Netzausbau

Wenn das schnelle Internet zu langsam kommt

Die Bundesregierung hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis Ende 2018 sollen alle Haushalte in Deutschland Zugang zum schnellen Internet haben. Doch es wird eng: In vielen ländlichen Regionen gibt es immer noch zahlreiche weiße Flecken.
Von dpa / David Rist

Ein Warnschild weist an einer Straße auf Arbeiten an Stromleitungen hin. Vieler Orts geht der Netzausbau noch immer schleppend voran
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Für Jürgen Grützner ist die Sache klar: "Das Problem waren von Anfang an die letzten 30 Prozent. Voraus­sichtlich werden wir davon gerade mal gut die Hälfte schaffen", resümiert der Geschäfts­führer des Telekom-Verbandes VATM. Es geht um den Ausbau des schnellen Internets, die Bundes­regierung hat die Latte hoch gelegt: In gut einein­halb Jahren soll bundes­weit für jeden Haus­halt ein Anschluss mit einem Surf­tempo von mindestens 50 MBit pro Sekunde verfügbar gemacht werden. Das heißt: Im ganzen Land ruckel­freies Video und TV über Internet, Musik hören ohne Aussetzer oder Daten verschicken ohne lange Warte­zeiten.

Ein aktueller Blick auf den Breit­band­atlas der Bundes­regierung verrät allerdings: Viele ländliche Regionen sind vom schnellen Netz zum Teil noch abgeschnitten. Weniger als 10 Prozent der Haus­halte erreichen hier derzeit die angesteuerte Ziel­marge von 50 MBit pro Sekunde. Das gilt zum Beispiel für Teile der Eifel, des ober­bergischen Kreises, das ländliche Umfeld von Freiburg im Breisgau und größere Gebiete um den Bayerischen Wald, im südlichen und östlichen Sachsen sowie vor allem in weiten Teilen von Mecklenburg-Vorpommern.

Rund 75 Prozent der Haushalte versorgt

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) spricht auf dem Luftfahrtkongress 2017 in Berlin. Dobrindt: Kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken
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Für Alexander Dobrindt (CSU), Minister für Verkehr und digitale Infra­struktur, ist das kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Bei der Vorstellung des Stands der digitalen Agenda zeigte sich der Minister Ende April zuversichtlich: Rund 75 Prozent der Haus­halte hätten bereits einen Zugang, ein Viertel müsste noch geschlossen werden. Dobrindt: "Wir werden dieses Ziel erreichen." Dabei verwies er unter anderem auf die zugesagten Förder­gelder von 2,3 Milliarden Euro und die 210000 Kilometer Glas­faser­kabel, die genehmigt worden seien.

Derzeit ist Nordrhein-Westfalen mit einer Abdeckung von mehr als 82 Prozent beim schnellen Internet führend unter den Flächen­ländern. Schluss­lichter sind Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen mit jeweils 57 Prozent. Der Präsident der Bundes­netz­agentur, Jochen Homann, gibt sich vorsichtig optimistisch: "Ich glaube an die 50 Mbit", sagte er am Montag bei der Vorstellung seines Jahres­berichts. Allerdings sei "Glaube nicht Wissen". Die Bundes­netz­agentur werde den Ausbau jedenfalls nach Kräften unterstützen.

Erreichbar oder nicht - die Vorgaben von Dobrindt sind nur ein Zwischen­schritt auf dem Weg in die sogenannte Gigabit-Gesellschaft. Stephan Albers, Chef des Breitband­verbandes Breko: "Wir müssen jetzt mit Digitalcourage ein langfristiges, tragfähiges Ziel auf Basis reiner Glasfaser­anschlüsse bis in alle Gebäude setzen." Sprich, ein flächen­deckendes Glasfaser­netz aufbauen mit mindestens 1 GBit Geschwindigkeit bis 2025.

Doch so weit denkt Helmut Berscheid, Experte für schnelles Internet im Eifelkreis Bitburg-Prüm, noch nicht. Er weiß, wie aufwendig es ist, in der Region schnelle Netze zu etablieren. Aber der Kreis hat es fast geschafft: Nachdem die Förder­gelder zugesagt wurden, könnte mit dem weiteren Ausbau der Netze voraus­sichtlich in diesem Sommer begonnen werden. Und Berscheid ist mächtig stolz darauf, dass trotz der Widrigkeiten voraus­sichtlich alle 235 unterversorgten Gemeinden auf den Zug der digitalen Welt aufspringen können.

Mecklenburg-Vorpommern: Nur 15 Prozent abgedeckt

Ein Warnschild weist an einer Straße auf Arbeiten an Stromleitungen hin. Vieler Orts geht der Netzausbau noch immer schleppend voran
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Ganz andere Probleme bestehen in Mecklenburg-Vorpommern, wo allein die schiere Fläche und geringe Besiedelungs­dichte den Netz­ausbau heraus­fordern. Nach Angaben der Landes­regierung liegt die ländliche Abdeckung mit schnellen Internet­anschlüssen derzeit bei rund 15 Prozent. Fünf Prozent der Haus­halte landes­weit müssten noch angeschlossen werden, heißt es. Nach Umsetzung der 77 geförderten Ausbau­projekte würde die Versorgungs­quote hier auf 82 Prozent ansteigen.

In Bayern drückt Staats­minister Markus Söder derzeit auf die Tube und gibt sich besonders forsch: "Bis 2018 wollen wir schnelles Internet in jeder Gemeinde - vielleicht erreichen wir das Ziel schon in 2017." Ein "Höfebonus" für Streu­siedlungen soll helfen, den schnellen Anschluss bis in den letzten Winkel des Frei­staats zu treiben. Immerhin: Heute sind es bereits 37 Prozent der Haus­halte, die sich auf dem Lande in ein Turbo­netz aufschalten können.

Während man in manchen ländlichen Gebieten noch mit Übertragungsraten weit unter den 50 Mbit/s leben muss, plant die Telekom andernorts bis 2018 Anschlüsse mit bis zu 300-MBit/s anbieten zu können.

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