Deutsche Glasfaser: Anschluss nach 3 Jahren noch unfertig
Bei dem Leser kam die Glasfaser nur bis zum Vorgarten
Bild: teltarif.de / Leserzuschrift
Wer in der "Breitband-Wüste" wohnt, profitiert mitunter von aktiven und fähigen Lokal-Politikern: In zahlreichen Kommunen und Landkreisen kümmern sich die Bürgermeister und Landräte aktiv darum, Breitband-Netzbetreiber zu akquirieren, damit die eigenen Bürger vor Ort baldmöglichst Glasfaser bekommen - egal ob eigenwirtschaftlich finanziert oder mit Fördergeldern.
Der anfängliche Enthusiasmus ist meist hoch, wenn die Bürger mit Feuereifer die geplanten Glasfaser-Anschlüsse vorbestellen und nach Erreichen einer gewissen Mindest-Vorvermarktungsquote (beispielsweise von 40 Prozent) dann mit dem Bau begonnen wird. Doch manchmal kann es lange dauern, bis dann der Anschluss wirklich kommt - wie in Paderborn-Neuenbeken.
Kunde wartet seit 3 Jahren auf Anschluss
Ende April schrieb uns ein Bürger von dort:
Ich wende mich an Sie, da wir in Paderborn-Neuenbeken ein Problem mit der Firma Deutsche Glasfaser haben, und vielleicht können Sie uns gegenüber der Firma behilflich sein. [...] Anfang des Jahres 2018 wurde den Bürgern des Ortsteils Neuenbeken vom Bürgermeister der Stadt Paderborn per Brief die Deutsche Glasfaser als Anbieter eines schnellen Internetanschlusses empfohlen. Wir waren nach der Vorstellung der Deutschen Glasfaser durch unseren damaligen Ortsvorsteher, Herrn [...], sehr optimistisch, einen schnellen Internetanschluss zu erhalten und haben 2018 einen Vertrag abgeschlossen. Seitdem warten wir... Glasfaserkabel wurden zwar im Jahr 2020 verlegt. Allerdings liegen die Glasfaserkabel immer noch nicht angeschlossen im Vorgarten.Bei dem Leser kam die Glasfaser nur bis zum VorgartenAnscheinend war die Wahl der Deutschen Glasfaser für ein schnelles Internet keine gute Wahl. Den Bürgermeister der Stadt Paderborn baten wir, keinen weiteren Ausbau des Glasfasernetzes in Paderborn zu genehmigen, solange die bereits abgeschlossenen Verträge und zugesagten Glasfaseranschlüsse nicht realisiert sind. Leider konnte er uns dahingehend keine Hoffnung machen. Auch eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur über die Deutsche Glasfaser hilft leider nicht weiter. Was muss man tun, um die Deutsche Glasfaser dazu zu bewegen, Neuenbeken endlich mit dem zugesagten, schnellen Glasfaseranschluss zu versorgen?
Bild: teltarif.de / Leserzuschrift
Die Reaktionen von Netzbetreiber, Bürgermeister und BNetzA
Der teltarif.de-Leser legte uns auch diverse Schreiben vor, die er auf seine Anfragen erhalten hatte. Von der Deutschen Glasfaser schrieb man ihm, selbstverständlich bestehe das Interesse, den Anschluss fertig zu stellen. Man sei "durchgängig bemüht", die eigenen Planungsdaten einzuhalten. Verschiedene "Faktoren wie zum Beispiel Witterungsverhältnisse" könnten die Baumaßnahmen der Baupartner verzögern. Man bitte weiterhin um Geduld. Der Ausbau in Neuenbeken erfolge übrigens privatwirtschaftlich.
Der Bürgermeister antwortete, mit Blick auf die zeitlichen Verzögerungen des Glasfaserausbaus durch die Deutsche Glasfaser u.a. in Neuenbeken könne er den Unmut "sehr gut nachvollziehen". Man sei derzeit mit dem Netzbetreiber in Gesprächen und es sei kurzfristig eine aktualisierte Zeitplanung sowie eine Information der Kunden zugesagt worden. Gegenwärtig baue die Deutsche Glasfaser in Paderborn "die sogenannte Backbone-Infrastruktur auf", damit Neuenbeken, Benhausen und Dahl überhaupt an das Glasfasernetz angeschlossen werden können.
