Spekulation

FAZ: Kabel Deutschland will Tele Columbus kaufen

Übernahme würde 2,2 Millionen Kunden betreffen
Von Thorsten Neuhetzki

Die Zentrale von Kabel Deutschland. Gehört Telecolumbus bald zu Kabel Deutschland? Die Zentrale von Kabel Deutschland. Gehört Tele Columbus bald zu Kabel Deutschland?
Foto: Kabel Deutschland
Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) plant Kabel Deutschland die Übernahme eines seiner größten Mitbewerber im eigenen Verbreitungsgebiet: Tele Columbus. Der Kabelnetzanbieter, der vor allem im Osten Deutschlands tätig ist, steht - anders als die fusionierten Kabel BW und Unitymedia - in direkter Konkurrenz zu Kabel Deutschland, da sich das Verbreitungsgebiet überschneidet. Die Kunden haben in aller Regel dennoch keine Wahl zwischen den Anbietern, da nur ein Kabelnetzbetreiber pro Wohnhaus verfügbar ist.

Die Zentrale von Kabel Deutschland. Gehört Telecolumbus bald zu Kabel Deutschland? Die Zentrale von Kabel Deutschland. Gehört Tele Columbus bald zu Kabel Deutschland?
Foto: Kabel Deutschland
Kabel Deutschland profitiert aktuell vom Boom der schnellen Internetanschlüsse per Kabelanschluss. Bis zu 100 MBit/s bietet das Unternehmen aktuell an, technisch sind noch höhere Datenraten möglich. Und das, ohne dass das Unternehmen sämtliche Bürgersteige einer Stadt aufnehmen musste, wie es bei echten Glasfaseranschlüssen der Fall ist. Entsprechend gut steht der Anbieter mit Sitz in Unterföhring bei München da. Erstmals soll es eine Dividende von 1,50 Euro für die Aktionäre geben, 8,9 Millionen Kunden zahlen derzeit an Kabel Deutschland. Doch aktuell ist die Verschuldung noch hoch und beläuft sich auf 2,87 Milliarde Euro.

Akquise von Tele Columbus wäre auch ein Gewinn für die Kunden

Der Erfolg des Internetanschlusses per Kabel spiegelt sich auch im Umsatz pro Kunde (ARPU) wider. Nach Angaben der FAZ lag er lange auf einem Niveau von unter 10 Euro. Ende des vergangenen Jahres erreichte Kabel Deutschland einen ARPU von 14,49 Euro, bis 2015 sollen es 20 Euro werden.

Eine Akquise von Tele Columbus wäre konsequent und könnte auch zu einem Gewinn für die Kunden führen. Denn in kleineren Städten im Osten des Landes teilen sich die beiden Kabelanbieter oftmals den Markt. Der jeweilige Kundenstamm ist jedoch dabei so gering, dass sich eine Aufrüstung des Netzes nicht lohnt. Diese Aufrüstung ist jedoch erforderlich, um neuere Dienste wie Internet und Telefon per Kabel anbieten zu können. Auch für HDTV ist sie relevant. Würde nun Tele Columbus übernommen, so wäre der Kundenstamm deutlich größer und eine Investition könnte sich lohnen. Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein gibt den Ausbaugrad im Osten des Landes bis Ende 2013 in der FAZ mit 65 Prozent an.

Kein Kommentar von Kabel Deutschland

Die Übernahmegerüchte wollte Kabel Deutschland gegenüber der FAZ nicht kommentieren - weil man sich "an derlei Spekulationen nicht beteiligen" möchte. Eine mögliche Übernahme dürfte allerdings nicht billig sein. Anders als andere Kabelanbieter ist Tele Columbus nicht nur ein Netzebene-4-Anbieter (NE4), sondern betreibt auch eigene Infrastruktur (NE3). Zudem zählt das Unternehmen nach eigenen Angaben 2,2 Millionen Kunden. Für Kabel Deutschland würde das einen Kundenstamm-Sprung auf mehr als 11 Millionen Kunden bedeuten. Reaktionen an der Börse blieben heute zunächst aus. Die Aktie notiert nahezu unverändert auf einem hohen Niveau.

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