Fertig?

U-Bahn Berlin: Netz-Versorgung jetzt bald wirklich fertig?

2018 hätte das Handy­netz im Berliner Unter­grund fertig sein sollen, hatte o2-Telefónica 2017 ange­kün­digt. Wir schreiben 2024. Bald könnte es wirk­lich so weit sein.
Von mit Material von dpa

Bei der Handy­nut­zung in der Berliner U-Bahn war der bei o2-Telefónica inte­grierte dama­lige Netz­betreiber E-Plus ein echter Pionier. Erst später durften Telekom und Voda­fone in den Unter­grund. Kunden von VIAG Interkom / o2 mussten sich zunächst auf das D1-Roaming verlassen. Die Technik schritt ober­irdisch voran, im Unter­grund war die Versor­gung auf vielen Stre­cken jahre­lang vor allem eines: Nervig.

Doch demnächst soll das schnelle Netz tatsäch­lich ganz fertig sein.

Mit sechs Jahren Verspä­tung: Netz auf allen U-Bahn­stre­cken?

Sicherheit wird in der Berliner U-Bahn groß geschrieben. Daran muss sich auch der Ausbau mit Mobilfunk halten. Sicherheit wird in der Berliner U-Bahn groß geschrieben. Daran muss sich auch der Ausbau mit Mobilfunk halten.
Foto: Picture Alliance/dpa
Man mag es kaum glauben: Nach vielen, vielen Jahren soll es nun bald tatsäch­lich so weit sein: Das moderne und schnelle Handy­netz soll in der kompletten Berliner U-Bahn zur Verfü­gung stehen. Die umfas­sende Erneue­rung und Erwei­terung der 4G/LTE-Mobil­funk­technik werde Ende März dieses Jahres fertig­gestellt, antwor­tete die Senats­ver­wal­tung für Wirt­schaft, Energie und Betriebe auf eine Anfrage des Abge­ord­neten Stefan Ziller (Bündnis 90/Die Grünen) im Berliner Senat.

Der jahre­lange Ärger vieler Fahr­gäste über keine oder unend­lich lang­same Handy­ver­bin­dungen könnte dann der Vergan­gen­heit ange­hören, insbe­son­dere Kunden der Telekom und Voda­fone litten unter "E" (= endloses Daten­schlei­chen) und konnten selten unter­bre­chungs­frei mobil tele­fonieren.

4G von Telekom, Voda­fone und o2 bald überall - und 5G kurz darauf?

Mit Fertig­stel­lung des Ausbaus sollte jetzt überall LTE (4G) mit übli­chen Down­load-Geschwin­dig­keiten zur Verfü­gung stehen.

Das neue und noch schnel­lere 5G-Netz soll dann flächen­deckend auch unter Tage bis Ende 2025 erreicht sein.

Bis zum Januar 2024 seien zuletzt 90 Prozent der unter­irdi­schen Stre­cken mit 4G/LTE ausge­rüstet gewesen, teilte der Senat mit. Bis September würden dann auf den zuletzt ausge­bauten Abschnitten weitere Arbeiten "zur Verdich­tung und Kapa­zitäts­erhö­hung" erfolgen, hieß es.

Zuständig für den Ausbau: o2-Telefónica

Zuständig für den Ausbau der tech­nischen Infra­struktur mit einem LTE-Netz war der Mobil­funk­anbieter o2-Telefónica, der aus histo­rischen Gründen (durch E-Plus) die Projekt­hoheit unter Tage hat. Telekom und Voda­fone können sich auf diese Systeme in soge­nannten BTS-Hotels aufschalten.

Die Gründe für die unend­lichen Verzö­gerungen in den vergan­genen Jahren seien "Natur­schutz- und Denk­mal­schutz­belange, Liefer­ket­ten­pro­bleme, gestie­gene tech­nische Anfor­derungen und konkur­rie­rende Projekte im U-Bahn-Bereich" gewesen, teilte der Senat mit. Wie teltarif.de von Insi­dern erfuhr, gibt es bei den Berliner Verkehrs­betrieben hohe Ansprüche auf die Sicher­heit im Unter­grund, d.h. Arbeiten können nur in den betriebs­armen Nacht­stunden und nur unter Aufsicht eines Sicher­heits­beauf­tragten erfolgen. Für jeden Arbeits­gang unter Tage sind umfang­reiche Geneh­migungs­ver­fahren erfor­der­lich.

Welche Stre­cken schon funk­tio­nieren (sollten)

Folgende Stre­cken sollten inzwi­schen bei allen Anbie­tern (Telekom Voda­fone, o2) funk­tio­nieren:

  • U1 - Uhland­straße bis Kurfürs­ten­straße
  • U2 - Deut­sche Oper bis Pankow
  • U3 - Hohen­zol­lern­platz bis Kurfürs­ten­straße
  • U4 - Nollen­dorf­platz bis Inns­bru­cker Platz
  • U5 - Hönow bis Haupt­bahnhof
  • U6 - Afri­kani­sche Straße bis Alt Mari­endorf
  • U7 - Baye­rischer Platz bis Rudow
  • U8 - Wittenau bis Hermann­straße
  • U9 - Osloer Straße bis Berliner Straße

Kunden von 1&1 werden im Zuge des jewei­ligen Roamings durch o2 oder Voda­fone versorgt.

Welche Stre­cken noch nicht funk­tio­nieren

Noch nicht mit allen Netzen voll­ständig versorgt sind folgende Stre­cken:

  • U2: Deut­sche Oper bis Neu-Westend
  • U3: Hohen­zol­lern­platz bis Brei­ten­bach­platz
  • U7: Baye­rischer Platz bis Rathaus Spandau
  • U9: Berliner Str. bis Rathaus Steglitz

Das bedeutet, auf diesen Stre­cken wird über­wie­gend das Netz von o2 versorgen, bei Telekom und Voda­fone könnte es weiter noch schwierig bis unmög­lich sein. teltarif.de wird verschie­dene Stre­cken abfahren und die U-Bahn-Versor­gung testen.

Wer ein Dual-SIM-Handy sein eigen nennt, sollte in Berlin wenigs­tens eine SIM-Karte im Netz von o2 zur Hand haben (z.B. Original-o2, o2-Discounter, freenet, 1&1, Dril­lisch)

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Als in den späten 1990er Jahren Berlins Unter­grund mit Mobil­funk ausge­baut wurde, war Berlin führend. Viele dachten damals "so ein Quatsch, wer braucht das denn?" 2018 hätte der Umbau des Unter­grund­netzes fertig sein sollen. Es kam bekannt­lich anders. Wenn dann die letzten Baugruppen im vierten BTS-Hotel "online" gegangen sein werden, dürften Tech­niker, Netz­betreiber, Politik und Bürger tief aufatmen.

Doch es bleibt noch einiges zu tun: Die Aufrüs­tung auf 5G ist eher ein Thema in den BTS-Hotels, weniger im Unter­grund, und könnte daher wesent­lich schneller und problem­freier erfolgen als bislang der Fall. Hoffen wir, dass das neue Unter­grund­netz regel­mäßig gewartet und etwaige Fehler sofort besei­tigt werden können, ohne allzu lange büro­kra­tische Verzö­gerungen.

Kürz­lich konnte Voda­fone den U-Bahn-Ausbau im Osten voll­enden, die Konkur­renten waren schon lange vorher am Start.

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