Odenwald: Lebensmittel kommen per Drohne
Wer auf dem Land lebt und einkaufen möchte, merkt schnell, die Läden sind weit weg und vielleicht immer dann nicht geöffnet, wenn man es dringend bräuchte.
Versuchprojekt Drohnentransport im Odenwald
Im hessischen Odenwald fördert das Bundesministerium für Digitales und Verkehr ein Forschungsprojekt "DroLEx" (Drohnen-Lastenrad-Express-Belieferung) in Zusammenarbeit mit der Frankfurter UAS (University of Applied Sciences, früher Fachhochschule), dem Drohnenhersteller Wingcopter aus Weiterstadt bei Darmstadt, dem Lebensmittelhandelskonzern REWE und dem Mobilfunknetzbetreiber Vodafone ein Projekt, wie eine "nachhaltige Lieferung" via Drohne aussehen könnte. Mit dabei auch der Lieferdienst "Liefermichel" und der (Lasten-)Fahrradhersteller "Riese & Müller.
Die Drohnen werden von WingCopter in Weiterstadt bei Darmstadt hergestellt.
Foto. Henning Gajek / teltarif.de
teltarif.de hat sich die Geschichte vor Ort angeschaut.
Abhol- und Lieferservice erweitert
Schon länger bietet REWE einen Abhol- und einen Lieferservice an. Beides gibt es nur in ausgewählten (größeren) Märkten. Der Liefer- oder Bringdienst rechnet sich bislang nur in Ballungsgebieten, weil der Aufwand, die Waren zusammenzustellen, ins Auto zu laden und dann zum einzelnen Kunden zu fahren, gerade in den verwinkelten Tälern des Odenwalds einfach zu groß wäre, die Fahrtwege sind viel zu lang.
In Michelstadt (Odenwald) liefert REWE auch per Drohne, aber nicht überall hin.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
In der beschaulichen Stadt Michelstadt, die über eine nahezu unversehrte historische Altstadt, aber auch weit verstreut gelegene Ortsteile verfügt, gibt es am nördlichen Ortsrand ein großes REWE-Center, bei dem schon länger einen Abholservice betrieben wird.
Bestellung online - Lieferung airline
Bestellt wird online, hier über das Portal www.liefermichel.de. Wenn der Kunde in den Michelstädter Ortsteilen Rehbach oder Würzberg wohnt (später auch in Steinbuch), passiert folgendes: Ein Mitarbeiter stellt die Lieferung zusammen, lädt sie in ein Lastenfahrrad und radelt ein paar Kilometer vor den Ort auf einen speziell eingerichteten Drohnenflugplatz auf einer gemieteten Wiese. Dort werden die Waren in einer Art Schuhkarton (maximal 13 Liter Volumen oder 4 kg Gewicht) in den Container unter einer Drohne des Herstellers Wingcopter geschoben.
Nun fliegt die Drohne vollautomatisch zum vorprogrammierten Ziel. Mittels GPS- und Navigationsdaten aus dem Mobilfunknetz hebt die Drohne automatisch ab und landet schließlich an einem vorher festgelegten Verteilerpunkt, wo ein örtlicher Mitarbeiter mit seinem Lastenfahrrad die Waren schließlich zum Kunden bringt.
Stadt Michelstadt: Innovative Technik
Michelstadts Bürgermeister, Dr. Tobias Robischon, der dienstlich ein E-Auto fährt, fand die Idee gut, im Odenwald freue man sich auf neue innovative Technik, die den Menschen hilft. "Die Nahversorgung in entlegeneren Ortsteilen ist nicht nur bei uns in Michelstadt, sondern in vielen ländlichen Gemeinden der Region, ein bedeutendes Thema."
Warum kein Direktflug vom Laden zum Kunden?
Sicher wäre es effizienter, die Drohne direkt vom Markt aus zu starten und direkt zum Kunden fliegen zu lassen, aber das komplizierte Luftsicherheitsrecht macht hier einen dicken Strich durch die Rechnung.
Beim Thema Drohnen war das Medieninteresse beachtlich.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Professor Dr. Kai-Oliver Schocke von der UAS-Frankfurt, der das Projekt wissenschaftlich betreut, kann sich erinnern, als für ähnliche Projekte im Pharmabereich vor jedem Flug kreuz und quer durch die Gegend telefoniert werden musste, um Freigaben von Flugsicherung, Flughäfen, Bahn, Polizei etc. zu bekommen.
Für das Projekt in Michelstadt gibt es eine 24-monatige Dauerfluggenehmigung. Vor dem Start muss nur noch per Sprechfunk mit dem nahegelegen Sportflughafen Michelstadt (EDFO) abgestimmt werden.
Wie die Drohne gesteuert wird und wann sie auch bei Ihnen landet, lesen Sie auf der zweiten Seite.