Breitbandausbau

Rheinland-Pfalz schließt eigenen Glasfaserpakt

Hessen hat es vorge­macht, Rhein­land-Pfalz zieht nach. Gemeinsam mit der TÜV Rhein­land Consul­ting und der OneFiber Inter­con­nect Germany hat das Bundes­land eine Absichts­erklä­rung für die Planung und Umset­zung des Glas­faser­aus­baus unter­zeichnet.
Von Marc Hankmann

Mitte Mai 2022 kamen in Wies­baden elf Unter­nehmen zusammen, die gemeinsam mit der hessi­schen Landes­regie­rung einen Glas­faser­pakt unter­schrieben. Sie wollen 2030 den Ausbau abge­schlossen haben. In Rhein­land-Pfalz will man schneller sein und bereits 2027 fertig sein. Bis dato soll OneFiber ein Glas­faser­netz mit Open Access entlang der deut­schen Schie­nen­wege eigen­finan­ziert planen und bauen. Über die Zugangs­punkte des Netzes sollen andere Netz­betreiber die Glas­faser bis in die Häuser legen.

„Die letzte Meile wird bei uns zur kurzen Meile“, sagt Klaus Kremper, Vorsit­zender der Geschäfts­füh­rung von OneFiber. Das Glas­faser­netz soll auf einer Länge von 27.000 Kilo­metern 5500 Zugangs­punkte enthalten. „Dadurch, dass das Netz von Anfang im Sinne des Open Access poten­ziell allen TK-Dienst­leis­tern offen­steht, werden enorme Mitnut­zungs­poten­ziale geschaffen, durch die der Ausbau des Glas­faser­netzes beschleu­nigt werden kann“, ergänzt der rhein­land-pfäl­zische Digi­tali­sie­rungs­minister Alex­ander Schweitzer. Zu sehen sind verschieden große, bunte Rohre und Röhrchen in einem Rohrverbund. Zum Teil sind die Röhrchen zusammengesteckt. Bis 2027 soll OneFiber in Rheinland-Pfalz entlang der deutschen Schienenwege ein Glasfasernetz bauen, von dem aus andere Netzbetreiber die Glasfaser bis in die Häuser führen. Der TÜV Rheinland ist für die Gesamtnetzdetailplanung zuständig
stock.adobe.com, Gerhard Seybert
Der TÜV Rhein­land hofft, dass die ange­dachte Vorge­hens­weise zum Vorbild für andere Bundes­länder wird. Der TÜV ist für die Gesamt­netz­detail­pla­nung zuständig und soll alle rele­vanten Daten in die Landes­platt­form über­führen, auch um öffent­liche Förder­mittel ziel­genau einsetzen zu können. „Unser gemein­samer Ansatz ermög­licht eine neue, intel­ligente Sicht auf Planung und Ausbau digi­taler Infra­struk­turen“, erklärt Mariusz Bodek, Geschäfts­führer der TÜV Rhein­land Consul­ting und Geschäfts­feld­leiter Digi­tale Trans­for­mation.

Köln will Hamburg über­holen

Öffent­liche Mittel sollen in Köln fließen. NetCologne will im Gigabit Master­plan Cologne 2025 die unter­ver­sorgten Gebiete mit nicht mehr als 30 MBit/s (weißen Flecken) im Gebiet der Rhein­metro­pole erschließen. Der Bund unter­stützt dieses Vorhaben mit rund 16,5 Millionen Euro, das Land NRW mit rund 13,2 Millionen Euro. Die Stadt Köln betei­ligt sich mit rund 3,3 Millionen Euro. Insge­samt sollen bis 2025 für 17.000 Wohn- und Geschäfts­ein­heiten FTTH-Anschlüsse entstehen. „Durch die beiden Förder­ver­fahren der weißen und grauen Flecken und das hohe privat­wirt­schaft­liche Enga­gement in Köln werden wir Hamburg als bishe­rige best­ver­sorgte Stadt über­holen“, sagt Kölns Ober­bür­ger­meis­terin Henri­ette Reker. An einer Baustelle stehen drei Männer und eine Frau. Die Männer tragen Anzüge, die Frau ein weißes Ensemble aus Hose, Bluse und Jacke. Die Frau und der Mann ganz rechts stützen sich auf einem Presslufthammer ab. Im Hintergrund ist ein Minibagger zu sehen. Michael Witte, Fördermittelberater des Regionalbüros atene KOM NRW, Timo von Lepel, Geschäftsführer der NetCologne, sowie Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (v.l.n.r.) wollen in der Domstadt die "weißen Flecken" schließen
Foto: atene KOM/Florian Schuh
Apropos Hamburg: In der Stadt an der Elbe bringt Tele Columbus 2000 Wohnungen der Lehrerbau Genos­sen­schaft ans Glas­faser­netz. Auf die Mieter und Mitglieder der Genos­sen­schaft kommen keine zusätz­lichen Kosten zu. Für den FTTH-Anschluss in den Wohnungen müssen bis auf den Austausch der Zugangs­dose und eines kurzen Leitungs­stücks keine Bauar­beiten statt­finden. Auch im nord­rhein-west­fäli­schen Haan baut Tele Columbus Glas­faser­anschlüsse. Neben 3700 Wohnungen sollen auch Gewer­bege­biete und öffent­liche Gebäude mit FTTH versorgt werden. Bis Mitte 2024 wird der Ausbau wohl dauern.

