Themenspezial: Verbraucher & Service Banking-Apps

Multibanking-Apps: Alle Konten im Blick mit einer App

Mult­iban­king-Apps fassen die Konten unter­schied­licher Banken in einer Soft­ware zusammen. So behalten Kunden den Über­blick über ihre Finanzen. Aber: Wie sinn­voll und komfor­tabel ist das?
Von dpa /

Ein Giro­konto bei der Haus­bank, ein Tages­geld­konto bei der Direkt­bank und viel­leicht noch ein Depot - viele Menschen haben mehr als eine Bank­ver­bin­dung. Um den Konto­stand zu prüfen oder eine Über­wei­sung zu tätigen, müssen sich Kunden in jedem der Konten einzeln anmelden. Das kann mühsam sein. Doch es gibt Handy-Soft­wares, die alle Bank­ver­bin­dungen zusam­men­führen: Mult­iban­king-Apps.

"Solche Apps spielen eine zuneh­mend große Rolle bei Verbrau­chern, die mehrere Konten besitzen", sagt Maxi­milian Heit­kämper, Fach­bereichs­leiter Digi­tales und Verbrau­cher­recht der Verbrau­cher­zen­trale Rhein­land-Pfalz. "Damit können sie den Über­blick über ihre Finanzen behalten."

Seit 2019 muss die euro­päi­sche Finanz­branche mit der Umset­zung der erwei­terten Zahlungs­dienste-Richt­linie gewisse Schnitt­stellen vorhalten, die zum Beispiel für das Mult­iban­king nötig sind. Damals sagte etwa die Unter­neh­mens­bera­tung Oliver Wyman für solche Apps voraus, sie würden das Geschäfts­modell der Banken auf den Kopf stellen. finanzblick-Multibanking-App der Firma Buhl finanzblick-Multibanking-App der Firma Buhl
Bild: Buhl Data Service GmbH
Bislang ist das ausge­blieben. Zwar erle­digen laut Digi­tal­ver­band Bitkom immer mehr Kunden ihre Bank­geschäfte auf dem Smart­phone. Doch Mult­iban­king-Apps fristen eher einem Nischen­dasein. Das zeigt sich auch daran, dass sich in der Zwischen­zeit einige Anbieter wieder vom Markt zurück­gezogen haben.

Über­blick über Konto­stände

Doch Heit­kämper ist über­zeugt, dass die Apps durchaus noch Poten­zial haben: "Gerade, wenn es wieder mehr Zinsen gibt und die Kunden dann neue Tages­geld­konten eröffnen, gibt es für das Mult­iban­king einen Markt."

Denn der Vorteil ist: In solchen Apps können Verbrau­cher nicht nur die Stände all ihrer Konten gleich­zeitig abfragen, sondern auch viele Bank­geschäfte erle­digen. Stefan Fischer hat für die Stif­tung Waren­test Mult­iban­king-Apps unter­sucht. Er sagt: Das Konto der Haus­bank lasse sich wie gewohnt über die App verwalten, Über­wei­sungen und Dauer­auf­träge seien problemlos zu tätigen. Gute Apps könnten sogar Auslands- und Termin­über­wei­sungen ausführen und Empfän­ger­daten spei­chern.

Viele Programme machen das Banking auf dem Smart­phone außerdem durch Funk­tionen wie Foto­über­wei­sungen recht bequem. Nutzer foto­gra­fieren dafür einfach eine Rech­nung ab, die künst­liche Intel­ligenz über­nimmt Konto­daten, Über­wei­sungs­betrag und Verwen­dungs­zweck auto­matisch in die jewei­ligen Einga­befelder.

Andere merken sich bereits einge­tippte Bank­ver­bin­dungen und schlagen sie auto­matisch vor, wenn der Nutzer die Anfangs­buch­staben eines Namens eingibt. Das spart Zeit und verhin­dert Tipp­fehler bei der ellen­langen IBAN. Einige Apps infor­mieren außerdem auto­matisch über Konto­bewe­gungen. Falsche Abbu­chungen fallen so sofort ins Auge.

Banken oder Start-ups

Manche Banken bieten Mult­iban­king auch direkt in ihrer eigenen Smart­phone-App an, etwa die Deut­sche Bank oder die PSD Bank. Dort können Kunden also nicht nur das haus­eigene Konto einsehen, sondern gleich­zeitig auch Konten anderer Banken verwalten. Daneben gibt es Programme verschie­dener Dritt­anbieter und Start-ups. Manche davon sind gratis, andere kosten eine Gebühr.

Der Preis lässt laut Stif­tung Waren­test keine Rück­schlüsse auf die Qualität der App zu. So schnitten im Test die Mult­iban­king-App der Spar­kassen und die von Finanz­blick am besten ab. Beide sind kostenlos und lassen sich nutzen, ohne ein Konto bei einer bestimmten Bank zu haben.

Daten­schutz ist kein Problem

Die meisten Programme sind laut den Testern recht sparsam bei der Erhe­bung von Nutzer­daten. Das heißt, sie beschränken sich auf Daten, die sie tatsäch­lich für das Funk­tio­nieren der App benö­tigen. Doch manche leiten Infor­mationen über das Nutzer­ver­halten auch an Dritte weiter, um Werbung auf die Kunden zuzu­schneiden. Wer das nicht möchte, sollte unbe­dingt die Allge­meinen Geschäfts­bedin­gungen prüfen.

Bei allem Komfort haben die Apps ein Problem: Manche Banken machen es ihren Kunden möglichst unbe­quem, Mult­iban­king eines anderen Anbie­ters zu nutzen. Mindes­tens alle 90 Tage müssen die Insti­tute beim Login neben der Pin auch eine Tan abfragen - das ist Vorschrift, um die Sicher­heit beim Online-Banking zu erhöhen.

"Manche Banken fordern das aber deut­lich häufiger, wenn über eine Mult­iban­king-App auf das Konto zuge­griffen wird. Mitunter sogar bei jedem Login - und das ist richtig nervig", sagt Fischer. Die Anbieter der Apps haben darauf keinen Einfluss, das ist Sache der Bank, bei der das Konto besteht.

Sicher­heit auf dem Handy

In Sachen Sicher­heit unter­scheiden sich Mulit­ban­king-Apps nicht von herkömm­lichen Banking-Apps. "Smart­phones sind nicht so anfällig für Schad­soft­ware wie Computer. Deshalb ist es derzeit sogar sicherer, die Bank­geschäfte auf dem Handy zu erle­digen als im Browser", sagt Fischer.

Aller­dings sollten Nutzer eine App nur von einem offi­ziellen App-Store herun­ter­laden. Dort werden die Programme über­prüft. "Wer eine unsi­chere App herun­ter­lädt, haftet nämlich selbst für Fehl­buchungen", sagt Heit­kämper. "Erleidet er dagegen unver­schuldet einen Schaden, ist der Nutzer über die Bank abge­sichert."

Mobile Banking ermög­licht die Verwal­tung der Bank­konten auch unter­wegs. Es wird den Kunden von fast allen Banken und Spar­kassen zur Verfü­gung gestellt.

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