Deutsche Unternehmen ziehen sich von Twitter/X zurück
Im Oktober 2022 hatte der Unternehmer Elon Musk den Micro-Blogging-Dienst Twitter für rund 44 Milliarden Dollar gekauft. Als erste Amtshandlung hatte er alle Top-Manager rausgeworfen und selbst die Führung übernommen. Ein Jahr nach dieser Aktion sehen Unternehmen in Deutschland die Entwicklung bei X (Twitter) skeptisch. Einige planen bereits, ihre Präsenz bei X, was einst als Twitter gestartet war, komplett aufzugeben und zu löschen.
43 Prozent der Firmen teilen weniger oder nichts mehr
Der Kauf von Twitter, die Umbenennung in X und die Unternehmenspolitik von Elon Musk kommt bei deutschen Unternehmen nicht gut an.
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Seit der Übernahme durch Elon Musk vor gut einem Jahr veröffentlichen 43 Prozent der Firmen nach eigenen Angaben dort weniger Beiträge oder haben eigene Beiträge ("Posts") ganz eingestellt. Das hat der Branchenverband Bitkom aufgrund einer Befragung von mehr als 600 Unternehmen in Deutschland (ab 20 Beschäftigten), herausgefunden. 192 befragte Unternehmen gaben an, auf X ein eigenes Profil oder einen eigenen Account zu haben, was einem Anteil von 32 Prozent entspricht.
Die Umfrage fand bereits im August durch die Tochter Bitkom Research statt und gilt als repräsentativ. Bei gut einem Drittel der auf X aktiven Firmen hat die Musk-Übernahme keine Auswirkungen: 36 Prozent der Unternehmen veröffentlichen ihre Beiträge im selben Umfang wie zuvor. 9 Prozent posten sogar mehr Beiträge oder haben erst nach der Musk-Übernahme damit begonnen.
In der Umfrage zeichnet sich jedoch ein Trend ab, der auch international zu sehen ist: X verliert gegenüber den alten Twitter-Zeiten als Werbe-Plattform deutlich an Bedeutung. Demnach schalten 36 Prozent der Unternehmen, die X nutzen, dort weniger oder keine kostenpflichtigen Anzeigen mehr, seit Musk die Plattform übernommen hat. 21 Prozent schalten Anzeigen im selben Umfang wie zuvor, drei Prozent haben ihre Werbemaßnahmen auf Twitter verstärkt beziehungsweise erst nach der Übernahme überhaupt damit begonnen. 29 Prozent werben generell nicht auf Twitter, also weder vor noch nach der Übernahme.
Was wurde gefragt?
Die Fragestellungen lauteten: "In welchen der folgenden sozialen Medien ist Ihr Unternehmen mit einem eigenen Profil bzw. Account vertreten?" und "Inwiefern hat die Übernahme durch Elon Musk die Nutzung in Bezug auf eigene Postings bzw. Beiträge Ihres Unternehmens verändert?" und "Inwiefern hat die Übernahme durch Elon Musk die Nutzung in Bezug auf die Schaltung kostenpflichtiger Anzeigen Ihres Unternehmens verändert?" bzw. "Planen oder diskutieren Sie in Ihrem Unternehmen, Ihren Unternehmens-Account bzw. Ihr Unternehmens-Profil bei Twitter bzw. X zu löschen?"
Zunahme von Fake News und Hate Speech schrecken ab
Bitkom-Chef Bernhard Rohleder sieht in den geänderten Rahmenbedingungen die Gründe für den Negativ-Trend: „Der Anstieg von Fake News, die Zunahme von Hate-Speech oder die Äußerung teils extremer politischer Haltungen haben bei vielen Unternehmen offenbar zu massiver Verunsicherung geführt“ zog Rohleder sein Resumee.
Einige Unternehmen erwägen sogar eine komplette Löschung des eigenen Firmenprofils. Der Umfrage zufolge überlegen insgesamt 21 Prozent der Unternehmen in Deutschland, die aktuell noch X nutzen, ihr Unternehmens-Konto beziehungsweise das Unternehmens-Profil dort komplett zu entfernen.
Für 71 Prozent ist die Profillöschung aktuell kein Thema, und acht Prozent der Unternehmen machten dazu keine konkreten Angaben. Für einige Unternehmen hat X aber weiterhin große Bedeutung: Für 43 Prozent der Unternehmen, welche die Plattform nutzen, bleibt X (vormals Twitter) ein wichtiger Kommunikationskanal.
Schwierige Marktlage für X (Twitter)
Seitdem Elon Musk den Dienst Twitter für rund 44 Milliarden Dollar gekauft hatte, hat der Dienst unter anderem mit schwindenden Einnahme zu kämpfen. Musk räumte im August ein, dass die Werbeeinnahmen weiterhin nur halb so hoch seien wie vor der Übernahme.
Elon Musk erwägt, Twitter für alle Nutzer kostenpflichtig zu machen.