Ausbau in Hameln-Pyrmont eher fertig als geplant

Auch andere regional tätige Netz­betreiber machten in den letzten Wochen von sich reden. So steht der geför­derte Glas­faser­ausbau im Kreis Hameln-Pyrmont kurz vor dem Abschluss - etwa ein halbes früher als geplant, wie das Hanno­veraner Unter­nehmen htp mitteilt. Im Anschluss an das Förder­pro­jekt wird der Netz­betreiber den Ausbau eigen­wirt­schaft­lich fort­setzen und noch in diesem Jahr mit der Vermark­tung starten. 2021 hat htp rund 42.400 Anschlüsse gebaut („Homes passed“). In diesem Jahr wollen die Hanno­veraner weitere 40.680 Anschlüsse bauen.

In einem Baugraben in einem Bürgersteig steht ein Baurabeiter in oranger Kleidung und dreht der Kamera den Rücken zu. Hinter ihm verlaufen mehrere orange Kabel aus den Graben. Links und rechts vom Graben liegt die aufgeschüttete Erde. Der Hannoveraner Netzbetreiber htp wird etwa ein halbes Jahr eher als geplant mit dem geförderten Glasfaserausbau im Kreis Hameln-Pyrmont fertig sein
Foto: htp
Etwas weiter östlich vom Einsatz­gebiet der htp ist envia TEL unter­wegs. Der Netz­betreiber erschließt in Mark­klee­berg südlich von Leipzig sechs Schulen und vier Horte mit Glas­faser. Der Start der Bauar­beiten ist für Anfang Juni 2022 geplant. Südlich von Mark­klee­berg liegt Zwenkau. Auch hier beginnt envia TEL im Juni mit dem Glas­faser­ausbau für private Haus­halte. Der Ausbau der Infra­struktur erfolgt in vier Bauab­schnitten. Voraus­sicht­lich im Herbst 2024 soll das Ausbau­pro­jekt voll­ständig abge­schlossen sein. Auf der ersten Stufe einer sechsstufigen Steintreppe vor einem grauen Rathaus stehen acht Männer und eine Frau, die links und rechts von Aufstellern zum Glasfaserausbau der Deutschen Glasfaser umrahmt werden. Vier Männer und die Frau halten ein Stück oranges Glasfaserrohr in Händen. Mitarbeiter der Deutschen Glasfaser und Kommunalpolitiker posieren gemeinsam mit Thüringens Wirtschaftsminister Thomas Knoll (2. v. r.) anlässlich der Kooperation zum Glasfaserausbau in den Gemeinden Zella-Mehlis, Oberhof, Steinbach-Hallenberg und der Verwaltungsgemeinschaft Dolmar-Salzbrücke
Foto: Deutsche Glasfaser
Im Land­kreis Schmal­kalden-Meiningen in Thüringen will die Deut­sche Glas­faser 15.000 FTTH-Anschlüsse errichten. Dafür hat der Netz­betreiber eine Verein­barung mit den Gemeinden Zella-Mehlis, Oberhof, Stein­bach-Hallen­berg und der Verwal­tungs­gemein­schaft Dolmar-Salz­brücke geschlossen. Entscheiden sich in der Nach­fra­gebün­delung 33 Prozent der Haus­halte für einen Anschluss von der Deut­schen Glas­faser, rollen die Bagger an. Was Rhein­land-Pfalz auf Landes­ebene macht, wird hier auf Kreis­ebene umge­setzt.

In einer weiteren Meldung geht es um: Rhein­land-Pfalz: Glas­faser soll an Gleisen verlegt werden.

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