Fortschritte

U-Bahn-Berlin: Mehr LTE für alle

Die Berliner U-Bahn wurde von E-Plus als erstem Anbieter mit GSM-Mobil­funk versorgt. Der Voll-Ausbau dauert bis heute. Doch es gibt Fort­schritte.
Von / Wolf Schmutterer

Als beim dama­ligen Technik-Chef von E-Plus, Horst Lennertz, der Vorschlag aufkam, die Berliner U-Bahn mit Mobil­funk zu versorgen, soll dieser (sinn­gemäß) gesagt haben: "Kinners, Ihr sinn ja verrückt. Dat wird ja richtig teuer. Aber, ... dat machen wir. Dat wird jroß­artig." Und so prangten bald auf allen U-Bahn-Stationen in Berlin die grünen Aufkleber: "Hier können Sie mit E-Plus mobil tele­fonieren." Andere Anbieter blieben zunächst einmal außen vor. Mehr dazu im Verlaufe des Arti­kels.

Für Eilige: Wie die aktu­elle Mobil­funk-Versor­gung im Berliner U-Bahn-Netz aussieht, erfahren Sie auf Seite 3.

Jahre­lange Klagen

Die schlechte Abde­ckung des Berliner U-Bahn-Netzes durch einige Mobil­funk­anbieter ist schon lange ein Grund zur Klage. Sie hat ihre eigene Geschichte und Ursa­chen. Es wird aber intensiv daran gear­beitet und es besteht Hoff­nung, dass das Problem in den nächsten Jahren gelöst sein wird.

Etwas Statistik

Unendliche Geschichte: Leichte Fortschritte beim LTE-Ausbau der Berliner U-Bahn Unendliche Geschichte: Leichte Fortschritte beim LTE-Ausbau der Berliner U-Bahn
Bild: picture alliance/Christoph Soeder/dpa
Im Jahr 2018 verzeich­nete die BVG alleine in der U-Bahn 583 Millionen Fahr­gäste. Das sind täglich etwa 1,6 Millionen „Beför­derungs­fälle“, wie sie das früher nannte. Statis­tisch gesehen benutzt fast jeder zweite Einwohner der Haupt­stadt die U-Bahn wenigs­tens einmal pro Tag. Durch die vielen Besu­cher der Stadt ist dieser Mittel­wert in der Realität etwas verschoben.

Die durch­schnitt­liche Fahrt­länge betrug dabei 4,7 km oder 6 Stationen, was in etwa 10 Minuten Fahr­zeit ausmacht. Viel Zeit, um online zu gehen, Mails zu checken, online ein Ticket zu kaufen, mögliche Fahr­optionen zu über­prüfen oder auch nur soziale Medien zu nutzen. Nur es gibt ein Problem: Das Netz ist unter Tage nur bedingt oder gar nicht nutzbar.

Netz­tests finden Funk­loch in der U-Bahn nicht

Bei den Netz­tests der App-basierten Netz­werk-Analysten wie Tutela, Open­signal oder auch Umlaut (früher P3) wird die U-Bahn häufig über­sehen. Die Apps, welche das Einbu­chen und damit die 4G Verfüg­bar­keit norma­ler­weise regis­trieren, funk­tio­nieren im Unter­grund nicht richtig, weil dort außer dem fehlenden Mobil­funk auch kein GPS-Signal empfangen wird. Das Funk­loch kann dadurch nicht geogra­phisch exakt fixiert werden und der Versor­gungs­zustand bleibt für die Statis­tiken unbe­rück­sich­tigt, obgleich er für viele Nutzer des ÖPNV sehr wichtig ist.

Die folgende Über­sicht wurde im Juli 2021 durch eigene Mess­fahrten genau über­prüft und völlig aktua­lisiert, nachdem Fort­schritte in der Versor­gung fest­gestellt wurden. Sie ist eine Moment­auf­nahme vom Sommer 2021, die sich hoffent­lich bald wieder verän­dern und verbes­sern wird, aber ihre Ursa­chen in der Vergan­gen­heit hat.

