Zurückgerudert

Niedersachsen gibt doch wieder Geld für Breitbandausbau

Im Sommer hatte Nieder­sach­sens Landes­regie­rung zum Ärger vieler das Aus ihrer Breit­band-Förde­rung verkündet. Jetzt lenkt das Land ein und stellt doch mindes­tens 80 Millionen Euro zur Verfü­gung.
Von dpa /

Niedersachsen gibt doch weiterhin Geld für den Breitbandausbau Niedersachsen gibt doch weiterhin Geld für den Breitbandausbau
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Nieder­sachsen will den Ausbau von Anschlüssen für schnelles Internet nun doch weiter mit einem Landes­anteil fördern. Das kündigten die Regie­rungs­frak­tionen von SPD und Grünen am Dienstag an. Im Juli hatte Digi­tali­sie­rungs­minister Olaf Lies (SPD) noch erklärt, für eine Fort­set­zung der Unter­stüt­zung fehle das Geld. Ein Bündnis ange­führt vom Land­kreistag hatte das kriti­siert und gewarnt, ohne eine Kofi­nan­zie­rung des Landes bekomme Nieder­sachsen auch kein Geld mehr vom Bund für den Glas­faser­ausbau.

Zur Höhe der geplanten Förde­rung im Jahr 2024 gab es unter­schied­liche Angaben. SPD und Grüne teilten mit, es stünden 80 Millionen Euro bereit. Damit könnten alle vorlie­genden Anträge bedient werden. "Wenn im Laufe des Verfah­rens erkennbar ist, dass dafür weitere Mittel benö­tigt werden, wird auch nach­gesteuert", sagte SPD-Frak­tions­chef Grant Hendrik Tonne. Das zustän­dige Minis­terium sprach von bis zu 120 Millionen Euro. Konkret gehe es um Anträge aus den Land­kreisen Osna­brück, Cuxhaven, Uelzen, Celle und dem Heide­kreis.

Minister Lies sieht in der Entschei­dung ein starkes Signal insbe­son­dere für den länd­lichen Raum. "Wir sind in Nieder­sachsen im Bundes­län­der­ver­gleich auf einem Spit­zen­platz beim Glas­faser­ausbau, und da wollen wir auch bleiben", sagte der SPD-Poli­tiker.

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Nach Angaben des Minis­teriums haben bisher 78 Prozent der Gebäude in Nieder­sachsen einen Gigabit-Anschluss. Nach Abschluss aller bekannten Maßnahmen sollen es knapp 87 Prozent sein. Gigabit-Anschlüsse - neben Glas­faser können das auch TV-Kabel sein - gewähr­leisten eine Geschwin­dig­keit von mindes­tens 1000 Megabit pro Sekunde. Die Quote der Glas­faser-Anschlüsse liegt bisher bei 41 Prozent aller Gebäude.

Kommunen reagieren erleich­tert

Der Nieder­säch­sische Land­kreistag (NLT) erklärte, das von ihm koor­dinierte Bündnis "Glas­faser­land Nieder­sachsen" trage Früchte. Die Fort­füh­rung der Förde­rung sei "eine sehr gute Nach­richt für den länd­lichen Raum", sagte NLT-Präsi­dent Sven Ambrosy (SPD). Jetzt komme es darauf an, auch in den Folge­jahren die Kofi­nan­zie­rung der zur Verfü­gung stehenden Bundes­mittel durch das Land Nieder­sachsen und die betrof­fenen Kommunen zu sichern.

Die Unter­neh­mer­ver­bände (UVN) spra­chen von einer wich­tigen und drin­gend notwen­digen Entschei­dung für den Standort Nieder­sachsen. Aller­dings müsse der eigen­wirt­schaft­liche Ausbau oberste Prio­rität haben. "Die Landes­för­derung sollte vor allem bei der Erschlie­ßung in der Fläche unter­stützen, in der eigen­wirt­schaft­liche Inves­titionen durch Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen nicht zu erwarten sind", sagte UVN-Haupt­geschäfts­führer Volker Müller.

Poli­tische Liste mit 56 Millionen Euro

Die Frak­tionen von SPD und Grünen kündigten darüber hinaus weitere Maßnahmen im Umfang von 56 Millionen Euro für das kommende Jahr an. Dazu gehören jeweils 2,5 Millionen Euro für die Landes­straßen und für die Sanie­rung von Radwegen, 2,1 Millionen Euro für die Verbrau­cher­zen­tralen, zwei Millionen Euro für die Musik­schulen sowie 1,25 Millionen Euro für einen Landes­akti­ons­plan gegen Rassismus.

Mit 150.000 Euro sollen zudem 25 Plätze für ein Frei­wil­liges Soziales Jahr (FSJ) in der Politik finan­ziert werden. Die FSJler können ihren Dienst demnach künftig bei einem oder einer Land­tags­abge­ord­neten absol­vieren. Das soll zur Stär­kung der Demo­kratie beitragen.

Umfrage sieht CDU als stärkste Kraft

Einer NDR-Umfrage zufolge könnte Rot-Grün derweil seine Mehr­heit im Land verlieren. In der Befra­gung von Infra­test dimap liegt die CDU mit 28 Prozent vor der SPD mit 26 Prozent. Die Grünen kämen auf 13 Prozent und würden den dritten Rang an die AfD verlieren, die sich auf 18 Prozent verbes­sern könnte. Die FDP dürfte mit fünf Prozent auf einen Wieder­einzug in den Landtag hoffen.

Rech­nerisch möglich wären demnach eine Jamaika-Koali­tion aus CDU, Grünen und FDP, eine Große Koali­tion zwischen CDU und SPD sowie eine Koali­tion aus CDU und AfD. Der Landes- und Frak­tions­chef der CDU, Sebas­tian Lechner, bekräf­tigte am Dienstag jedoch erneut, eine Zusam­men­arbeit mit der AfD sei "über­haupt nicht vorstellbar".

Beim Internet war Deutsch­land jahr­zehn­telang ein Kupfer­land: Dünne Tele­fon­lei­tungen mussten ausrei­chen, damit die Fest­netz-Nutzer ins Internet kamen. Heute ist Glas­faser auf dem Vormarsch. Doch nicht überall, wo sie liegt, greifen Kunden auch zu.

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