Wandel

Twitter-Mitgründer Jack Dorsey gibt Chefposten ab

Jack Dorsey könnte man auch als Mr. Twitter bezeichnen: Der 45-Jährige setzte einst den aller­ersten Tweet ab und stand schon zweimal an der Spitze der Firma. Jetzt geht er - weil es Zeit für einen Wechsel sei.
Von dpa /

Twitter-Mitgründer Jack Dorsey gibt Spitzenposten auf Twitter-Mitgründer Jack Dorsey gibt Spitzenposten auf
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Twitter-Mitgründer Jack Dorsey gibt den Chef­posten bei dem Online-Dienst auf. Nach­folger soll der bishe­rige Tech­nik­chef Parag Agrawal werden, wie das Unter­nehmen aus San Fran­cisco heute bekannt gab. "Ich habe entschieden, dass es letzt­end­lich Zeit ist für mich zu gehen", schrieb Dorsey auf Twitter. Er habe darauf hinge­arbeitet, dass sich die Firma von ihren Grün­dern lösen könne.

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Dorsey stand zuletzt seit 2015 an der Twitter-Spitze. Der 45-Jährige gilt als Erfinder des Kurz­nach­rich­ten­dienstes. So hatte Dorsey auch 2006 den aller­ersten Tweet abge­setzt. Er führte die Firma in der Anfangs­zeit von Mai 2007 bis Oktober 2008. Danach grün­dete er den Bezahl­dienst Square und trat bei Twitter kürzer. Seit der Rück­kehr an die Twitter-Spitze führte er beide Unter­nehmen gleich­zeitig - eine Doppel­belas­tung, die bei einigen Inves­toren Bedenken auslöste. Dorsey musste geschäft­lichen Ziel­marken zustimmen, um sie zu besänf­tigen. Twitter betonte nun, dass es keine Ände­rungen an den Geschäfts­pro­gnosen für die nächste Zeit gebe.

Tweet-Länge von 140 auf 280 Zeichen aufge­stockt

Unter Dorseys Führung gelang es Twitter, weit­gehend aus den lang­jäh­rigen roten Zahlen heraus­zukommen - auch wenn zuletzt eine Vergleichs­zah­lung nach einer Inves­toren­klage wieder für einen hohen Verlust sorgte. Zugleich kommt Twitter mit seinem Geschäfts­modell, bei dem Werbe­kunden für Geld Tweets in die Time­line der Nutzer bringen können, nicht annä­hernd an die Anzei­gen­erlöse von Face­book heran. Auch bei der Kurs­ent­wick­lung hinkt Twitter den Großen der Online-Branche deut­lich hinterher, was bei Anle­gern gele­gent­lich für Murren sorgte. Zuletzt star­tete Twitter den Versuch, zusätz­liches Geschäft mit Abo-Erlösen zu erschließen.

Zu den Ände­rungen in Dorseys Zeit gehörte auch, dass die Länge eines Tweets von den ursprüng­lichen 140 auf 280 Zeichen ausge­weitet wurde.

Harte Posi­tion gegen Falsch­infor­mationen

Im US-Wahl­kampf 2020 und der Pandemie ergriff Twitter unter Dorsey eine harte Posi­tion gegen Falsch­infor­mationen über Impf­stoffe und Donald Trumps Behaup­tungen, der Sieg im Rennen ums Weiße Haus sei ihm durch Betrug gestohlen worden. Dorsey wurde deswegen von den Repu­bli­kanern in Anhö­rungen im US-Kongress ange­griffen.

Jetzt schrieb er, Tech­nik­chef Agrawal sei schon längere Zeit sein Wunsch­nach­folger gewesen, weil er das Unter­nehmen und dessen Bedürf­nisse verstehe. "Er führte mit Herz und mit Seele", schwärmte Dorsey. Agrawal ist seit 2011 bei Twitter und wurde im Herbst 2017 Tech­nik­chef.

Agrawal über­nimmt die Firmen­spitze sofort. Im Verwal­tungsrat will Dorsey noch bis Ablauf seines Mandats im kommenden Jahr bleiben. Neuer Chef des Verwal­tungs­rats, der in US-Unter­nehmen neben einer Kontroll­funk­tion auch die Stra­tegie mitbe­stimmt, wird der Online-Unter­nehmer und frühere Face­book-Manager Bret Taylor.

Die Twitter-Aktie sprang zunächst um mehr als zehn Prozent hoch, als der Sender CNBC berich­tete, dass Dorsey sich von der Firmen­spitze zurück­ziehen wolle. Nach der Verkün­dung Agra­wals als Nach­folger schmolz das Plus zusammen, dann drehte der Kurs ins Minus. Fest steht, dass Dorsey bei einigen einfluss­rei­chen Groß­aktio­nären einen schweren Stand hatte. Laut US-Medien versuchte der Hedge­fonds Elliott bereits im vergan­genen Jahr, einen Chef­wechsel durch­zusetzen.

Unge­wöhn­liche Erschei­nung als Top-Manager

Dorsey hatte eigent­lich vorge­habt, Twitter für ein halbes Jahr von Afrika aus zu führen - verwarf den Plan dann jedoch nach Gegen­wind von Inves­toren und wegen der Corona-Pandemie. Dorsey, dessen Vermögen im Super­rei­chen-Ranking von "Forbes" auf knapp zwölf Milli­arden Dollar geschätzt wird, ist Fan von Kryp­towäh­rungen wie Bitcoin und machte zuletzt mit einer Warnung vor "Hyper­infla­tion" von sich reden.

Als Top-Manager ist er eine unge­wöhn­liche Erschei­nung - nicht nur wegen seines langen Barts und seiner Batiks­hirts. Als Jugend­licher war Dorsey Punker, später machte er eine Ausbil­dung zum Masseur. Ein Grund dafür, dass er 2008 den Job als Twitter-Chef verlor, sollen Ablen­kungen durch Yoga-Kurse und Zeichen-Stunden gewesen sein.

Das sich nun Meta nennende Unter­nehmen Face­book möchte mit dem Ende der Gesichts­erken­nung in seinem sozialen Netz­werk Vertrauen schaffen. Nutzer werden nicht mehr auf Fotos oder Videos gekenn­zeichnet.

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