Rück­blende: Zur Geschichte des Mobil­funks in der Berliner U-Bahn:

In den Jahren 1995/6 baute der Netz­betreiber E-Plus erst­mals Mobil­funk (GSM 2G im „E-Netz“ auf 1800 MHz) im gesamten Berliner U-Bahn-Netz, was Berlin zur ersten Stadt in Europa machte, in der man in der U-Bahn durch­gehend tele­fonieren konnte. Die BVG als städ­tischer Verkehrs­träger bevor­zugte den Anbieter, da er ihr ein neues Zugfunk-Netz kostenlos dazu bescherte. E-Plus wurde damals für mehrere Jahre ein Monopol zuge­sichert, bevor die anderen Betreiber etwa ab 1998 nach­ziehen durften.

Das aufge­baute 2G-Netz war damals Stan­dard, jedoch für mobiles Internet, das ab Mitte des nächsten Jahr­zehnts immer wich­tiger wurde, nur wenig geeignet. So bot es zunächst nur GPRS, später EDGE, und damit nur lang­same Down­load-Geschwin­dig­keiten. Als Antwort baute die BVG ein öffent­liches WLAN-Netz in viele ihrer U-Bahn­höfe. Der entschei­dende Nach­teil dieser Technik besteht darin, dass WLAN zwar ganz gut im Bahnhof funk­tio­niert, nicht aber auf den Stre­cken zwischen den Bahn­höfen. Das On-Off-Surfen beim Fahren fand daher bei U-Bahn-Nutzern wenig Freunde.

Das "unter­irdi­sche 2G-Monopol" von E-Plus vom letzten Jahr­hun­dert, was nur 2-3 Jahre währte, sollte sich 20 Jahre später bei 3G und 4G wieder­holen, nur diesmal viel länger dauern. 2014/15 baute E-Plus in der U-Bahn 3G und 4G im gesamten Netz in rekord­ver­dächtig kurzer Zeit von nur 1,5 Jahren aus. Etwa zur glei­chen Zeit fusio­nierte E-Plus mit Telefónica, die als o2 (nach Abschal­tung des Telekom-Roamings) ihren Kunden über­haupt kein Netz in der U-Bahn anbieten konnten.

o2 lange unter Tage führend

Ab 2016 wurde das von E-Plus über­nom­mene unter­irdi­sche Mobil­funk­netz von Telefónica in der Kapa­zität erwei­tert und dann allmäh­lich allen Kunden des fusio­nierten Konzerns zur Verfü­gung gestellt. Die Kunden der beiden Mitbe­werber Telekom und Voda­fone schauten dabei buch­stäb­lich in die Röhre, blieben sie doch in der 2G-Vergan­gen­heit des 20. Jahr­hun­derts sitzen. Dadurch konnte Telefónica ihre nach der Fusion markt­beherr­schende Stel­lung in der Stadt noch weiter ausbauen und ihre durch Über­las­tung und Funk­löcher genervten Kunden über die Fusi­ons­jahre hinweg­trösten, weil die Konkur­renz größere Lücken für ÖPNV-Nutzer aufwies.

2017: Gemein­sames Pilot­pro­jekt

2017 ging zunächst ein gemein­sames 3G/4G-Pilot­pro­jekt aller drei Anbieter auf Strecken­abschnitten um den Hermann­platz in Kreuz­berg und Neukölln (U7, U8) in Betrieb. Nach weiteren zwei Jahren Konflikt und Still­stand wurde 2019 unter dem poli­tischen Druck des Senats der Vertrag zwischen Telefónica als feder­füh­rendem Bauträger und der stadt­eigenen BVG als Verkehrs­betrieb und Haus­herrn für den Voll­ausbau abge­schlossen. Tief unter dem Berliner Alexanderplatz: Ein Technikraum, wo die Signale von o2, Telekom und Vodafone aufbereitet werden. Tief unter dem Berliner Alexanderplatz: Ein Technikraum, wo die Signale von o2, Telekom und Vodafone aufbereitet werden.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Alle drei Netz­betreiber stellten gemeinsam im Dezember 2019 stolz eine erste Erwei­terung rund um den Knoten­punkt Alex­ander­platz (Linien U2, U5, U8) der Presse vor. Danach passierte für die Öffent­lich­keit lange nichts, bis Ende 2020 die U-Bahn-Linie U5 unter­irdisch verlän­gert wurde und dabei schon zur Eröff­nung sogar weit­gehend Abde­ckung hatte. 3G ist inzwi­schen schon fast Geschichte und wird nur noch von o2 bis zur bundes­weiten Abschal­tung Ende 2021 genutzt.

