Vodafone kehrt zum Glasfaserausbau zurück
OXG will bis 2030 sieben Millionen FTTH-Anschlüsse bauen und dafür sieben Milliarden Euro investieren. Der Startschuss fiel am 11. September in Neuss. Das Joint Venture zwischen Vodafone und dem Investor Altice baut hier ein Glasfasernetz für 28.000 Haushalte. Darüber hinaus kündigte OXG an, demnächst auch mit dem FTTH-Ausbau in Düsseldorf, Marburg, Duisburg und Kassel beginnen zu wollen. Bis Ende 2024 sollen bis zu 150 weitere Städte folgen. „Unseren Ausbau setzen wir ohne Vorvermarktung und ohne eine im Vorfeld zu erreichende Abschlussquote um“, erklärte Stefan Rüter, Mitglied der OXG-Geschäftsführung, zum Start in Neuss. Das Unternehmen öffnet seine Glasfasernetze zwar auch anderen Internetanbietern (Open Access), aber nach der Fertigstellung übernimmt zunächst Vodafone die Erstvermarktung. Dritte können erst später eigene Produkte vermarkten.
Glasfaserausbau auf dem Land: In Brandenburg an der Havel will Vodafone die ersten Kunden im Frühsommer 2024 aktivieren.
Foto: Vodafone
Mit dem Ausstieg aus dem Bau von Glasfasernetzen fokussierte sich Vodafone auf solche Glasfaserprojekte, die bereits in der Planung waren. So baut Vodafone etwa in Hadamar ein FTTH-Netz für 6000 Haushalte. Bis zum kommenden Herbst sollen die letzten Tiefbauarbeiten in den Stadtteilen Faulbach und Niederhadamar abgeschlossen sein. „Die Inbetriebnahme der ersten Glasfaser-Bauabschnitte in Ober- und Niederweyer ist jetzt erfolgt – die ersten Kunden sind am Netz“, erklärt Rolf-Peter Scharfe, Leiter Glasfaser-Kooperationen bei Vodafone Deutschland. Bis Ende 2024 sollen dann alle Kunden in Hadamar über Glasfaser im Internet surfen. Auch in Brandenburg an der Havel geht der Glasfaserausbau von Vodafone in Kooperation mit dem Investor Meridiam voran. Die Stadtteile Mötzower Vorstadt und Kirchmöser sind nahezu vollständig ausgebaut. Die ersten Anwohner sollen im Frühsommer 2024 aktiviert werden. Bis Ende 2024 soll der Ausbau komplett abgeschlossen sein.
Vodafones ärgster Wettbewerber, die Deutsche Telekom, kündigte derweil ein weiteres Glasfaserprojekt an: In Mainz wollen die Bonner ein Netz für 40000 Haushalte errichten. Derzeit läuft die Ausbauplanung. Fest steht bereits, dass Mainz-Neustadt mit ca. 19.000 Haushalten in zwei Bauabschnitten bis 2024 ausgebaut wird. In Hartenberg-Münchfeld mit ca. 12.900 Haushalten soll der Baustart Ende diesen Jahres erfolgen. Dagegen wird in den Mainzer Stadtteilen Mombach (ca. 4400 Haushalte) und Gonsenheim (ca. 2800 Haushalte) bereits seit Oktober 2022 gebaut.
Deutsche Glasfaser kooperiert mit NetCologne und Niedersachsen
Um den Branchengrößen etwas entgegensetzen zu können, verbünden sich die alternativen Glasfasernetzbetreiber. So kooperiert die Deutsche Glasfaser zum Beispiel mit NetCologne. Das Tochterunternehmen der Kölner Stadtwerke erhält Zugang zu den Netzen der Deutschen Glasfaser im Rhein-Erft-Kreis, im Rheinisch-Bergischen Kreis und in weiteren Teilen der Region um Aachen und Köln. Dadurch können die angeschlossenen Haushalte ab Sommer 2024 zwischen Internetangeboten von der Deutschen Glasfaser und NetCologne wählen.
Deutsche-Glasfaser-CEO Andreas Pfisterer (links) beobachtet, wie Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies die Kooperationsvereinbarung für den Bau von 950000 Glasfaseranschlüssen unterschreibt
Foto: Deutsche Glasfaser
Kooperationen entstehen auch zwischen Netzbetreibern und Bundesländern. Die Deutsche Glasfaser hat zusammen mit dem Land Niedersachsen eine Vereinbarung für den Bau von mehr als 950.000 Glasfaseranschlüssen unterzeichnet. „Die Deutsche Glasfaser hat in Niedersachsen bereits rund 450.000 Anschlüsse hergestellt“, erklärte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies bei der Unterzeichnung des Vertrags. „Aktuell werden weitere 110.000 Anschlüsse gebaut.“ Bis Ende 2027 will die Deutsche Glasfaser auf insgesamt 950.000 Anschlüsse kommen und diese ohne Förderung bauen. Das ist gerade in Niedersachsen wichtig, da die Landesregierung aus der Glasfaserförderung ausgestiegen ist.
Mittelständler bauen unter anderem in Siegen und Oberhausen
Natürlich wird das politische Ziel, Deutschland bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser versorgt zu haben, nicht nur mit den Branchengrößen erreicht. Es braucht vor allem den Mittelstand, zu dem Netzbetreiber wie etwa die DNS:NET zählt, die jetzt im September die Haushalte im brandenburgischen Wustermark sowie in Buchow-Karpzow und Hoppenrade aktiviert. In Ringgau und Herleshausen im Werra-Meißner-Kreis ließ Unsere Grüne Glasfaser Anfang September die Bagger anrollen. Gleiches will Premium-Netz gemeinsam mit dem schwedischen Partner Open Infra in der Samtgemeinde Tostedt in den Ortsteilen Wistedt, Otter und Welle bis Jahresende erreichen. Und Westconnect startet ab Oktober die Vorvermarktung in Siegen und Oberhausen.