Fortschritte

U-Bahn-Berlin: Mehr LTE für alle

Die Berliner U-Bahn wurde von E-Plus als erstem Anbieter mit GSM-Mobil­funk versorgt. Der Voll-Ausbau dauert bis heute. Doch es gibt Fort­schritte.
Von / Wolf Schmutterer

Im Sommer 2021 hat man inzwi­schen auf über 60 Prozent des gesamten Berliner U-Bahn-Netzes LTE- Empfang bei allen Betrei­bern einschließ­lich Telekom und Voda­fone. Da etwa 20 Prozent des Netzes ober­irdisch geführt wird, wo der Empfang von außen einstrahlt, sieht der Anteil für die Tunnel­stre­cken und -bahn­höfe schlechter aus, die extra abge­deckt werden müssen. Unter­irdisch ist nur etwa die Hälfte mit LTE bei Telekom und Voda­fone bisher versorgt, während o2/Telefónica prak­tisch alle Stre­cken und Bahn­höfe (außer einen kleinen Abschnitt der U5 in Kauls­dorf) abdeckt, das im nicht neu über­bauten Bereich nicht immer zuver­lässig funk­tio­niert.

Geogra­phisch sind die Bezirke im Osten der Stadt gegen­über jenen im Westen klar im Vorteil. Das steht im Wider­spruch zur Bedeu­tung der Verkehrs­mittel, wonach die U-Bahn im Westen der Stadt klar wich­tigster Verkehrs­träger im ÖPNV ist, im Osten ist dies aber weiter die S-Bahn, was wieder histo­rische Gründe in der 2. Hälfte des 20. Jahr­hun­derts hat.

Unter Tage ist Telefónica (o2) weiter ein Muss

Wer in den west­lich gele­genen Stadt­bezirken Berlins wie etwa der City-West um Zoo, KaDeWe und Ku‘damm mit der U-Bahn unter­wegs ist, kommt an einen Anbieter im Telefónica-Netz nicht herum, will er in der U-Bahn aktiv mobiles Internet nutzen. Im Osten und der City-Ost um den Alex­ander­platz sieht es dagegen deut­lich besser aus und er kann dort prak­tisch jeden Anbieter dafür nutzen. Wer im Berliner Untergrund unterwegs ist, braucht weiterhin eine Karte von o2 z.B. im Dual-SIM-Handy Wer im Berliner Untergrund unterwegs ist, braucht weiterhin eine Karte von o2 z.B. im Dual-SIM-Handy
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Kurz zu den anderen Verkehrs­mit­teln in Berlin: Die S-Bahn fährt im Gegen­satz zur U-Bahn fast komplett ober­irdisch, wodurch eine weit­gehende Abde­ckung im Stre­cken­netz gegeben ist. Einzige Tunnel­strecke ist der Nord-Süd-Tunnel zwischen Nord­bahnhof und Anhalter Bahnhof (S1, S2, S25), der schon länger komplett von allen Betrei­bern in LTE abge­deckt ist. Glei­ches gilt auch für die Fern- und Regio­nal­bahn mit dem Nord-Süd-Fern­bahn­tunnel zwischen Gesund­brunnen und Südkreuz.

Erfreu­lich: Der Tunnel unter dem neuen BER-Flug­hafen (Terminal 1) ist von Anfang an abge­deckt - mit allen drei Netzen.

Ausblick: Fertig­stel­lung, 5G, Campus-Netz

Wie lange müssen wir noch warten? Genau das fragen sich viele Berliner. Die Telekom kündigte erst­mals für 2017 LTE im Gesamt­netz an; nun dauert es mindes­tens 5 Jahre länger – wir sind in Berlin, der BER-Flug­hafen lässt grüßen! Nach jüngsten Angaben des Senats erwartet man aktuell (laut Angabe vom Früh­jahr 2021) eine netzweite Fertig­stel­lung Ende 2022 oder Anfang 2023, also mindes­tens noch weitere 1,5 Jahre.

Mal sehen, wie lange dieser Termin hält. Einen Ausbau oder Aufrüs­tung auf den neuen Stan­dard 5G, wie er gerade z.B. in der Prager Metro erfolgt, ist bisher nicht geplant, könnte dann aber schneller umge­setzt werden. Dazu bräuchte es zuvor wieder eine neue vertrag­liche Verein­barung der handelnden Akteure.

Die BVG könnte nach den neuen regu­lato­rischen Vorgaben theo­retisch auch ein eigenes Mobil­funk­netz als 5G-Campus­netz betreiben und weiter verteilen. Dafür müssten zunächst die Aufgaben der BVG gesetz­lich über den Perso­nen­trans­port hinaus erwei­tert werden und dann neue 5G-Infra­struktur aufge­baut werden, woran sie sich bisher nicht sonder­lich inter­essiert zeigte.

Welche Quellen wurden genutzt?

Die Angaben basieren auf eigenen Recherche und Messungen in allen Netzen. Grund­lage der Netz­karte bot eine Crea­tive Commons Lizenz von Wiki­pedia und Arba­lete. Diese wurde vom uns stark modi­fiziert. Die Aussagen der Stadt und BVG im Text wurden einer Antwort auf eine parla­men­tari­sche Anfrage der Links-Frak­tion an den Senat für Wirt­schaft, Energie und Betriebe vom 3.3.2021 entnommen.

Nicht nur im Unter­grund, sondern gene­rell sollen Zugstre­cken besser ausge­baut werden.

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