Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Von Telekom-Wettbewerbern geprägt?

Der Breko-Verband hat in seiner Markt­ana­lyse unter­stri­chen, dass es vor allem die Wett­bewerber der Telekom seien, die den Glas­faser­ausbau voran­bringen. Kritiker spre­chen von einem Flicken­tep­pich, aber ohne den wäre Deutsch­land immer noch im Kupfer­zeit­alter.
Von Marc Hankmann

Natür­lich ist auch inzwi­schen die Telekom ein wesent­licher Treiber des Glas­faser­aus­baus. So erschließt der eins­tige Staats­kon­zern in Hagen Mitte Nord rund 12.000 Haus­halte mit Glas­faser. Im Dort­munder Stadt­teil Hörde sollen bis Mitte 2023 ca. 13.000 Haus­halte einen FTTH-Anschluss erhalten. Und in Esch­born begann die Telekom mit dem zweiten Bauab­schnitt. Bis 2024 baut sie für 15000 Haus­halte Glas­faser­anschlüsse. Damit wäre Esch­born nahezu flächen­deckend mit Glas­faser versorgt.

Zusätz­lich betei­ligt sich die Telekom über zwei Joint Ventures am Glas­faser­ausbau. Zum einen über Glas­faser Nord­west. Der Netz­betreiber baut derzeit in Löhne Mahnen ein FTTH-Netz für 2800 Haus­halte. Zum anderen über Glas­faser Plus, dem Joint Venture mit IFM Inves­tors. Glas­faser Plus baut in Ehringshausen, Traben-Trar­bach, Rauschen­berg und Wetter (Hessen). Ab dem Früh­jahr 2023 wird der Netz­betreiber in Rauschen­berg 1135 und in Wetter 2270 FTTH-Anschlüsse errichten. In Traben-Trar­bach rollen im kommenden Jahr die Bagger an, um 3300 Glas­faser­anschlüsse zu bauen. In Ehringshausen sollen 3750 Anschlüsse entstehen. Der Ausbau beginnt aber nicht vor 2024. In Rauschenberg und Wetter (Hessen) baut Glasfaser Plus, das Joint Venture der Deutschen Telekom mit IFM Investors ab dem Frühjahr 2023 FTTH-Netze für insgesamt über 4000 Haushalte In Rauschenberg und Wetter (Hessen) baut Glasfaser Plus, das Joint Venture der Deutschen Telekom mit IFM Investors ab dem Frühjahr 2023 FTTH-Netze für insgesamt über 4000 Haushalte
Foto: Deutsche Telekom

Breko: „Risiko wird mini­miert“

Aber es sind vor allem die kleinen und mittel­stän­dischen Netz­betreiber, die den Glas­faser­ausbau voran­bringen. Laut Breko-Markt­ana­lyse inves­tieren die Telekom-Wett­bewerber seit 2010 höhere Summen in ihre Netze als die Bonner – mit Ausnahme der Jahre 2016 und 2017. Im vergan­genen Jahr waren es 6,5 Milli­arden Euro, während die Telekom 4,5 Milli­arden Euro inves­tierte. „Dass der Glas­faser­ausbau auf vielen Schul­tern verteilt wird, mini­miert das Risiko“, sagte Breko-Geschäfts­führer Stephan Albers bei der Präsen­tation der Markt­ana­lyse.

Zu diesen Wett­bewer­bern gehören zum Beispiel die goetel und die Deut­sche GigaNetz. Nachdem goetel in der Samt­gemeinde Eschers­hausen-Stad­tol­den­dorf die Kommunen Wangeln­stedt und Lenne mit FTTH-Netzen versorgt hat, star­tete unlängst die Bauphase in der Gemeinde Eimen. Im Anschluss werden die Bauko­lonnen nach Arholzen, Diel­missen, Holzen und Lüer­dissen weiter­ziehen. Auch in Wabern und im Kernort von Kirch­heim hat goetel mit Bauar­beiten für neue Glas­faser­netze begonnen.

Im Hohen­lohe­kreis hat die Deut­sche GigaNetz mit den Stadt­ver­wal­tungen von Forch­ten­berg, Niedern­hall und Weiß­bach Koope­rati­ons­ver­ein­barungen für den Glas­faser­ausbau abge­schlossen. Bis Mitte Dezember 2022 erstattet der Netz­betreiber die Anschluss­kosten, wenn sich Haus­halte für einen neuen Glas­faser­anschluss entscheiden. In Flörs­heim im Main-Taunus-Kreis baut das Unter­nehmen die bislang nicht berück­sich­tigten Gebiete in der Innen­stadt aus. Die Tief­bau­arbeiten sollen noch im September 2022 starten. Damit wird Flörs­heim flächen­deckend von der Deut­schen GigaNetz mit Glas­faser versorgt.

Neue Netz­betreiber und alte Hasen im Glas­faser­ausbau aktiv

1&1 Versatel bringt das Gewerbegebiet an der Alexander-Meißner-Straße in Berlin an sein Glasfasernetz 1&1 Versatel bringt das Gewerbegebiet an der Alexander-Meißner-Straße in Berlin an sein Glasfasernetz
Foto: Berndt Fotografie Köln
Vor allem in jüngerer Vergan­gen­heit sind einige neue Netz­betreiber in den Markt einge­stiegen. Wie etwa Liberty Networks. Der Netz­betreiber erschließt seit Ende August 2022 5200 Haus­halte im Rems-Murr-Kreis. Der Start­schuss erfolgte in Ruders­berg. Eben­falls im Rems-Murr-Kreis sowie in den Land­kreisen Ludwigs­burg und Esslingen ist de GVG Glas­faser aktiv. Dort will das Unter­nehmen zusammen mit der Deut­schen Giga Access noch in diesem Jahr mit dem Bau von FTTH-Netzen beginnen. Während die Deut­sche Giga Access die Netze plant, baut und betreibt, über­nimmt die GVG mit ihrer Marke teranet das Endkun­den­geschäft.

Die GVG entstand ebenso wie Green­fiber Anfang der 2010er-Jahre. Für Green­fibers jüngstes Projekt in Espel­kamp erfolgte vor wenigen Tagen der symbo­lische Spaten­stich. Ziel ist die flächen­deckende FTTH-Versor­gung der nörd­lich von Biele­feld gele­genen Stadt. Die Haus­halte erhalten die Anschluss­kosten aller­dings nicht wie üblich komplett erstattet. Sie müssen 500 Euro dazu­zahlen. Auch 1&1 Versatel ist ein alter Hase im Geschäft. In Berlin bringt der Netz­betreiber das neue Gewer­bege­biet an der Alex­ander-Meißner-Straße ans Glas­faser­netz. Der Tiefbau hat bereits begonnen. Ob neu oder alt einge­sessen, es sind einige wenige große und vor allem viele klei­nere Unter­nehmen, die den Glas­faser­ausbau voran­treiben.

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