Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Open Access nimmt Gestalt an

Open Access, die Netz­öff­nung für die Dienste eines Dritt­anbie­ters, war lange eine viel­ver­spre­chende Theorie, die gefor­dert, doch nur selten in die Tat umge­setzt wurde. Nun scheint sich aber die Einsicht breit­zuma­chen, dass man gemeinsam mehr errei­chen kann.
Von Marc Hankmann

Noch im vergan­genen Mai sagte Jan Georg Budden, CEO der Deut­schen GigaNetz, dass sein Unter­nehmen die eigenen Netze in den kommenden Jahren nicht für Dritte öffnen werde. Bei der Glas­faser Nord­west, dem Joint Venture von Deut­scher Telekom und dem Ener­gie­ver­sorger EWE, konnten ange­schlos­sene Haus­halte lange Zeit ledig­lich die Dienste der Telekom und der EWE-Töchter beziehen, obwohl von Anfang an Open Access propa­giert wurde. Die Stadt­werke Emsdetten wollten mit ihrem TK-Unter­nehmen gerne ins Netz der Glas­faser Nord­west, konnten aber nicht, während die Telekom und die EWE-Tochter Osnatel schön fröh­lich ihre Produkte im müns­ter­län­dischen Emsdetten verkauften.

Dort ist der Zwist inzwi­schen beigelegt, seitdem die Stadt­werke eben­falls das Netz nutzen können. Bei der Deut­schen GigaNetz trat der „Sinnes­wandel“ quasi über Nacht ein, als die Deut­sche GigaNetz nur wenige Tage nach Buddens Aussage in einer Pres­semit­tei­lung korri­gierte, man werde selbst­ver­ständ­lich Open Access anbieten. Nun hat der Netz­betreiber den Worten Taten folgen lassen. In einer gemein­samen Absichts­erklä­rung haben die Deut­sche GigaNetz und die Leonet AG eine gegen­sei­tige Netz­nut­zung verein­bart. Die geplante Part­ner­schaft sieht vor, dass Leonet seine Internet- und Tele­fon­dienste nach dem Open-Access-Prinzip über das Glas­faser­netz der Deut­schen GigaNetz vermarktet und umge­kehrt.

In Rottenburg an der Laaber kooperieren die Deutsche GigaNetz und Leonet. Die Vereinbarung gilt für alle Netze der beiden Unternehmen in Bayern. In Rottenburg an der Laaber kooperieren die Deutsche GigaNetz und Leonet. Die Vereinbarung gilt für alle Netze der beiden Unternehmen in Bayern.
Foto: Creative Commons
Verein­bart wurde die Bereit­stel­lung gegen­sei­tiger Vorleis­tungen auf der Basis von Layer-2-Bitstream in den jewei­ligen Netzen der Unter­nehmen in Bayern. Der Verein­barung ging voraus, dass Leonet die Vorver­mark­tung im baye­rischen Rotten­burg an der Laaber absagte, nachdem sich die Kommune für die Deut­sche GigaNetz entschied. Anstatt sich gegen­seitig zu über­bauen, wollen beide nun in Rotten­burg koope­rieren; viel­leicht auch, um der Telekom etwas entge­gen­halten zu können, denn auch die ist in Rotten­burg aktiv. Ab Anfang 2023 will sie für 3000 Haus­halte Glas­faser­anschlüsse bauen.

Deut­sche Glas­faser lässt ETN-Internet auf eigene Netze

Eben­falls auf der Basis von Vorleis­tungs­pro­dukten koope­riert die Deut­sche Glas­faser mit ETN-Internet aus Meppen. ETN wird die Netze der Deut­schen Glas­faser in Nord­rhein-West­falen und Nieder­sachsen für Telefon-, Internet- und IPTV-Produkte nutzen. Inter­net­tarife unter der Marke „Surfn“ sind bereits buchbar. „Open-Access funk­tio­niert“, sagte Ruben Quei­mano, CCO von Deut­sche Glas­faser, anläss­lich der Part­ner­schaft mit ETN-Internet.

In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen kann ETN-Internet seine Angebote für Telefonie, Internet und IPTV über die Netze der Deutschen Glasfaser vermarkten In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen kann ETN-Internet seine Angebote für Telefonie, Internet und IPTV über die Netze der Deutschen Glasfaser vermarkten
Foto: Deutsche Glasfaser/Michael Bader
Koope­rationen muss es aber nicht nur unter Netz­betrei­bern oder mit Diens­tean­bie­tern geben. Auch die Wohnungs­wirt­schaft ist an konti­nuier­lichen Geschäfts­bezie­hungen zu denen inter­essiert, die ihren Mietern Internet, Fern­sehen und Telefon liefern. So verlän­gern die Kölner Wohnungs­genos­sen­schaft und NetCologne ihre Zusam­men­arbeit um weitere zehn Jahre. Die rund 3000 Wohn­ein­heiten der Genos­sen­schaft sind bereits per FTTB verbunden. NetCologne wird nun in den nächsten Jahren die Glas­faser bis in die einzelnen Wohnungen verlegen (FTTH).

Glas­faser für Mülheim an der Ruhr und Kommunen im Kreis Heil­bronn

Abseits dieser Koope­rationen sind diese und andere Netz­betreiber auch noch solo unter­wegs. So baut die Telekom ein Glas­faser­netz in Mülheim an der Ruhr auf. Im Stadt­bezirk Mitte beginnen in den nächsten Wochen die Bauar­beiten für den Anschluss von 12195 Haus­halten. Weitere Stadt­gebiete sollen danach folgen. Auch in Ostfil­dern strebt die Telekom an, nahezu das gesamte Stadt­gebiet zu verglasen. Dazu hat man sich auf einen Fahr­plan und weitere Bauab­schnitte mit rund weiteren 10.000 Haus­halte geei­nigt.

Symbolischer Spatenstich in Gundelsheim. Hier beginnt die BBV Deutschland mit dem Glasfaserausbau für zehn Kommunen im nördlichen Landkreis Heilbronn. Dafür investiert die BBV 50 Millionen Euro. Symbolischer Spatenstich in Gundelsheim. Hier beginnt die BBV Deutschland mit dem Glasfaserausbau für zehn Kommunen im nördlichen Landkreis Heilbronn. Dafür investiert die BBV 50 Millionen Euro.
Foto: BBV Deutschland
In Gundels­heim erfolgte kürz­lich der symbo­lische Spaten­stich für den privat­wirt­schaft­lichen Glas­faser­ausbau von insge­samt zehn Kommunen im nörd­lichen Land­kreis Heil­bronn. Hier inves­tiert der Netz­betreiber BBV gemeinsam mit seinem Mutter­kon­zern Infra­fibre Germany und dem Investor Infra­capital 50 Millionen Euro. Neben Gundesl­heim baut BBV FTTH-Netze in Hardt­hausen am Kocher, Jagst­hausen, Langen­brettach, Möck­mühl und Neudenau sowie in Neuen­stadt am Kocher, Oedheim, Roig­heim und Widdern.

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