Günstige Tarife: Strengere Auflagen für Handy-Netzbetreiber?
Julia Carstens, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus von Schleswig-Holstein
picture alliance/dpa
Schleswig-Holsteins Wirtschafts-Staatssekretärin
Julia Carstens (CDU) hat nach der Ankündigung der Bundesnetzagentur,
die erneute Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen zu verschieben,
stärkere Wettbewerbsauflagen für Anbieter von Mobilfunkdiensten
gefordert. Die Agentur hatte in der vergangenen Woche entschieden,
die Lizenzen gegen Gebühren zunächst um fünf Jahre zu verlängern.
Carstens sieht damit trotz des Einstiegs des Unternehmens 1&1 in den Mobilfunkmarkt die Chance vertan, den Wettbewerb zu stärken. "Das bisher geltende Verhandlungsgebot für Dienstanbieter wird nicht nennenswert nachgeschärft. Eine Angebotspflicht mit einem Diskriminierungsverbot hätte aber die Chancen erhöht, dass Anbieter wie freenet oder Festnetzanbieter wie Stadtwerke den Markt beleben und für günstigere Tarife sorgen", teilte Carstens der dpa mit.
Deutschland weiter Hochpreisland bei Tarifen?
Julia Carstens, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus von Schleswig-Holstein
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Das Verhandlungsgebot schreibe den Mobilfunkanbietern bisher nur vor,
dass sie mit nachfragenden Dienste-Anbietern über Zugang zum eigenen
Netz sprechen müssen und diese nicht schlechter stellen dürfen als
den Eigenvertrieb. "Ohne Nachbesserungen bei dieser Regelung bleibt
Deutschland auf absehbare Zeit Hochpreisland bei Mobilfunktarifen mit
hohem Datenvolumen", kritisierte Carstens. Sie hätte sich gewünscht,
dass die Bundesnetzagentur den Wettbewerb zwischen Mobilfunkanbietern
und Dienstanbietern stärkt.
Die geplante Verlängerung der Nutzungsrechte für die großen Mobilfunkbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica nannte Carstens einen guten Kompromiss. Auf diese Weise werde die Versorgungssicherheit für die Mobilfunknutzer gewährleistet und bei den Unternehmen Planungssicherheit und Investitionsbereitschaft erhalten. Wichtig sei, dass 1&1 weiterhin eine faire Chance bekomme, sich als vierter Anbieter zu etablieren.
Nur ein verfügbares Netz reicht nicht
Nach dem jüngsten Beschluss der Netzagentur soll jeder der drei etablierten Mobilfunknetzbetreiber 99,5 Prozent der deutschen Fläche und - nach Autobahnen und Bundesstraßen - künftig auch alle Landesstraßen ohne gegenseitige Anrechnung versorgen. "Das wird auch in Schleswig-Holstein dazu führen, dass Handynutzer künftig nicht im Funkloch stecken, wenn über ihnen zwar ein Netz vorhanden ist, nur eben nicht das eigene."
Um die ambitionierte Flächenauflage umzusetzen und möglichst unbürokratisch Mobilfunk-Masten errichten zu können, setzt die Landesregierung nach Carstens Angaben gerade Vereinfachungen in der Landesbauordnung um. "Zusätzlich sollte die Bundesregierung aber auch endlich das geplante Netzausbaubeschleunigungsgesetz auf den Weg bringen und darin das überragende öffentliche Interesse für den Netzausbau festschreiben."
Telekom-Chef Timotheus Höttges geht unterdessen mit seinem neuen Mobilfunkwettbewerber 1&1 hart ins Gericht: Der mache "sich die Welt, wie sie ihm gefällt".