Gegen das Durcheinander: Union fordert Super-Ministerium
Es wird spannend bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD
Foto: picture alliance / dpa
Verglichen mit anderen EU-Staaten kommt der Breitbandausbau mit echten Glasfaseranschlüssen in Deutschland eher zaghaft voran. Neben der Notwendigkeit die entsprechenden Leitungen zu verlegen, sind es auch die Kosten, die noch etwas hemmend sind für den Netzausbau.
Wie das Handelsblatt in seiner Mittwochausgabe berichtet, will die CDU/CSU das bisher von Alexander Dobrindt geführte Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ausbauen. Um den Weg zur Gigabit-Gesellschaft schneller voran zu treiben, soll das Verkehrsministerium auch für digitale Angelegenheiten zuständig sein und künftig "Ministerium für Verkehr und Digitalisierung" heißen.
Diese Forderung geht aus einem Arbeitspapier der Unionsparteien hervor, welches dem Handelsblatt vorliegen soll.
Kommt nun das Super-Ministerium?
Es wird spannend bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD
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Unter anderem soll damit das Breitbandziel bis 2025 auch tatsächlich erreicht werden, dass der Großteil der deutschen Unternehmer und Bundesbürger Zugang zum Internet mit Gigabit-Geschwindigkeit hat. Jedoch braucht es dazu auch eine klare Zuständigkeit bei der Ausbauförderung. Bisher ist das Wirtschaftsministerium unter der Leitung der SPD-Politikerin Brigitte Zypries Gabriel federführend für alles, was mit Telekommunikation zu tun hat.
Jedoch ist der Verkehrsminister für den Breitbandausbau zuständig, während der Wirtschaftsminister wiederum die Fachaufsicht über die Bundesnetzagentur inne hat - welche wiederum für die Regulierung der Netze zuständig ist. "Wir bündeln die Zuständigkeit für die Telekommunikation im zuständigen Ministerium für Verkehr und Digitalisierung", heißt es beispielsweise in dem Dokument, was auch als Versuch gesehen werden kann, diesem Durcheinander der Zuständigkeiten ein Ende zu bereiten.
Sollte sich die Union mit ihrer Forderung durchsetzen können, wäre auch eine Neuausrichtung der BNetzA mit im Gespräch. Besagte Neustrukturierung soll "eine Behörde zur Regulierung von Kommunikations- und Eisenbahnnetzen und eine Behörde zur Energieregulierung" zum Ziel haben. Unterm Strich würde damit die Fachaufsicht größtenteils dem Verkehrsminister übertragen werden, während der Wirtschaftsminister nur noch die Energiepolitik unter seiner Aufsicht hätte.
Einbringen will die Union diesen Teil im Koalitionsvertrag unter dem Kapitel "Eine neue Dynamik für Deutschland im digitalen Zeitalter" mit insgesamt 10 Gliederungspunkten und etlichen Unterpunkten. Kerninhalte der 10 Punkte sind unter anderem der gezielte Breitbandausbau, aber vor allem die digitalen Kompetenzen, digitale Arbeit, Datensicherheit im Netz, Datenschutz als auch bessere Bedingungen für Existenzgründungen.
Auch SPD will digital mitmischen
Aber auch die SPD will nicht zu sehr ins Hintertreffen geraten, was digitale Themen anbelangt. So wurde die Digitalisierung in ihrem ganzen komplexen Umfang als eines der Hauptthemen der aktuell stattfindenden Klausur der SPD-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern auserkoren. Thomas Krüger, Chef der SPD-Fraktion im mecklenburgischen Landtag, hat dies auch gleich mit "Längst ist klar: Digitalisierung heißt nicht einfach nur ein Glasfaserkabel im Acker zu verbuddeln." treffend kommentiert.
Eine erste Maßnahme in dieser Richtung ist ein 10-Millionen-Euro-Programm zur Förderung des digitalen Wandels. Unter anderem sollen Gründungszentren in Rostock und Greifswald ins Leben gerufen werden, um Start-Ups und kleinere Firmen zu unterstützen. Kritiker halten schon jetzt diese Maßnahme für zu gering - schließlich bekommt Mecklenburg-Vorpommern über 828 Millionen Euro vom Bund für den Breitbandausbau, so viel wie kein anderes deutsches Bundesland.
Lesen Sie in einem weiteren Beitrag, warum die SPD ein eigenes Ministerium für digitale Angelegenheiten fordert.