Elektronischer Behördengang

Betreiber betonen De-Mail-Sicherheit bei Amts-Kommunikation

Deutsche Post legt bei EU-Kommission Beschwerde gegen De-Mail ein
Von mit Material von dpa

Betreiber betonen De-Mail-Sicherheit bei Amts-Kommunikation Betreiber betonen De-Mail-Sicherheit bei Amts-Kommunikation
Logo: Bundesministerium des Inneren
Das Bürogebäude steht unscheinbar in einer kleinen Straße eines Frankfurter Vororts. Nichts deutet darauf hin, dass sich dahinter etwas Besonderes verbergen könnte. Ins Innere kommt nur, wer mehrere Sicherheitsschleusen erfolgreich durchläuft. Bewacht wird hier ein Hochsicherheits-Rechenzentrum, wo in einem speziellen "Käfig" über Reihen von blinkenden Servern für die Sicherheit der De-Mail gesorgt werden soll. Zum Start des neuen E-Government-Gesetzes betonen die Betreiber, wie viel Aufwand sie hier betreiben, um die Sicherheit zu garantieren.

In den Käfig mit den Serverschränken selbst, den die Deutsche Telekom und die T-System hier betreibt, komme zum Beispiel kein Mitarbeiter allein hinein, betont Christian Scharff, Sicherheitsverantwortlicher der De-Mail bei der Deutschen Telekom. Im Herzen der Anlage gelte strikt das Vier-Augen-Prinzip. Auch der Käfig für die De-Mail des Providers 1&1 wird dort ähnlich bewacht. Zur Sicherheit werden sämtliche Daten noch einmal in einen zweiten Rechenzentrum gespiegelt vorgehalten.

E-Government-Gesetz will Behördengänge reduzieren

Betreiber betonen De-Mail-Sicherheit bei Amts-Kommunikation Betreiber betonen De-Mail-Sicherheit bei Amts-Kommunikation
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Das sogenannte E-Government-Gesetz war am späten Donnerstagabend vom Bundestag verabschiedet worden und muss nun noch die Zustimmung der Länder im Bundesrat bekommen. Es soll den Weg dafür frei machen, dass Bürger künftig auch digital mit Behörden und Verwaltungen verbindlich kommunizieren können. Damit soll die Verwaltung verschlankt werden und Behördengänge für die Bürger entfallen. Ein wichtiger Bestandteil dafür ist die De-Mail, die eine sichere digitale Kommunikation sicherstellen soll. Neben den elektronischen Funktionen des neuen Personalausweises dient sie künftig als verbindlicher Kommunikationsweg mit Bundesbehörden.

Die Befürworter erhoffen von der De-Mail den längst überfälligen Start ins digitale Zeitalter für die Verwaltung und erwarten ein enormes Einsparpotenzial. Datenschützer und Netzaktivisten üben dagegen bis heute heftige Kritik an den Sicherheitsstandards. Vor allem bemängelten sie, dass bei der De-Mail keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vorgeschrieben ist. Eine solche Verschlüsselung sei optional aber jederzeit möglich, betont dagegen Frank Wermeyer, Geschäftsverantwortlicher für die De-Mail bei der Deutschen Telekom. "Eine Verpflichtung dazu würde der De-Mail einen Bärendienst erweisen." Die meisten Nutzer wären damit schlicht überfordert, meint Wermeyer.

Anbieter: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung kann weniger sicher sein

Absicherung des De-Mail-Systems bei GMX und Web.de Absicherung des De-Mail-Systems bei GMX und Web.de
Grafik: Web.de/GMX
Viele Anbieter entschieden sich auch aus Sicherheitsgründen ausdrücklich gegen eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, sagte Wermeyer. Sie hätten dagegen viel mehr Interesse, dass die Mails nicht mit Viren verseucht seien. Bei dem standardisierten Verfahren werden die Mails auf dem Weg vom Absender zum Empfänger für eine theoretische Sekunde geöffnet und automatisiert auf Schadsoftware geprüft.

"Wir sehen es als unsere Pflicht an, den Nutzer vor möglichen Risiken wie etwa Hackerangriffen oder Trojanern zu schützen", sagt Leslie Romeo, Sicherheitsmanager für die De-Mail bei 1&1. Auch die De-Mails des Providers aus Montabaur werden in einem eigenen Käfig in dem Rechenzentrum in Frankfurt verwaltet. Immer wieder werde kolportiert, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung besonders sicher sei. Dabei sei das Gegenteil der Fall, wenn sich der Nutzer fälschlicherweise in Sicherheit wiege. "Wenn der Nutzer dann alles bedenkenlos öffnet, ohne seine Mails auf Trojaner zu checken, ist das viel eher ein Sicherheitsrisiko."

Bisher nur spärliche Angebote bei Behörden

Schutz des De-Mail-Systems vor möglichen Angriffen bei GMX und Web.de Schutz des De-Mail-Systems vor möglichen Angriffen bei GMX und Web.de
Grafik: Web.de/GMX
Die Anbieter der De-Mail sind die großen Profiteure des neuen Gesetzes und begrüßen einhellig den nun auf den Weg gebrachten rechtlichen Rahmen. "Das Gesetz war notwendig, wenn nicht sogar überfällig, um die Voraussetzungen für den digitalen Schriftverkehr in der Verwaltung zu schaffen", sagte Romeo. "Auch für die De-Mail ist das ein großer Erfolg mit Signalwirkung." Und die Investitionen in die Infrastruktur sind erheblich. Noch aber steht in dem von der Telekom und der T-Systems genutzten "Käfig" die Hälfte der Server-Racks leer.

Die Serverschränke dürften sich nur langsam füllen. Die Bundesbehörden etwa sollen bis zum Jahr 2020 auf den digitalen Schriftverkehr umgestellt haben. Doch noch gibt es wenige Angebote. Die Behörden befänden sich derzeit noch in der "Roll-out-Phase", sagte Romeo. Die Kommunen seien jetzt gehalten, umzustellen. Seit dem Start der De-Mail zur CeBIT in Hannover hätten sich rund 1,2 Millionen Interessenten bei GMX und Web.de gefunden, sagte Romeo. Etwa 170 000 von ihnen hätten das Identifizierungsverfahren durchlaufen.

Deutsche Post legt Beschwerde gegen De-Mail bei EU-Kommission ein

Die Deutsche Post geht auf EU-Ebene gegen die rechtlichen Grundlagen der De-Mail vor. Bei der EU-Kommission habe die Post gegen das E-Government-Gesetz Beschwerde eingelegt, teilte das Unternehmen heute mit. "Aus unserer Sicht verstößt das E-Government-Gesetz gegen geltendes EU-Recht", sagte Harald Lemke, Bevollmächtigter für Internet und Digitale Gesellschaft der Deutschen Post. Das Gesetz protegiere die "staatlich gelenkte De-Mail" und diskriminiere "mindestens gleichwertige Verfahren" wie den E-Postbrief der Deutschen Post. Die Beschwerde sei bereits am Mittwoch eingereicht worden.

Die Post hatte zuletzt die Entwicklung eines eigenen De-Mail-Angebots eingestellt und setzt nun auf den eigenen E-Postbrief. Unter der jetzigen Formulierung sehe das neue Gesetz den E-Postbrief jedoch nicht als Alternative an, sagte Alexander Edenhofer, Sprecher bei der Deutschen Post, der dpa.

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