung spielt.