Glasfaserausbau: Über 700 Unternehmen aktiv
Laut einer Marktanalyse des Beratungsunternehmens EY sind derzeit über 700 Unternehmen, Stadtwerke und Zweckverbände mitgezählt, damit beschäftigt, FTTH-Anschlüsse zu errichten. Zählt man ihre Ausbauziele zusammen, kommt EY auf 52 Millionen Haushalte, die sie mit Glasfaser versorgen wollen. Für EY ist damit klar, dass dieses Überangebot, Deutschland zählt rund 40 Millionen Haushalte, zu einer Marktkonsolidierung führen wird. Bevor die ersten Netzbetreiber aber verkauft werden, wird noch kräftig gebaut.
Zu den Größeren der Branche zählt zweifelsohne die Deutsche GigaNetz, die unlängst in den Städten Diez und Ilvesheim mit der Ausbauplanung sowie im Großraum Dortmund in Kamen, Bönen und Bergkamen mit der Vorvermarktung begann. Die konnte der Netzbetreiber in Messel bereits erfolgreich abschließen. In Bergisch Gladbach, Brand-Erbisdorf, Büttelborn sowie Hamm schloss die Deutsche GigaNetz Kooperationsvereinbarungen mit den Kommunen ab. In Hamm kooperiert das Unternehmen mit dem regional aktiven Netzbetreiber HeLi Net.
Bereits im Februar 2023 fand der Spatenstich im Gewerbegebiet "Zum Spähenfelde" mit Dortmunds Bürgermeister Norbert Schilff (2.v.l.) statt
Foto: Dennis Knake
In der Dortmunder Umgebung wird die Deutsche GigaNetz auf die Kollegen von Plusnet treffen. Die Tochtergesellschaft des Energiekonzerns EnBW war bislang auf Gewerbegebiete spezialisiert, baut nun aber in deren Nähe auch Glasfaseranschlüsse für Privathaushalte. So baut Plusnet zum Beispiel im Dortmunder Gewerbegebiet "Im Spähenfelde" Nord und West bereits seit Februar ein Glasfasernetz. Zusätzlich soll nun auch das Gewerbegebiet Wambel-West angeschlossen werden. Der Ausbaustart ist für das vierte Quartal 2023 geplant. Darüber hinaus ermöglicht Plusnet auch Privatkunden in den Ausbaugebieten den Umstieg auf einen Glasfaseranschluss. Davon profitieren über 600 Haushalte. Gleiches gilt für rund 900 Privathaushalte im Ausbaugebiet Hagen-Haspe sowie für 2000 Haushalte in Kaiserslautern. Hier erschließt Plusnet die Gewerbegebiete West und Barbarossastraße.
NetcomBW, M-net, Leonet und NetCologne mit neuen Projekten
Eine weitere Tochtergesellschaft von EnBW ist die NetCom BW, die vornehmlich in Baden-Württemberg aktiv ist; so etwa in Holzbronn, einem Stadtteil von Calw. Ende Juli 2023 erfolgt der offizielle Spatenstich für den Bau eines FTTH-Netzes, an das bis zu 340 Haushalte angeschlossen werden können. Der Abschluss des Ausbauprojekts wird für Herbst 2024 erwartet. Etwas weiter westlich ist M-net, die Telekommunikationstochter der Münchener Stadtwerke, aktiv. M-net setzt viele Glasfaserprojekte mit dem regionalen Netzbetreiber miecom um. Beide bauen zum Beispiel in Buttenwiesen 1700 Glasfaseranschlüsse. In Binswangen wollen beide Partner 400 Haushalte und Gewerbeeinheiten an ihr Glasfasernetz anschließen.
Und ebenfalls in Bayern ist Leonet unterwegs. Der Netzbetreiber feierte kürzlich in Trunkelsberg den offiziellen Spatenstich. In der
1700-Einwohner-Gemeinde entstehen für 900 Haushalte, und damit nahezu für alle Haushalte, Glasfaseranschlüsse. In Bad Birnbach und Bayerbach im Landkreis Rottal-Inn schloss Leonet eine Kooperationsvereinbarung für die Erschließung von insgesamt 2000 Haushalten ab.
Anton Winkler, 1. Bürgermeister von Binswangen (vorne rechts) unterzeichnet zusammen mit Tobias Mießl von miecom den Vertrag für den geplanten Glasfaserausbau
Foto: M-net
Auch NetCologne ist das Tochterunternehmen eines Energieversorgers, genauer gesagt der Stadtwerke Köln. In Alfter errichtet NetCologne ein FTTH-Netz für 13.000 Haushalte. In Zusammenarbeit mit Westconnect begannen unlängst im ersten von insgesamt vier Bauabschnitten die Arbeiten für das neue Netz. "Insgesamt werden wir in Alfter rund 368 Kilometer Glasfaserleitungen verlegen", sagt Westconnect-Geschäftsführer Matthias Krause. Der zweite Bauabschnitt soll dann Anfang 2024 in Angriff genommen werden.
Kooperation zwischen Syna und Telekom auf gutem Weg
Dass auch Kooperationen mit den Branchenriesen funktionieren, beweist Syna, das Tochterunternehmen der Süwag Energie AG. Gemeinsam mit der Deutschen Telekom baut Syna ein Glasfasernetz in Hadamar. "Viele Straßen wurden bereits von der Syna mit dem leistungsstarken Glasfasernetz ausgestattet", freut sich Bürgermeister Michael Ruoff über den Baufortschritt. Bis Jahresende sollen die Baumaßnahmen beendet sein. "Die ersten Kunden sind bereits am Netz", sagt Syna-Kommunalmanager Uwe Steinebach, "Bis Jahresende werden in Summe circa 500 Kunden Glasfaser nutzen."
Hadamars Bürgermeister Michael Ruoff (vorne Mitte) bei der Ortsbegehung mit Syna-Kommunalmanager Uwe Steinebach (vorne rechts) und David Schmidt von der Telekom (vorne links) im Beisein einiger Mitglieder des Magistrats der Stadt
Foto: Süwag Energie AG
Gänzlich unabhängig von Stadtwerken oder Energieversorgern ist der Netzbetreiber goetel, der in Hessen und im südlichen Niedersachsen aktiv ist. Nun ist goetel auch erstmals im Lahn-Dill-Kreis unterwegs. In Schöffengrund startete der Netzbetreiber unlängst die Vorvermarktung. "In den umliegenden Landkreisen arbeiten wir schon lange am flächendeckenden Glasfaserausbau", sagt goetel-Bereichsleiter Sales und Marketing Bastian Körber. "Die Gigabit-Gemeinde Schöffengrund ist das erste Etappenziel auf dem Weg hin zum Gigabit-Landkreis Lahn-Dill."
In Witzenhausen im Werra-Meißner-Kreis hat goetel derweil mit dem Netzbau begonnen. Parallel läuft in einigen Stadtteilen noch die Vorvermarktung. Dabei will goetel auch die Kernstadt mit Glasfaser anbinden. "Hier haben wir aber bisher leider noch immer nicht die Teilnahmequote von 40 Prozent erreicht", sagt goetel-Projektleiter Kommunalvertrieb Elmar Drefs.
In einer weiteren Meldung lesen Sie: Glasfaserausbau: Neue FTTH-Partnerschaften.