Festnetz

Chip testet Festnetz: Telekom siegt zum dritten Mal

Regel­mäßig testet das Magazin Chip nicht nur Mobil­funk, sondern auch das Fest­netz. Dieses Mal wurden 11 Kandi­daten ausge­wählt, die nicht alle bundes­weit buchbar sind. Die Ergeb­nisse verwun­dern nicht.
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Regel­mäßig testen Fach­zeit­schriften wie Connect oder Chip die Netz­qua­lität im Mobil­funk und dem Fest­netz. Aktuell hat die Zeit­schrift Chip das Fest­netz bewertet.

Fest­netz-Vergleich: Nicht alle Anbieter bundes­weit verfügbar

Ein Vergleichs­test vom Fest­netz ist schwierig. Denn es gibt unzäh­lige Anbieter, die Telefon und Internet nur regional ins Haus liefern, aber nicht bundes­weit oder nicht flächen­deckend. Was nutzt es also, wenn XY-Tel einen Test gewinnt, aber vor Ort gar nichts liefern kann?

11 Anbieter getestet

Das Magazin Chip hat deutsche Festnetz-Anbieter getestet. Das Magazin Chip hat deutsche Festnetz-Anbieter getestet.
Grafik: chip.de
Chip hat sich 11 Internet-Anbieter ausge­sucht und weist auch klar darauf hin, welche nur regional und welche bundes­weit verfügbar sind. Dabei muss noch beachtet werden, dass einige Anbieter wie o2 oder teil­weise auch Voda­fone Leitungen von anderen Anbie­tern mieten. Wer beispiels­weise bei o2 unter­schreibt, bekommt entweder eine Leitung der Telekom (in den aller­meisten Fällen) oder viel­leicht einen Koax-Kabel Anschluss von Voda­fone oder Pyur (TeleColumbus) gelie­fert. Bei 1&1 können es Telekom-Leitungen sein, hier und da gibt es aber schon eigene Glas­faser­stre­cken. Vor der Unter­schrift also gut infor­mieren.

Internet ist schneller geworden

Die Chip stellt fest, dass das deut­sche Internet schneller geworden ist. Die durch­schnitt­liche Trans­fer­rate bei Down­loads sei im Vergleich zum Vorjahr von etwa 147 auf rund 169 MBit/s gestiegen. Bei den Uploads ermit­telte das Magazin 35 Prozent mehr und kommt auf knapp 30 MBit/s.

Wer so eine schnelle Leitung schon vor der Tür hat oder haben kann, wird sich freuen. Wo es das immer noch nicht gibt, heißt es nach­fragen und nach­bohren, damit sich endlich etwas tut. Zwar ist Geld zum Ausbau in Hülle und Fülle vorhanden, aber viele Gemeinden schre­cken vor dem Förder­dschungel oder unbe­kannten Ausbau­firmen zurück, und die Firmen die ausbauen wollen, müssen kompli­zierte Geneh­migungs­ver­fahren durch­laufen.

Konstante: Telekom gewinnt zum dritten Mal

Chip testet zum dritten Mal das Fest­netz, und es wurde immer schneller. Daneben gibt es eine Konstante: Die Deut­sche Telekom hat auch dieses Jahr wieder gewonnen, wenn auch - so Chip - "mit nur mini­malem Vorsprung". Ein Vergleich ist - wie gesagt - schwierig, da nicht alle Anbieter bundes­weit nutzbar sind.

Bei Chip hat die Telekom gewonnen, weil sie ihr Down­load­ver­spre­chen am besten einhalte: Die von Chip gemes­sene Geschwin­dig­keit komme der bewor­benen noch am nächsten. Im Schnitt habe Telekom bei den Down­loads 81 Prozent des maximal genannten Wertes erreicht. Auch bei dem mögli­chen Upload habe die Telekom kaum daneben gelegen.

11 Provider im Über­blick

11 Anbieter wurden diesmal unter­sucht. Los geht es mit dem Test­sieger Telekom auf Platz 1, der in Punkto Down­load die Note 1,46 und im Upload die Note 1,6 vergeben wurde. Bei Latenz erzielte die Telekom eine 2 und beim Preis-Leis­tungs­ver­hältnis wertet Chip mit 4,0.