Neu versorgte Stre­cken entdeckt

teltarif.de konnte aktuell im Juli 2021 einige Stre­cken­abschnitte und Bahn­höfe mit neuer 4G-Abde­ckung bei Telekom und Voda­fone aufspüren. Dass es unter Tage neue bereits versorgte Stre­cken gibt, wurden bisher weder von Telekom noch Voda­fone bekannt­gegeben. Viel­leicht ist es beiden Firmen inzwi­schen pein­lich geworden, Zwischen­etappen zu publi­zieren oder sind sie noch in einer Test­phase, bis sie offi­ziell vorge­stellt werden.

Etwas Technik

Von Aufwand und Kosten her ist das Projekt laut Telefónica eines der größten Bauvor­haben im Mobil­funk in Europa derzeit. Es wird über BTS-Hotels (Base Trans­ceiver Stationen) in mehreren Betriebs­räumen, die zunächst im gesamten U-Bahn-Netz verteilt waren, reali­siert. Schon 2019 wurde ange­kün­digt, diese BTS-Hotels aus dem Unter­grund zu holen und in einem eigens dafür gebauten Rechen­zen­trum anzu­sie­deln.

Dabei baut Telefónica die Infra­struktur in den unter­irdi­schen Bahn­höfen und auf den Tunnel­stre­cken auf. Das Signal läuft digi­tali­siert über Glas­faser in einen der Betriebs­räume, wo ein solches BTS-Hotel unter­gebracht ist. Dort über­nehmen neben o2 auch die Telekom und Voda­fone mit eigener Technik die Regie und leiten es jeweils für ihre Kunden weiter.

o2 benutzt im Unter­grund LTE auf 1800 MHz (Band 3) als Base­band mit 20 MHz Band­breite, kürz­lich erwei­tert durch 2100 MHz (Band 1) an einigen Stellen zumeist in Mitte (Linien U2, U5, U6) und verwendet dort Nokia-Technik. Voda­fone und Telekom benutzen jeweils LTE auf 800 MHz (Band 20) mit 10 MHz und Technik von Huawei, außer beim Pilot­pro­jekt am Hermann­platz, wo die Bänder 1, 3 und 20 aggre­giert bei allen Anbie­tern zum Einsatz kommen.

Im Internet gibt es einige Berichte und Fotos von Experten zu den tech­nischen Details. In diesem Artikel soll es nutzer­ori­entiert um die Bereiche gehen, wo man mobiles Internet in der U-Bahn bei welchem Anbieter nutzen kann und wo nicht.

Mobil­funk-Versor­gung im Detail

Hier sind alle 9 Berliner U-Bahn-Linien in der Über­sicht zu sehen. In diesen Zusam­men­hang müssen die Begriff „nicht versorgt“ und „versorgt“ genauer erklärt werden:

  • „Nicht versorgt“: Telekom und Voda­fone nur mit 2G (wie seit 23 Jahren) und o2 mit 2G, (noch 3G - bis Jahres­ende) und 4G.
  • „Versorgt“ bedeutet: 2G (3G bei o2 noch bis Jahres­ende) und 4G durch alle Betreiber.

Mobil­funk-Versor­gung bei der Berliner U-Bahn

In den als „nicht versorgt“ bezeich­neten Abschnitten ist eine Nutzung des mobilen Inter­nets durch Kunden von Telekom oder Voda­fone schwer möglich, selbst Messenger-Dienste kommen inzwi­schen kaum mehr durch. In den „versorgt“ genannten Gebieten werden dagegen leicht 30 MBit/s im Down­load erreicht. Man kann man damit ruck­elfrei HD-Videos bei Telekom und Voda­fone streamen. Von teltarif.de abgefahrene Mobilfunkversorgung im Berliner Untergrund - es hat sich was getan. Von teltarif.de abgefahrene Mobilfunkversorgung im Berliner Untergrund - es hat sich was getan.
Grafik: Wolf Schmutterer / teltarif.de