Der Bürgermeister hofft, dass das "Gesamtprojekt im Laufe des Sommers erfolgreich abgeschlossen wird". Da es sich allerdings um einen eigenwirtschaftlichen Ausbau handele, seien "die Einflussnahmemöglichkeiten der Stadt begrenzt". Dieses gelte auch für den Vorschlag des Kunden, keine weiteren Genehmigungen zu erteilen, denn durch das Telekommunikationsgesetz sei die Stadt verpflichtet, den Leitungsausbau zu gestatten. "Nichtsdestotrotz kann ich Ihnen versichern, dass die Stadt auch weiterhin um einen zügigen Abschluss der Arbeiten bemüht ist", schließt der Bürgermeister seine Ausführungen.
Auch die Bundesnetzagentur schickte eine lange Antwort, in der sie zusammengefasst sagt: Eine gesetzlich fixierte Bereitstellungsfrist für Teilnehmeranschlüsse existiert nicht. Zurzeit erbringt die Telekom Deutschland GmbH die vorgeschriebenen „Grundversorgungsleistungen“ in der Bundesrepublik auf freiwilliger Basis. Gegenüber anderen Anbietern bestehe kein Anspruch auf Grundversorgung. Außerdem habe die Bundesnetzagentur "keine Aufsicht über Telekommunikationsunternehmen". Sie könne ausschließlich "in dem ihr von den gesetzgebenden Körperschaften zugewiesenen Zuständigkeitsbereich tätig werden".
Deutsche Glasfaser entschuldigt sich
Im Namen des Kunden wandten wir uns an die Deutsche Glasfaser und fragten, bis wann der Netzbetreiber die Arbeiten abzuschließen gedenkt und was die Gründe für die Verzögerung seien. Außerdem erkundigten wir uns nach dem mangelhaften Kundenservice und der Aussage von dort, es habe an den "Witterungsverhältnissen" gelegen. Diesen Grund gibt ein Netzbetreiber in der Regel zu Recht an, wenn ein Kunde im Frühling fragt, warum in den zurückliegenden Monaten nichts passiert sei und das Unternehmen dann auf Bodenfrost oder ähnliches verweist. Bei einer Zeitspanne von drei Jahren ist diese Begründung aber unglaubwürdig.
Gegenüber teltarif.de gab ein Sprecher der Deutschen Glasfaser zu, dass hier die Kommunikation mit dem Kunden tatsächlich falsch gelaufen sei, man würde das bedauern und sich entschuldigen. In Neuenbeken handele es sich um etwa 2000 Anschlüsse, die bereits baulich vorbereitet seien, also beispielsweise durch eine Glasfaser-Verlegung bis in den Vorgarten. Normalerweise würde ein Ausbau 18 bis 24 Monate dauern und man entschuldige sich für die Verzögerung.
Man plane eine Fertigstellung aller Anschlüsse nun im Laufe des Sommers. Gerade eben werde der Hauptverteiler mit Licht, also mit Glasfaser-Backbone versorgt. Als Grund für die Verzögerung nannte uns der Sprecher, es gebe in Paderborn seitens der Behörden diverse Anforderungen an die Oberflächenwiederherstellung nach Grabungsarbeiten. Man sei diesbezüglich aber nun in einer Abstimmung mit der Stadt.
Geförderte Ausbaugebiete bevorzugt?
Immer wieder steht beim Breitband-Ausbau ein mehr oder weniger stark ausgesprochener Vorwurf im Raum: Wenn ein größeres Unternehmen wie die Deutsche Glasfaser in zahlreichen Regionen Deutschlands gleichzeitig in geförderten und eigenwirtschaftlich finanzierten Gebieten ausbaut: Kann es sein, dass die Bauarbeiten in den eigenwirtschaftlich finanzierten Gebieten dann manchmal pausiert oder zurückgestellt werden, um die strengeren Auflagen und Zeitvorgaben in geförderten Gebieten einhalten zu können?
Bezüglich der Deutschen Glasfaser konnte der Sprecher sagen, dass dies dort nicht der Fall sei. Den für beide Formen des Ausbaus würden jeweils ganz andere Baupartner engagiert. Es könne in der Praxis also gar nicht vorkommen, dass eine Baufirma aus eigenwirtschaftlich finanzierten Gebieten abgezogen wird, um die Zeitvorgaben in geförderten Gebieten zu schaffen.
In einem separaten Bericht zeigen wir auf, wie der Glasfaser-Ausbau auch ohne Fördergelder durchgeführt wird.