Themenspezial: Verbraucher & Service Nebenkostenprivileg

TV bleibt schwarz: "Medienberater" schüren Ängste

"Sie wissen ja: Bald wird das Kabel­fern­sehen abge­stellt. Sie müssen jetzt hier unter­schreiben, wenn Sie weiter fern schauen wollen." Das hören Mieter derzeit öfters an ihrer Wohnungstür. Was ist dran?
Von dpa /

TV bleibt schwarz: Vermeintliche Medienberater schüren Ängste TV bleibt schwarz: Vermeintliche Medienberater schüren Ängste
Bild: Unitymedia, Bearbeitung: teltarif.de
Ab Juli müssen Mieter Gebühren für etwa­iges Kabel-TV im Haus nicht länger pauschal über die Neben­kosten bezahlen. Vermieter werden zu Ende Juni bestehende Sammel­ver­träge mit dem örtli­chen Kabel­netz­betreiber kündigen.

Schließ­lich dürfen sie die Kosten fortan nicht mehr ohne Einver­ständnis umlegen. Betrof­fene Miete­rinnen und Mieter sollten sich also schon einmal über­legen, wie und von wem sie Fern­sehen künftig empfangen wollen.

6,6 Millionen Haus­halte sind betroffen

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Betroffen von der Ände­rung sind Zahlen der AGF Video­for­schung zufolge etwa 6,6 Millionen Haus­halte in Deutsch­land, die weder Satel­liten- noch Anten­nen­emp­fang haben und deren Kabel­gebühren vom Vermieter über die Neben­kosten abge­rechnet werden - unab­hängig davon, ob sie den Kabel­anschluss tatsäch­lich nutzen.

Aller­dings haben sich erst 14 Prozent der betrof­fenen TV-Haus­halte bisher mit der Thematik beschäf­tigt, wie eine Kantar-Umfrage im Auftrag von AGF ergeben hat.

Nicht an der Haustür unter Druck setzen lassen

Niemand sollte sich aber an der Haustür oder am Telefon von selbst ernannten Medi­enbe­ratern oder Medi­enbe­rate­rinnen unter Druck setzen lassen, einen neuen Einzel­ver­trag fürs Kabel-TV zu unter­schreiben.

Denn Live-TV kommt nicht nur übers Kabel, sondern auch per Antenne, Satellit oder Internet ins Haus. Hier gilt es, den indi­viduell besten Weg zu finden und dabei auch die jewei­ligen Kosten abzu­wägen.

Die soge­nannten Berater beraten aber nicht, sondern agieren nur als Vertreter für einen Kabel-TV-Vertrag, schüren dabei Ängste und bauen Droh­kulissen auf. Wenn das Fern­sehen nicht mehr funk­tio­niert, dann könnte wirk­lich Schluss mit lustig bei vielen Leuten sein. Das nutzt der ein oder andere Vertreter dann eben provi­sions­för­dernd aus.

Für 40 Prozent kommt spon­taner Wechsel infrage

Von den betrof­fenen TV-Haus­halten können sich laut Kantar-Studie derzeit etwa 40 Prozent vorstellen, die Empfangsart zu wech­seln, rund 36 Prozent könnten sich vorstellen, beim Kabel­anschluss zu bleiben und etwa 24 Prozent konnten dazu noch nichts sagen.

Von den wech­sel­wil­ligen Haus­halten ist mehr als die Hälfte (52,5 Prozent) noch unent­schieden, welche Empfangsart sie wählen würde. Deut­lich mehr als jeder dritte Haus­halt (35,9 Prozent) will TV übers Internet streamen und knapp jeder neunte Haus­halt (11,6 Prozent) Fern­sehen über Antenne oder Satellit empfangen.

Live-TV: Auf diesen Wegen kommt das Fern­sehen ins Haus

Viele Menschen haben sich längst daran gewöhnt, Filme und Serien, aber auch Nach­richten und andere Beiträge dann anzu­schauen, wann es ihnen zeit­lich passt. Das Internet macht es möglich.

Das hat den Empfang von herkömm­lichem linearen Fern­sehen aber nicht über­flüssig gemacht: Es gibt nach wie vor genug Inter­esse an Sendern, die ihr Programm zeit­lich aufein­ander­fol­gend verbreiten.

Nicht nur das Kabel kann verbinden

Dabei ist das Kabel (DVB-C) längst nicht der einzige Verbrei­tungsweg für lineares TV. Es kommt auch via Antenne (DVB-T2 HD), Satellit (DVB-S/S2) und per Strea­ming über das Internet (IPTV) ins Haus.

Beim Kabel sind Voda­fone und Tele Columbus (Pyur) die größten Anbieter. Internet-TV liefern die Provider (etwa Telekom, o2, Voda­fone, 1&1 oder regio­nale Versorger) oder reine Strea­ming-Anbieter (etwa Joyn, Prime Video, waipu.tv oder Zattoo), teils auch in Koope­ration.

Zudem gibt es hybride TV-Lösungen, bei denen die Anbieter Kabel, Antenne oder Satellit mit Internet-Strea­ming kombi­nieren.

Empfänger: Einge­baut ins TV-Gerät oder als eigene Box

Empfänger für Antenne, Satellit und Kabel sind in aller Regel im TV einge­baut, teils erhält man eine Box vom Anbieter.

Oft sind die Apps der Strea­ming-Anbieter für das eigene Smart-TV-Modell verfügbar. Falls nicht, kann man zu güns­tigen Strea­ming-Sticks oder -Dongles wie Amazon Fire TV, Google Cast/TV oder Roku TV greifen.

Fern­sehen über Satellit, Kabel, DVB-T2 oder Internet: Wir zeigen die Vor- und Nach­teile der verschie­denen TV-Tech­nolo­gien in der Über­sicht.

teltarif.de Talk: Viele offene Fragen zum Kabel-TV

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