Gene­rell kann man sagen, dort wo die Telekom LTE in der U-Bahn hat, ist dies auch bei Voda­fone der Fall. Wo sie oder Voda­fone fehlt, versorgt meist nur o2.
  • Linie U1: Die legen­däre U1 fährt im Ost-Abschnitt von Warschauer Straße bis Gleis­dreieck als Viadukt­bahn und hat dadurch guten Versor­gung. Im west­lichen Abschnitt von Kurfürs­ten­straße bis Uhland­straße unter dem Kurfürs­ten­damm gibt es keine Abde­ckung. Sie liegt dort aber ziem­lich dicht unter der Straße, sodass es an Bahn­höfen gele­gent­lich Einstrah­lung von außen gibt.
  • Linie U2: Die U2 ist am kompli­zier­testen, denn sie wech­selt insge­samt 5-mal von ober­irdisch in den Unter­grund zurück und ist deshalb sehr klein­teilig abge­deckt. Im Westen startet sie ober­irdisch in Ruhleben und fährt in Neu-Westend in den Unter­grund durch die City West, wo nicht versorgt wird. In der Schö­neberger Kleist­straße zwischen Witten­berg- und Nollen­dorf­platz sieht sie wieder Tages­licht bis zum Mendelsson-Bartholdy-Park, ab dem sie wieder unter­irdisch durch Mitte geführt wird. Dabei sind die ersten Stationen am Pots­damer Platz nicht abge­deckt, ab etwa Stadt­mitte gibt es Abde­ckung bis sie in der Schön­hauser Allee am Prenz­lauer Berg wieder ober­irdisch geführt wird, um in Pankow unter­irdisch zu enden, wo auch versorgt wird.
  • Linie U3: Die U3 ist dagegen einfach. Im Ostab­schnitt von Warschauer Straße bis Schö­neberg fährt sie auf dem Gleis der U1 (s.o.). Ab dem Witten­berg­platz biegt sie davon ab und fährt unter­irdisch bis hinter Brei­ten­bach­platz, wo auch keine Abde­ckung ist, außer gele­gent­liche Einstrah­lung an Bahn­höfen. Ab Podbielski­allee in Dahlem bis Krumme Lanke fährt wieder sie ober­irdisch, aber stark einge­schnitten, wodurch zwar Abde­ckung gegeben ist, die aber kurz­zeitig schwanken kann.
  • Linie U4: Die U4 ist die kürzeste Linie des Netzes in Schö­neberg. Hier besteht neu Abde­ckung vom Inns­bru­cker Platz bis etwa Viktoria-Luise-Platz, wobei am Rathaus Schö­neberg schon bisher Außen­ein­strah­lung am Volks­park herrschte. Unter der Motz­straße verliert sie ihre Abde­ckung im nörd­lichsten Abschnitt und endet am Nollen­dorf­platz wo unter­irdisch keine Abde­ckung ist, maximal etwas Einstrah­lung von außen.
  • Linie U5: Die U5 ist nach dem Lücken­schluss die neueste U-Bahn-Linie der Stadt. Sie fährt jetzt direkt vom Haupt­bahnhof bis nach Hönow am östl. Stadt­rand. Der west­liche Abschnitt (also die ehem. U55) mit den Bahn­höfen Haupt­bahnhof und Bundestag ist nun auch versorgt, genauso wie der Neubau­abschnitt bis zum Alex­ander­platz mit dem neuesten Bahnhof Muse­ums­insel.
    Der alte Verlauf der U5 nach Osten geht unter­irdisch bis zum Tier­park weiter und ist versorgt, danach ober­irdisch teil­weise aber stark einge­schnitten weiter bis nach Hönow.
    Ausnahme davon bildet ein kleiner Tunnel­abschnitt in Kauls­dorf unter der Gülzower Straße, wo auf 800 m offenbar gar kein Betreiber mit LTE versorgt und der wegen seiner kompletten Insel­lage anschei­nend bisher über­sehen wurde.
  • Linie U6: Die U6 ist neu im südli­chen Abschnitt von Alt-Mari­endorf bis etwa Stadt­mitte versorgt. Unter der Fried­rich­straße in Mitte verliert sich die Versor­gung. Wo das genau passiert ist schwer zu ermit­teln, da der neue Kreu­zungs­bahnhof Unter den Linden von der U5 jeweils mitver­sorgt wird. In Stadt­mitte ist auch der lange Verbin­dungs­tunnel zur U2 noch gut versorgt, 2 Stationen weiter in Fried­rich­straße ist aber keine Versor­gung mehr. Im Nord­abschnitt gibt es noch einen kleinen ober­irdi­schen Abschnitt, sonst ist dort auch nicht versorgt.
  • Linie U7: Die U7 ist die längste Linie im Berliner U-Bahn-Netz von Spandau nach Rudow. Sie verkehrt auf knapp 32 km komplett unter­irdisch. Gene­rell ist die nord­west­liche Hälfte von Spandau über Char­lot­ten­burg und Wilmers­dorf nicht versorgt bis zum Bahnhof Berliner Straße. Ab dem Baye­rischen Platz in Schö­neberg besteht nun durch­gehende Versor­gung im südöst­lichen Abschnitt über Kreuz­berg und Neukölln bis nach Rudow.
  • Linie U8: Die U8 gilt häufig als das Sorgen­kind im Netz, da sie die höchste Krimi­nali­täts­quote hat und einige Problem­kieze verbindet. Ausge­rechnet diese Linie ist nun als erste und einzige voll abge­deckt. Wie die U7 verläuft sie nur unter­irdisch von Wittenau im Norden über Wedding, Mitte und Kreuz­berg zur Hermann­straße in Neukölln und ist nun komplett versorgt.
  • Linie U9: Die U9 verläuft von der Osloer Straße im Norden über die City West nach Steglitz auch komplett unter­irdisch. Sie wird neu im Nord­abschnitt versorgt von Osloer Straße bis etwa Birken­straße in Moabit. In der City West, Frie­denau und weiter nach Steglitz besteht dagegen noch keine Versor­gung. Wegen der gegen­wär­tigen Voll­sper­rung konnten die Bahn­höfe unter der Steglitzer Schloss­straße nicht getestet werden. Eine Insel­ver­sor­gung dort ist jedoch unwahr­schein­lich.

