U-Bahn-Berlin: Mehr LTE für alle
Ab 2016 wurde das von E-Plus übernommene unterirdische Mobilfunknetz von Telefónica in der Kapazität erweitert und dann allmählich allen Kunden des fusionierten Konzerns zur Verfügung gestellt. Die Kunden der beiden Mitbewerber Telekom und Vodafone schauten dabei buchstäblich in die Röhre, blieben sie doch in der 2G-Vergangenheit des 20. Jahrhunderts sitzen. Dadurch konnte Telefónica ihre nach der Fusion marktbeherrschende Stellung in der Stadt noch weiter ausbauen und ihre durch Überlastung und Funklöcher genervten Kunden über die Fusionsjahre hinwegtrösten, weil die Konkurrenz größere Lücken für ÖPNV-Nutzer aufwies.
2017: Gemeinsames Pilotprojekt
2017 ging zunächst ein gemeinsames 3G/4G-Pilotprojekt aller drei Anbieter auf Streckenabschnitten um den Hermannplatz in Kreuzberg und Neukölln (U7, U8) in Betrieb. Nach weiteren zwei Jahren Konflikt und Stillstand wurde 2019 unter dem politischen Druck des Senats der Vertrag zwischen Telefónica als federführendem Bauträger und der stadteigenen BVG als Verkehrsbetrieb und Hausherrn für den Vollausbau abgeschlossen.
Tief unter dem Berliner Alexanderplatz: Ein Technikraum, wo die Signale von o2, Telekom und Vodafone aufbereitet werden.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Alle drei Netzbetreiber stellten gemeinsam im Dezember 2019 stolz eine erste Erweiterung rund um den Knotenpunkt Alexanderplatz (Linien U2, U5, U8) der Presse vor. Danach passierte für die Öffentlichkeit lange nichts, bis Ende 2020 die U-Bahn-Linie U5 unterirdisch verlängert wurde und dabei schon zur Eröffnung sogar weitgehend Abdeckung hatte. 3G ist inzwischen schon fast Geschichte und wird nur noch von o2 bis zur bundesweiten Abschaltung Ende 2021 genutzt.
Neu versorgte Strecken entdeckt
teltarif.de konnte aktuell im Juli 2021 einige Streckenabschnitte und Bahnhöfe mit neuer 4G-Abdeckung bei Telekom und Vodafone aufspüren. Dass es unter Tage neue bereits versorgte Strecken gibt, wurden bisher weder von Telekom noch Vodafone bekanntgegeben. Vielleicht ist es beiden Firmen inzwischen peinlich geworden, Zwischenetappen zu publizieren oder sind sie noch in einer Testphase, bis sie offiziell vorgestellt werden.
Etwas Technik
Von Aufwand und Kosten her ist das Projekt laut Telefónica eines der größten Bauvorhaben im Mobilfunk in Europa derzeit. Es wird über BTS-Hotels (Base Transceiver Stationen) in mehreren Betriebsräumen, die zunächst im gesamten U-Bahn-Netz verteilt waren, realisiert. Schon 2019 wurde angekündigt, diese BTS-Hotels aus dem Untergrund zu holen und in einem eigens dafür gebauten Rechenzentrum anzusiedeln.
Dabei baut Telefónica die Infrastruktur in den unterirdischen Bahnhöfen und auf den Tunnelstrecken auf. Das Signal läuft digitalisiert über Glasfaser in einen der Betriebsräume, wo ein solches BTS-Hotel untergebracht ist. Dort übernehmen neben o2 auch die Telekom und Vodafone mit eigener Technik die Regie und leiten es jeweils für ihre Kunden weiter.
o2 benutzt im Untergrund LTE auf 1800 MHz (Band 3) als Baseband mit 20 MHz Bandbreite, kürzlich erweitert durch 2100 MHz (Band 1) an einigen Stellen zumeist in Mitte (Linien U2, U5, U6) und verwendet dort Nokia-Technik. Vodafone und Telekom benutzen jeweils LTE auf 800 MHz (Band 20) mit 10 MHz und Technik von Huawei, außer beim Pilotprojekt am Hermannplatz, wo die Bänder 1, 3 und 20 aggregiert bei allen Anbietern zum Einsatz kommen.
Im Internet gibt es einige Berichte und Fotos von Experten zu den technischen Details. In diesem Artikel soll es nutzerorientiert um die Bereiche gehen, wo man mobiles Internet in der U-Bahn bei welchem Anbieter nutzen kann und wo nicht.
Wir haben (fast) alle Strecken abgefahren und auf einer Karte dargestellt