Trotz Glasfaser lahmt Deutschland hinterher
Der Speedtest Global Index des Internetanalysten Ookla ermittelt für Deutschland im Downstream eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 136,82 MBit/s. Im Upload sind es 33,05 MBit/s. Zum Vergleich: Die ersten 18 Länder bewegen sich allesamt über 200 MBit/s. An der Spitze ist Monaco mit 288,47 MBit/s. Immerhin: Seit Dezember 2020 hat sich der Download-Speed in Deutschland um rund 26 MBit/s verbessert. Spitzenreiter hierzulande ist Vodafone mit 130,99 MBit/s. Auf Platz 2 rangiert 1&1 mit 59,88 MBit/s, dicht gefolgt von der Deutschen Telekom mit 57,93 MBit/s. Etwas abgeschlagen liegt o2 mit 47,91 MBit/s auf dem vierten Platz.
Woher kommt das maue Ergebnis? Aus Sicht der Deutschen Telekom tragen die Kommunen eine Mitschuld. Beispiel Freiburg: Hier wollen die Bonner 25.000 Haushalte mit Glasfaser versorgen. Dafür soll ein Saugbagger eingesetzt werden. Laut Telekom befürchtet das Freiburger Gartenamt, dass der XXL-Staubsauger aufgrund seiner Höhe Baumkronen beschädigen könnte. Satzungsgemäß darf die Telekom allerdings auch keine herkömmlichen Bagger einsetzen. Die Folge: In zahlreichen Ortsterminen wurde anhand des Baumbestands festgelegt, wo der Saugbagger eingesetzt werden kann. „Wir müssen hier quasi jeden Baum einzeln betrachten“, sagt Telekom-Regionalmanager Christopher Beußel.TNG und goetel verglasen Hessen
Andernorts geht es schneller voran, wie etwa in Grebenau im hessischen Vogelbergkreis. FTTH-Koordinator Raphael Kupfermann vom Netzbetreiber TNG sieht den Bauabschluss in Grebenau in greifbarer Nähe und rechnet damit, dass der Ausbau des Glasfasernetzes für die einzelnen Stadtteile noch im ersten Halbjahr 2022 abgeschlossen sein wird. Im benachbarten Kreis Hersfeld-Rotenburg startete TNG unlängst die Vorvermarktung in Hauneck und Haunetal. Ab einer Beteiligung von mindestens 40 Prozent aller Haushalte in der jeweiligen Gemeinde startet TNG in die Planung des FTTH-Netzes.
Symbolischer Spatenstich in Nidda zum Ausbaustart des Glasfasernetzes mit Vertretern der Stadt, der Deutschen GigaNetz und des Regionalverbands FrankfurtRheinMain.
Foto: Deutsche GigaNetz
In Hersfeld-Rotenburg ist erstmalig auch der Göttinger Netzbetreiber goetel unterwegs. Er begann mit der Vorvermarktung in Kirchheim. Bei erfolgreicher Vermarktung könne der Ausbau noch in diesem Jahr starten, teilt goetel mit, ohne die konkrete Vermarktungsquote zu nennen, die dafür nötig ist. Im südhessischen Lautertal startete goetel nach den Ortsteilen Eichelhain und Engelrod auch in Eichenrod den Glasfaserausbau. Die Glasfaser reicht bereits bis zu den Verteilerkästen am Straßenrand. Jetzt werden zusätzlich die Hausanschlüsse bei den Kunden gebaut und jeder einzelne Haushalt an das Glasfasernetz der goetel angebunden.
Symbolischer Spatenstich in Nidda zum Ausbaustart des Glasfasernetzes mit Vertretern der Stadt, der Deutschen GigaNetz und des Regionalverbands FrankfurtRheinMain.
Foto: Deutsche GigaNetz
Glasfaser für Gewerbegebiete in Münster und Westerland
Und noch einmal Hessen: In Nidda erfolgte der symbolische Spatenstich für den Glasfaserausbau. Hier baut die Deutsche GigaNetz zusammen mit der vitronet Gruppe ein FTTH-Netz für alle 18 Ortsteile Niddas. Der Ausbau soll voraussichtlich bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Es wird ein zweistelliger Millionenbetrag investiert. Auch im baden-württembergischen Willstätt rollen demnächst die Bagger an. Die Deutsche Glasfaser erschließt hier ab dem Frühjahr 2022 fünf Gewerbegebiete mit Glasfaser. Einen weiteren Spatenstich gab es im westfälischen Münster. Vodafone baut in drei Gewerbegebieten für über 700 Unternehmen ein FTTB-Netz. Die Investitionssumme beläuft sich auf 4,6 Millionen Euro – 90 Prozent werden mit Fördermitteln von Bund und Land Nordrhein-Westfalen finanziert.
Glasfaser für über 700 Münsteraner Unternehmen. In der Westfalenmetropole erschließt Vodafone drei Gewerbegebiete.
Foto: Vodafone
Darüber hinaus kommt die Glasfaser auch in die Altmark, genauer in die Hansestadt Gardelegen. Netzbetreiber DNS:Net sorgt für den Lückenschluss, sodass alle 49 Ortsteile der nach Berlin und Hamburg flächenmäßig drittgrößten Stadt Deutschlands Glasfaser erhalten. Der Lückenschluss erfolgt in acht Ortsteilen Gardelegens mit 2000 Haushalten. Auch Unternehmen in Westerland können sich auf Highspeed-Internet freuen. 1&1 Versatel baut in ausgewählten Gewerbegebieten Glasfaseranschlüsse mit bis zu 100 GBit/s. Und natürlich lässt sich auch die Telekom nicht vom Freiburger Baumbestand aufhalten. „Über 60 Prozent aller Haushalte haben schon einen Glasfaseranschluss beantragt“, berichtet Regionalmanager Beußel. Es dauert halt ein bisschen länger, bis die Glasfaser im Freiburger Boden liegt. Global gesehen heißt das dann eben Platz 38.