Breitbandausbau

Trotz Glasfaser lahmt Deutschland hinterher

Schnell ist anders: Im Speed­test Global Index belegte Deutsch­land im Dezember 2021 nur den 38. Rang, hinter Rumä­nien, Ungarn oder Molda­wien. Immerhin: Die Geschwin­dig­keit im Internet steigt. Das liegt auch an den Ausbau­pro­jekten einiger Netz­betreiber.
Von Marc Hankmann

Der Speed­test Global Index des Inter­net­ana­lysten Ookla ermit­telt für Deutsch­land im Down­stream eine Durch­schnitts­geschwin­dig­keit von 136,82 MBit/s. Im Upload sind es 33,05 MBit/s. Zum Vergleich: Die ersten 18 Länder bewegen sich alle­samt über 200 MBit/s. An der Spitze ist Monaco mit 288,47 MBit/s. Immerhin: Seit Dezember 2020 hat sich der Down­load-Speed in Deutsch­land um rund 26 MBit/s verbes­sert. Spit­zen­reiter hier­zulande ist Voda­fone mit 130,99 MBit/s. Auf Platz 2 rangiert 1&1 mit 59,88 MBit/s, dicht gefolgt von der Deut­schen Telekom mit 57,93 MBit/s. Etwas abge­schlagen liegt o2 mit 47,91 MBit/s auf dem vierten Platz.

Woher kommt das maue Ergebnis? Aus Sicht der Deut­schen Telekom tragen die Kommunen eine Mitschuld. Beispiel Frei­burg: Hier wollen die Bonner 25.000 Haus­halte mit Glas­faser versorgen. Dafür soll ein Saug­bagger einge­setzt werden. Laut Telekom befürchtet das Frei­burger Gartenamt, dass der XXL-Staub­sauger aufgrund seiner Höhe Baum­kronen beschä­digen könnte. Satzungs­gemäß darf die Telekom aller­dings auch keine herkömm­lichen Bagger einsetzen. Die Folge: In zahl­rei­chen Orts­ter­minen wurde anhand des Baum­bestands fest­gelegt, wo der Saug­bagger einge­setzt werden kann. „Wir müssen hier quasi jeden Baum einzeln betrachten“, sagt Telekom-Regio­nal­manager Chris­topher Beußel.

TNG und goetel verglasen Hessen

Andern­orts geht es schneller voran, wie etwa in Grebenau im hessi­schen Vogel­berg­kreis. FTTH-Koor­dinator Raphael Kupfer­mann vom Netz­betreiber TNG sieht den Bauab­schluss in Grebenau in greif­barer Nähe und rechnet damit, dass der Ausbau des Glas­faser­netzes für die einzelnen Stadt­teile noch im ersten Halb­jahr 2022 abge­schlossen sein wird. Im benach­barten Kreis Hers­feld-Roten­burg star­tete TNG unlängst die Vorver­mark­tung in Hauneck und Haunetal. Ab einer Betei­ligung von mindes­tens 40 Prozent aller Haus­halte in der jewei­ligen Gemeinde startet TNG in die Planung des FTTH-Netzes.

merhere Männer und Frauen stehen mit orangen Warnwesten bekleidet hinter einem frischen Erdhügel und halten orange Spaten in den Händen Symbolischer Spatenstich in Nidda zum Ausbaustart des Glasfasernetzes mit Vertretern der Stadt, der Deutschen GigaNetz und des Regionalverbands FrankfurtRheinMain.
Foto: Deutsche GigaNetz
In Hers­feld-Roten­burg ist erst­malig auch der Göttinger Netz­betreiber goetel unter­wegs. Er begann mit der Vorver­mark­tung in Kirch­heim. Bei erfolg­rei­cher Vermark­tung könne der Ausbau noch in diesem Jahr starten, teilt goetel mit, ohne die konkrete Vermark­tungs­quote zu nennen, die dafür nötig ist. Im südhes­sischen Lautertal star­tete goetel nach den Orts­teilen Eichel­hain und Engelrod auch in Eichenrod den Glas­faser­ausbau. Die Glas­faser reicht bereits bis zu den Vertei­ler­kästen am Stra­ßen­rand. Jetzt werden zusätz­lich die Haus­anschlüsse bei den Kunden gebaut und jeder einzelne Haus­halt an das Glas­faser­netz der goetel ange­bunden. merhere Männer und Frauen stehen mit orangen Warnwesten bekleidet hinter einem frischen Erdhügel und halten orange Spaten in den Händen Symbolischer Spatenstich in Nidda zum Ausbaustart des Glasfasernetzes mit Vertretern der Stadt, der Deutschen GigaNetz und des Regionalverbands FrankfurtRheinMain.
Foto: Deutsche GigaNetz

Glas­faser für Gewer­bege­biete in Münster und Wester­land

Und noch einmal Hessen: In Nidda erfolgte der symbo­lische Spaten­stich für den Glas­faser­ausbau. Hier baut die Deut­sche GigaNetz zusammen mit der vitronet Gruppe ein FTTH-Netz für alle 18 Orts­teile Niddas. Der Ausbau soll voraus­sicht­lich bis Ende 2023 abge­schlossen sein. Es wird ein zwei­stel­liger Millio­nen­betrag inves­tiert. Auch im baden-würt­tem­ber­gischen Will­stätt rollen demnächst die Bagger an. Die Deut­sche Glas­faser erschließt hier ab dem Früh­jahr 2022 fünf Gewer­bege­biete mit Glas­faser. Einen weiteren Spaten­stich gab es im west­fäli­schen Münster. Voda­fone baut in drei Gewer­bege­bieten für über 700 Unter­nehmen ein FTTB-Netz. Die Inves­titi­ons­summe beläuft sich auf 4,6 Millionen Euro – 90 Prozent werden mit Förder­mit­teln von Bund und Land Nord­rhein-West­falen finan­ziert.

mehrere Männer in dunkler Kleidung stehen vor einer übergroßen Kabeltrommel und halten Glasfaserkabel in den Händen Glasfaser für über 700 Münsteraner Unternehmen. In der Westfalenmetropole erschließt Vodafone drei Gewerbegebiete.
Foto: Vodafone
Darüber hinaus kommt die Glas­faser auch in die Altmark, genauer in die Hanse­stadt Garde­legen. Netz­betreiber DNS:Net sorgt für den Lücken­schluss, sodass alle 49 Orts­teile der nach Berlin und Hamburg flächen­mäßig dritt­größten Stadt Deutsch­lands Glas­faser erhalten. Der Lücken­schluss erfolgt in acht Orts­teilen Garde­legens mit 2000 Haus­halten. Auch Unter­nehmen in Wester­land können sich auf High­speed-Internet freuen. 1&1 Versatel baut in ausge­wählten Gewer­bege­bieten Glas­faser­anschlüsse mit bis zu 100 GBit/s. Und natür­lich lässt sich auch die Telekom nicht vom Frei­burger Baum­bestand aufhalten. „Über 60 Prozent aller Haus­halte haben schon einen Glas­faser­anschluss bean­tragt“, berichtet Regio­nal­manager Beußel. Es dauert halt ein biss­chen länger, bis die Glas­faser im Frei­burger Boden liegt. Global gesehen heißt das dann eben Platz 38.

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