Karten Legende

Auf der Karte wird wie oben diffe­ren­ziert grund­sätz­lich zwischen „versorgten Berei­chen“ in lila und rot, wobei durch rot die neuen Abschnitte beson­ders hervor­gehoben werden. Dazu kommen die grünen Bereiche, in der die U-Bahn ober­irdisch fährt. „Nicht versorgt“ im Sinn von oben ist der blaue Bereich und für einen kurzen Anschnitt musste noch ein schwarzer Marker neu einge­führt werden.

Lila ist der bestehende Bereich um den Hermann­platz und Alex­ander­platz, wo seit 2017 und Dezember 2019 bereits Abde­ckung durch alle drei Anbieter in LTE erfolgt. Rot ist der Bereich, in dem in den letzten Monaten LTE-Abde­ckung durch alle Betreiber neu dazu kam. Einer­seits durch die Eröff­nung der U5 Ende 2020 und zudem durch Ausbau im Sommer 2021. Blau ist der Bereich, wo weiter o2/Telefónica als einziger Anbieter (3G noch bis Ende 2021 und) 4G anbietet und der in den nächsten Jahren für die anderen Anbieter noch ausge­baut werden muss.

Grün ist der Bereich, in der die U-Bahn ober­irdisch fährt und i.d.R. durch äußere Einstrah­lung von allen drei Betrei­bern abge­deckt wird. Schwarz ist ein kleiner Bereich in Kauls­dorf auf der U5 mit einem ca. 800 m langen isolierten Tunnel, der gegen­wärtig von keinem Betreiber versorgt zu werden scheint.

Zwischen­bilanz und Ausblick

Im Sommer 2021 hat man inzwi­schen auf über 60 Prozent des gesamten Berliner U-Bahn-Netzes LTE- Empfang bei allen Betrei­bern einschließ­lich Telekom und Voda­fone. Da etwa 20 Prozent des Netzes ober­irdisch geführt wird, wo der Empfang von außen einstrahlt, sieht der Anteil für die Tunnel­stre­cken und -bahn­höfe schlechter aus, die extra abge­deckt werden müssen. Unter­irdisch ist nur etwa die Hälfte mit LTE bei Telekom und Voda­fone bisher versorgt, während o2/Telefónica prak­tisch alle Stre­cken und Bahn­höfe (außer einen kleinen Abschnitt der U5 in Kauls­dorf) abdeckt, das im nicht neu über­bauten Bereich nicht immer zuver­lässig funk­tio­niert.

