Einkaufs-Überwachung

"FootPath" weiß, was Kunden im Einkaufszentrum gefällt

Bewegungsprofil lässt Rückschlüsse auf Vorlieben des Käufers zu
Von

FootPath soll das Kaufverhalten im Einkaufszentrum protokollieren "FootPath" soll das Kaufverhalten im Einkaufszentrum protokollieren
Screenshot: teltarif.de
Nachdem Online-Händler schon längst das Einkaufsverhalten der Kunden für Produktempfehlungen nutzen, will nun auch der stationäre Handel in diesen Bereich vordringen - über Videokameras und das Smartphone des Kunden. Mit der Anonymität beim Einkaufsbummel in einem Einkaufszentrum könnte es ebenfalls bald vorbei sein. Denn eine neue Software kann das Bewegungsprofil des Kunden anscheinend recht genau protokollieren. Fragen des Datenschutzes spielen dabei momentan noch eine untergeordnete Rolle. Die Macher der Technik argumentieren auch mit einem verbesserten Diebstahlschutz.

"Warum fallen mir heute soviele interessante Artikel auf?"

FootPath soll das Kaufverhalten im Einkaufszentrum protokollieren "FootPath" soll das Kaufverhalten im Einkaufszentrum protokollieren
Screenshot: teltarif.de
Der Aufbau von Supermärkten orientiert sich schon seit längerer Zeit an Studien und Analysen, die herausgefunden haben wollen, wie man einen Supermarkt richtig aufbaut, damit ein Kunde an möglichst vielen Waren vorbeiläuft. Wer sich demnächst wundert, warum das Einkaufszentrum ihm beim Einkaufsbummel auf einmal so viele interessante Angebote präsentiert, muss dahinter nicht unbedingt einen Marketing-Experten vermuten. Aufgrund des letzten Bummels, der vom Einkaufszentrum protokolliert wurde, könnte der Besucher an diesem Ergebnis selbst beteiligt sein. Und das nur, weil er mit seinem eingeschalteten Handy durchs Einkaufszentrum geschlendert war. Dies könnte in Zukunft eine Perfektionierung des Supermarkt-Einrichtungssystems darstellen.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über eine "FootPath" genannte Lösung zur Erforschung der Kundeninteressen, die die Firmen Path Intelligence und ADT schon 2010 vorgestellt haben. Mit dem Werbeslogan "Bringing online analytics to the offline world" bewirbt der britische Anbieter Path Intelligence das FootPath [Link entfernt] -System, das über die Sendedaten der Kunden-Handys ein Bewegungsprofil für jeden Passanten aufzeichnet. Genutzt werden die üblichen Sendedaten, die ein Handy in regelmäßigen Abständen - vom Nutzer unbemerkt - an sein Mobilfunknetz übermittelt, um seinen aktuellen Standort mitzuteilen. Die so erstellten Bewegungsprofile sollen auf mehrere Meter genau sein.

Videokamera + Kunden-Smartphone = Vorlieben?

Dem Betreiber eines Einkaufszentrums und dem Ladeninhaber soll das Ergebnis visuell zeigen, wofür sich Kunden am meisten interessieren und auf welchen Wegen sie sich durch den Konsumtempel bewegen. Daraufhin können die Betreiber Aktionsware und Sonderangebote, aber auch Ladenhüter und überteuerte Waren ganz gezielt platzieren. Auch die im Kundenbereich aufgestellte Werbung könnte man gezielt an die Käuferbewegungen anpassen.

Der Aufwand für die Implementierung soll recht klein sein, weil die dazu notwendige Hardware zum Teil vorhanden ist: Schon jetzt werden viele Geschäfte per Videokamera überwacht. Und die restliche Information kommt von den Handys der Kunden.

Datenschutzrechtliche Fragen sind völlig ungeklärt

Dass dieses System und andere in den USA bereits in Shopping-Malls eingesetzt wird, zeigen Video-Aufnahmen eines Youtube-Nutzers. Die datenschutzrechtliche Frage ist dabei allerdings nicht geklärt, denn niemand weiß, ob das System eventuell mehr aufzeichnen kann als nur die Standortsignale der Mobiltelefone. Und auch die Speicherung der erfassten Daten müsste - zumindest in Europa - gewissen Sicherheitsanforderungen genügen, damit nicht jeder Hacker-Anfänger sich diese ganz einfach beschaffen kann. Vor allem die "unheilige Allianz" von Standortdaten und Videoaufzeichnung der Überwachungskameras dürfte Datenschutz-Experten hierzulande Kopfzerbrechen bereiten.

ADT bezeichnet sich selbst als "Sicherheitsunternehmen"; auf der Webseite schreibt die Firma speziell an Geschäftsinhaber: "Die Systeme von ADT verfügen über ein unauffälliges Design, das dafür sorgt, dass Ihre Geschäftstätigkeit und auch das Einkaufserlebnis Ihrer Kunden keinesfalls beeinträchtigt wird. Die Systeme können so gewählt und gestaltet werden, dass sie sich harmonisch in das individuelle Konzept des Ladens einfügen. Die Installation und Wartung wird sorgfältig koordiniert, um so Störungen der Geschäftstätigkeit zu vermeiden."

Eine "Störung der Geschäftstätigkeit" stellt beispielsweise Diebstahl dar. Ein Sprecher von ADT behauptet, dass ein Dieb sich anders bewegt als normale Kunden und dass das System dies erfassen könne. Eine Vorstufe stellen momentan schon im Einsatz befindliche RFID-Systeme in Bekleidungsgeschäften dar. Mittel eines in die Kleidung implementierten Funkchips kann man genau erfassen, welche Waren das Geschäft auf legalem Wege über die Kasse verlassen haben - oder auch nicht.

Mehr zum Thema Fachhändler