Auf Platz zwei folgt die Deut­sche Glas­faser, zu der inzwi­schen auch das Unter­nehmen inexio gehört. Über einer Note von 1,48 und einem Preis­leis­tungs­ver­hältnis von 1,0 kann sich DG-Chef Thorsten Dirks (lange Jahre Chef von E-Plus und später von Telefónica/o2) freuen. Poten­zielle Kunden, die außer­halb des aktu­ellen Ausbau­gebietes leben, sehen das sicher anders.

Platz drei hat die im Groß­raum München, in Teilen von Bayern und Hessen verfüg­bare M-Net bekommen. Platz 4 ging an die im Groß­raum Köln-Aachen aktive Netco­logne.

Erst auf Platz 5 taucht wieder ein bundes­weit verfüg­barer Anbieter auf: Telefónica (o2). Das Unter­nehmen hat keine eigenen (Fern-)Leitungen mehr, sondern hat die letzte Meile und viele Back­bone-Leitungen gemietet. Je nach Ort oder Region kann o2 den Kunden über die Kupfer­dop­pel­ader, über ein Koax­kabel oder eine Hybrid-Koax­lösung (HFC) oder sogar echte Glas­faser (FTTH/FTTB) errei­chen.

In ungüns­tigen Fällen kann o2 in einem Ort nur ADSL mit maximal 16 MBit/s anbieten, während andere Anbieter an glei­cher Stelle auch VSDL mit 50, 100 oder mehr Megabit pro Sekunde im Angebot haben. o2 bekam von Chip die Note 1,7, beim Down­load sind es 2,0, beim Upload 2,8 und im Preis-Leis­tungs­ver­hältnis 4,1.

Plätze 6 bis 9 gehen an die regio­nalen Anbieter EWE (Nord­deutsch­land), htp (Hannover), Pyur (verschie­dene Koax-TV-Kabel­netze) und wilhelm.tel (Groß­raum Hamburg).

Voda­fone auf Platz 10

Auf Platz 10 taucht dann die Voda­fone auf, die im Prinzip bundes­weit, je nach Region über Kupfer­dop­pel­ader (gemietet), über eigene Koax-Kabel bzw. Hybrid-Koax-Glas­faser oder sogar reine Glas­faser versorgt. Die Tester vergaben die Gesamt­note 2,18 und lobten mit 1,9 das Preis-Leis­tungs-Verhältnis. Je nach Standort kann man von Voda­fone 1 GBit/s über Koax­kabel für monat­liche 39 Euro bekommen. Das ist schon ein span­nender Wert.

Schluss­licht der Tabelle bildet dann auf Platz 11 der Anbieter 1&1, der viel mit gemie­teten Telekom-Leitungen arbeitet, aber auch regional über eigene Glas­fasern verfügt. Macht eine Note von 2,19, aber ein Preis-Leis­tungs­ver­hältnis von 4,1.

Anbieter verspre­chen viel

Chip beklagt, dass viele Anbieter in ihrer Werbung viel verspre­chen. Die Realität sei oft ernüch­ternd. Grund für diesen Frust sind Werbe­texte, die das theo­reti­sche Maximal-Tempo der zu buchenden Leitung heraus­stellen.

Klar: mit 50, 100 oder 250 MBit/s oder gar einem GBit/s lässt es sich schöner werben. Diese Geschwin­dig­keiten können unter Umständen sogar erreicht werden, stellt Chip trocken fest, "normal" seien sie aber nicht.

Anbieter müssen infor­mieren

Die Anbieter sind verpflichtet, in ihren Produkt­infor­mati­ons­blät­tern neben der maxi­malen auch die realis­tisch erwart­bare und die mini­male Geschwin­dig­keit anzu­geben, die ein Internet-Anschluss errei­chen soll. Mit einem prognos­tizierten Wert von 83,8 MBit/s wie z.B. bei 1&1 wirbt man nicht so gerne – doch er liegt näher an der Realität als die ange­prie­senen 100 MBit/s. Nähme man alle von Chip erfassten Werte, dann wären die gemes­senen Down­loads im Schnitt um fast 24 Prozent lang­samer als die Maxi­mal­angaben der Provider.

o2 hält sich bei seinen Produkt­infor­mationen sehr stark zurück. Das bedeutet: In der Praxis kann der Anschluss deut­lich schneller als beworben sein, wie Chip gemessen hat. Bei M-Net seien die Angaben ziem­lich genau.