Geogra­phisch sind die Bezirke im Osten der Stadt gegen­über jenen im Westen klar im Vorteil. Das steht im Wider­spruch zur Bedeu­tung der Verkehrs­mittel, wonach die U-Bahn im Westen der Stadt klar wich­tigster Verkehrs­träger im ÖPNV ist, im Osten ist dies aber weiter die S-Bahn, was wieder histo­rische Gründe in der 2. Hälfte des 20. Jahr­hun­derts hat.

Unter Tage ist Telefónica (o2) weiter ein Muss

Wer in den west­lich gele­genen Stadt­bezirken Berlins wie etwa der City-West um Zoo, KaDeWe und Ku‘damm mit der U-Bahn unter­wegs ist, kommt an einen Anbieter im Telefónica-Netz nicht herum, will er in der U-Bahn aktiv mobiles Internet nutzen. Im Osten und der City-Ost um den Alex­ander­platz sieht es dagegen deut­lich besser aus und er kann dort prak­tisch jeden Anbieter dafür nutzen. Wer im Berliner Untergrund unterwegs ist, braucht weiterhin eine Karte von o2 z.B. im Dual-SIM-Handy Wer im Berliner Untergrund unterwegs ist, braucht weiterhin eine Karte von o2 z.B. im Dual-SIM-Handy
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Kurz zu den anderen Verkehrs­mit­teln in Berlin: Die S-Bahn fährt im Gegen­satz zur U-Bahn fast komplett ober­irdisch, wodurch eine weit­gehende Abde­ckung im Stre­cken­netz gegeben ist. Einzige Tunnel­strecke ist der Nord-Süd-Tunnel zwischen Nord­bahnhof und Anhalter Bahnhof (S1, S2, S25), der schon länger komplett von allen Betrei­bern in LTE abge­deckt ist. Glei­ches gilt auch für die Fern- und Regio­nal­bahn mit dem Nord-Süd-Fern­bahn­tunnel zwischen Gesund­brunnen und Südkreuz.

Erfreu­lich: Der Tunnel unter dem neuen BER-Flug­hafen (Terminal 1) ist von Anfang an abge­deckt - mit allen drei Netzen.

Ausblick: Fertig­stel­lung, 5G, Campus-Netz

Wie lange müssen wir noch warten? Genau das fragen sich viele Berliner. Die Telekom kündigte erst­mals für 2017 LTE im Gesamt­netz an; nun dauert es mindes­tens 5 Jahre länger – wir sind in Berlin, der BER-Flug­hafen lässt grüßen! Nach jüngsten Angaben des Senats erwartet man aktuell (laut Angabe vom Früh­jahr 2021) eine netzweite Fertig­stel­lung Ende 2022 oder Anfang 2023, also mindes­tens noch weitere 1,5 Jahre.

Mal sehen, wie lange dieser Termin hält. Einen Ausbau oder Aufrüs­tung auf den neuen Stan­dard 5G, wie er gerade z.B. in der Prager Metro erfolgt, ist bisher nicht geplant, könnte dann aber schneller umge­setzt werden. Dazu bräuchte es zuvor wieder eine neue vertrag­liche Verein­barung der handelnden Akteure.

Die BVG könnte nach den neuen regu­lato­rischen Vorgaben theo­retisch auch ein eigenes Mobil­funk­netz als 5G-Campus­netz betreiben und weiter verteilen. Dafür müssten zunächst die Aufgaben der BVG gesetz­lich über den Perso­nen­trans­port hinaus erwei­tert werden und dann neue 5G-Infra­struktur aufge­baut werden, woran sie sich bisher nicht sonder­lich inter­essiert zeigte.

Welche Quellen wurden genutzt?

Die Angaben basieren auf eigenen Recherche und Messungen in allen Netzen. Grund­lage der Netz­karte bot eine Crea­tive Commons Lizenz von Wiki­pedia und Arba­lete. Diese wurde vom uns stark modi­fiziert. Die Aussagen der Stadt und BVG im Text wurden einer Antwort auf eine parla­men­tari­sche Anfrage der Links-Frak­tion an den Senat für Wirt­schaft, Energie und Betriebe vom 3.3.2021 entnommen.

Nicht nur im Unter­grund, sondern gene­rell sollen Zugstre­cken besser ausge­baut werden.

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