Themenspezial: Verbraucher & Service Skandal

Auch Bundesregierung hat Millionen in Facebook-Werbung investiert

Auch die Bundesregierung hat Millionen für Werbung auf Facebook ausgegeben. Mittlerweile hat sich das Bundeskartellamt eingeschaltet. Und Facebook hat eine weitere Datenanalyse-Firma aus dem Netzwerk geworfen.
Von dpa /

Auch Bundesregierung hat Millionen in Facebook-Werbung investiert Auch Bundesregierung hat Millionen in Facebook-Werbung investiert
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Die Bundesregierung gibt nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung Millionenbeträge für Werbung in den sozialen Netzwerken Facebook, Instagram und Twitter aus. Die Mittel hierfür seien im vergangenen Jahr auf rund fünf Millionen Euro gestiegen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf die Antwort der Regierung auf eine kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag. Im Wahljahr 2013, in dem soziale Netzwerke noch eine viel geringere Rolle spielten, habe die Bundesregierung gerade einmal rund 157 000 Euro dafür ausgegeben.

Facebook hat nach Meinung von Bundeskartellamts-Präsident Andreas Mundt bei der Datennutzung seine Marktmacht missbraucht. "Nach dem jetzigen Stand gehen wir davon aus, dass Facebook seine Marktmacht gegenüber den Kunden durch die Art und Weise, wie Daten aus Drittquellen gesammelt und verwertet werden, missbräuchlich ausnutzt", sagte Mundt der "Rheinischen Post". "Bleiben wir bei diesem Befund, wird Facebook seine Praxis anpassen müssen."

Der Präsident des Bundeskartellamts verstärkte damit den Druck auf das soziale Netzwerk. Die Behörde erwartet in Kürze eine Stellungnahme des US-Konzerns zu einem seit zwei Jahren laufenden Verfahren. Das Kartellamt hält Facebook in dem Verfahren vor allem vor, Daten auch auf Drittseiten ohne Wissen der Nutzer zu sammeln und zu verwerten.

Weitere Einschränkungen für Polit-Werbung geplant

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Facebook verschärft nach der Kontroverse um Propaganda aus Russland seine Regeln für Polit-Werbung. Wer sie schalten will, muss künftig Identität und Standort bestätigen. Bereits im vergangenen Oktober hatte Facebook dieses Verfahren für eindeutige Wahlwerbung eingeführt. Jetzt wird es auf Werbung mit politischem Hintergrund insgesamt ausgeweitet, wie das Online-Netzwerk ankündigte. Dabei kann es sich beispielsweise um als Werbung verbreitete Botschaften zu kontroversen Themen wie Einwanderung oder Spannungen zwischen politischen und sozialen Gruppen handeln.

Bei solcher Werbung soll künftig auch transparent gemacht werden, wer für sie bezahlt hat. Die Neuerungen werden zunächst in den USA eingeführt und sollen in den kommenden Monaten auf den Rest der Welt ausgeweitet werden. Außerdem werden sich Betreiber von Facebook-Seiten mit vielen Fans ebenfalls bei dem Unternehmen verifizieren müssen. Für das Verfahren werde Facebook "tausende" weitere Mitarbeiter einstellen, hieß es.

Die von Russland aus agierende Gruppe Internet Research Agency hatte im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 in großem Stil mit Einträgen von gefälschten Profilen politische Spannungen in den USA geschürt und für den am Ende siegreichen Donald Trump agitiert.

Die neuen Schritte allein "werden nicht alle stoppen, die versuchen, das System hereinzulegen", schrieb Facebook-Chef Mark Zuckerberg. "Aber sie werde es für alle stark erschweren, das zu machen, was die Russen im Wahlkampf 2016 getan haben, und gefälschte Profile und Seiten für Anzeigen zu nutzen." Zuckerberg verwies auf anstehende wichtige Urnengänge unter anderem in den USA, Mexiko, Brasilien, Indien und Pakistan.

Facebook suspendiert weitere Firma im Datenskandal

Im Datenskandal hat das Facebook derweil eine weitere Firma suspendiert, die eine Rolle beim Brexit-Referendum gespielt hatte. Bei dem kanadischen Datenanalyse-Anbieter AggregateIQ hatten die Befürworter des Austritts Großbritannien aus der Europäischen Union mehrere Millionen Pfund ausgegeben. Ein Facebook-Sprecher erklärte, Auslöser für die vorläufige Suspendierung seien jüngste Berichte über Verbindungen zwischen AggregateIQ und der Muttergesellschaft der Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica, SGL.

Cambridge Analytica hatte von einem App-Entwickler unerlaubterweise Informationen von Dutzenden Millionen Facebook-Usern bekommen, die er über eine Umfrage eingesammelt hatte. Nach Berechnungen von Facebook könnten davon insgesamt bis zu 87 Millionen Nutzer betroffen sein, davon knapp 310 000 in Deutschland.

Cambridge Analytica erklärte, man habe Datensätze zu 30 Millionen Nutzern erhalten. Der als Informant auftretende frühere Cambridge-Analytica-Mitarbeiter Christopher Wylie, dessen Enthüllungen den aktuellen Datenskandal ausgelöst hatten, hatte auch von enger Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen berichtet.

Im Datenskandal verlieren immer mehr Nutzer den Glauben an Aufklärung. Die Aussage von Managerin Sheryl Sandberg dürfte dem Netzwerk auch nicht weiterhelfen.

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