High­speed hat einen Preis – Voraus­set­zungen müssen erfüllt sein

Wer einen Glas­faser-Anschluss im Haus hat und das 1 GBit/s dann auch bucht, zahlt beispiels­weise bei der deut­schen Glas­faser 90 Euro im Monat. Das Durch­schnitts­tempo betrage dann (nach Messungen von Chip) etwa 703 MBit/s. Da sind Verträge über das TV-Kabel güns­tiger und in vielen Regionen verfügbar: Voda­fone verlangt dafür 40 Euro, bei Pyur kostet das Vergnügen 55 Euro. Voda­fone oder Pyur liefern knapp über 590 MBit/s im Durch­schnitt. Das ist nicht so schnell wie über "echte" Glas­faser, dafür oft aber noch bezahlbar.

Glas­faser kann günstig sein

Chip lobt das beste Preis-Leis­tungs­ver­hältnis der Deut­schen Glas­faser als "Preis­tipp", räumt aber ein, dass nur ein Teil aller inter­essierten Verbrau­cher das buchen kann: Über­wie­gend in Nord­rhein-West­falen und Nieder­sachsen, neuer­dings auch in Rhein­land-Pfalz und z.T. sogar in Baden.

Güns­tiges Internet: Nicht jeder braucht die volle Power

Was gerne vergessen wird: Nicht jeder Anwender braucht die schnellst­mög­liche Anbin­dung ans Internet – oft reicht ein lang­samerer und dafür güns­tigerer Tarif. Übli­cher­weise sind Geschwin­dig­keiten von 16, 25, 50, 100 oder 250 MBit/s buchbar. Bei 1 GBit/s ist für Privat­kunden derzeit übli­cher­weise Schluss.

Wer auf maxi­males Tempo Wert legt, bekommt bei dem bundes­weit aktiven Anbie­tern Voda­fone das güns­tigste Angebot, sofern das bewohnte Haus mit Koax­kabel ausge­stattet ist. Bei den Tarifen mit 250 MBit/s und 1 GBit/s erhalten Voda­fone-Kunden die meisten MBit/s pro Euro.

Bei Tarifen mit 50 MBit/s oder 100 MBit/s hat Chip o2 als güns­tigsten Anbieter ermit­telt.

Telekom freut sich über Sieg in Folge

Bei der Deut­schen Telekom freut man sich über den dritten Fest­netz-Sieg in Folge und ist sich sicher, dass sich Inves­titionen in den Netz­ausbau auszahlen.

„Unser Anspruch ist es, unsere Kundinnen und Kunden zu begeis­tern. Dazu gehört neben der besten und stabilsten Technik auch Vertrauen und Trans­parenz. Der Test bestä­tigt, dass wir im Vergleich der Wett­bewerber hier am besten abschneiden“, betont Walter Golde­nits, Tech­nik­chef der Telekom Deutsch­land. „Wir freuen uns, dass das Fach­magazin Chip uns zum dritten Mal in Folge auch im Gesamt­ver­gleich der deut­schen Fest­netz-Anbieter ganz vorne sieht. Unsere Inves­titionen in das Netz zahlen sich aus. Niemand inves­tiert so viel wie die Telekom in den Glas­faser Netz­ausbau in Deutsch­land.“

Die Telekom setze auf ein „Voll­sor­timent“ und habe die gesamte Palette an Internet-Zugängen im Angebot. Glas­faser sei dabei das tech­nolo­gische Medium der Zukunft. Dafür inves­tiert die Telekom 30 Milli­arden Euro in den Glas­faser­ausbau und hat bereits mehr als 650.000 Kilo­meter verlegt, worüber mehr als drei Millionen Haus­halte und Unter­neh­mens­stand­orte erreicht werden können. Bis Ende 2024 will die Telekom deut­lich mehr als zehn Millionen FTTH-Anschlüsse ermög­lichen. In Deutsch­land versorgt das Unter­nehmen über FTTC (Vecto­ring oder Super-Vecto­ring) bereits mehr als 34,5 Millionen Haus­halte und Unter­nehmen. FTTC mit Super Vecto­ring erlaubt Band­breiten von bis zu 250 MBit/s im Down­load.

Inter­essante Zahlen zum Gigabit-Netz­ausbau legte der VATM vor.

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