Breitbandausbau: Wenn die Landkreise loslegen
Jüngst rüttelte Thüringen kräftig am Füllhorn, aus dem für drei Landkreise und eine Stadt 35 Millionen Euro fielen. Mit rund 15 Millionen Euro fördert der Freistaat den weiteren Breitbandausbau im Altenburger Land, das vom Bund mit rund 22,5 Millionen Euro für den Ausbau im Projektgebiet „Altenburg West“ unterstützt wird. „Altenburg Ost“ erhielt 2020 23 Millionen Euro von Bund und Land. Weitere Förderbescheide über insgesamt 20 Millionen Euro hat Thüringen auch im Wartburgkreis und im Landkreis Sömmerda sowie der Stadt Bad Köstritz übergeben. Der Bund investiert hier 25 Millionen Euro.
Gaben den Start zur Netzplanung für das vierte Breitbandausbauprojekt des Landkreises Cloppenburg frei (v. l. n. r.): Landrat Johann Wimberg, Wirtschaftsförderer Dirk Gehrmann, die Bürgermeister Michael Fischer und Michael Kramer sowie EWE-Netzregionsleiter Ralf Kuper
Landkreis Cloppenburg
In Summe werden damit aktuell 83 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln bereitgestellt. Davon profitieren knapp 12.000 Haushalte. In „Altenburg West“ wird die Thüringer Netkom ein Glasfasernetz in der Länge von 2100 Kilometern aufbauen. Der Ausbau soll bis spätestens Ende April 2024 beendet sein. Das gilt auch für den Wartburgkreis, den Kreis Sömmerda und Bad Köstritz.
Glasfaser von Cloppenburg bis Nordwestmecklenburg
Gaben den Start zur Netzplanung für das vierte Breitbandausbauprojekt des Landkreises Cloppenburg frei (v. l. n. r.): Landrat Johann Wimberg, Wirtschaftsförderer Dirk Gehrmann, die Bürgermeister Michael Fischer und Michael Kramer sowie EWE-Netzregionsleiter Ralf Kuper
Landkreis Cloppenburg
Auch der Landkreis Cloppenburg nutzt Fördermillionen für den Breitbandausbau. Damit die weißen, unterversorgten Flecken von der Landkarte verschwinden, stehen rund 57 Millionen Euro an Fördermitteln vom Bund und vom Land Niedersachsen bereit. Die weiteren Kosten von rund 42 Millionen Euro teilen sich der Landkreis und die Kommunen je zur Hälfte. Die EWE soll noch in diesem Jahr mit dem Ausbau beginnen. Geplant sind etwa 1000 Kilometer Tiefbauarbeiten, die voraussichtlich 2024 ihr Ende finden. Dann stehen für 6000 unterversorgte Haushalte im Landkreis Cloppenburg FTTH-Anschlüsse zur Verfügung.
Gute Nachrichten kommen von der WEMACOM für den Landkreis Nordwestmecklenburg. Mehr als 95 Prozent des Trassenbaus beim geförderten Breitbandausbau sind geschafft. Die übrigen Prozente bestehen überwiegend aus Lückenschlüssen zwischen den einzelnen Projektgebieten. Drei davon hat die WEMACOM Anfang März 2021 bereits fertiggestellt. Einer davon war die Anbindung an das aktive Bestandsnetz des Landkreises Ludwigslust-Parchim. „Von hier kommt ein wichtiger Teil des Lichtsignals für die Kunden in Nordwestmecklenburg“, erklärt WEMACOM-Geschäftsführer Volker Buck.
Das Glasfasernetz des Landkreises Nordwestmecklenburg wird an das aktive Bestandsnetz des Landkreises Ludwigslust angeschlossen
WEMAG/SKRmedia
Landkreis Aurich kooperiert mit Vodafone
Die Stadtwerke Ahaus können ebenfalls Vollzug vermelden. Der flächendeckende Breitbandausbau im Ahauser Außenbereich ist abgeschlossen. 553 Kilometer Glasfaserleitung sind in zehn Bauabschnitten im Boden verschwunden, mehr als 800 Haushalte können nun mit bis zu 100 MBit/s im Internet surfen. Das mit 13,8 Millionen Euro vom Land NRW geförderte Projekt wurde zusammen mit der Stadtlohner dataVISIONgroup realisiert. „Privatwirtschaftlich wäre dieses Projekt nicht umzusetzen gewesen", sagt Bürgermeisterin Karola Voß.
Natürlich muss der Staat nicht überall fördern. Im Landkreis Aurich etwa will Vodafone 7600 Haushalte eigenwirtschaftlich mit Glasfaser versorgen. So viele haben sich in der Vorvermarktung für einen Internetvertrag mit dem Düsseldorfer TK-Konzern entschieden. Wenn Ende 2022 das Netz fertiggestellt ist, soll es gar 11.500 Haushalte mit Gigabit-Speed versorgen. Dagegen ist in der Probstei im Landkreis Plan der symbolische Spatenstich bereits erfolgt. In Lutterbek, Stein und Stakendorf rollen die Bagger als Erstes an. Als Pächter und Betreiber des Glasfasernetzes hat der Breitbandzweckverband Probstei die TNG Stadtnetz GmbH aus Kiel ausgewählt. Die Arbeiten sollen bis Mai 2022 andauern.
Im Landkreis Aurich baut Vodafone für 7600 Haushalte eigenwirtschaftlich ein FTTH-Netz
Vodafone
Deutsche Glasfaser baut das Saarland aus
Die Deutsche Glasfaser gibt sich nicht mit Landkreisen zufrieden. Der Netzbetreiber plant Glasfaseranschlüsse für 300.000 saarländische Haushalte. Das entspricht rund zwei Dritteln aller Haushalte im gesamten Bundesland. Geld vom Staat fließt nicht. Die Deutsche Glasfaser will eine halbe Milliarde Euro investieren. Vom Saarland aus geht der Netzbetreiber die Mosel entlang Richtung Norden und will zwischen Saarburg und Koblenz in fast 57 Gemeinden für schnelles Internet sorgen. Hier investiert die Deutsche Glasfaser 50 Millionen Euro. Davon profitieren rund 35.000 Haushalte.
Wenn es um große Zahlen geht, darf die Deutsche Telekom nicht fehlen. Sie will bis Ende 2025 600.000 FTTH-Anschlüsse in Berlin erstellen. Bis 2027 sollen es insgesamt eine Million sein. Dass die Telekom für Berlin überhaupt eine so hohe Zahl an auszubauenden Internetanschlüssen ankündigen kann, zeigt mehr als deutlich, dass in der Hauptstadt in Sachen Breitbandausbau bislang nicht viel passiert ist. Dagegen haben die Landkreise, die nun Fördergelder „verbuddeln“, ihre Hausaufgaben gemacht.
Starlink hat sein Starterset für Internet per Satellit in Deutschland an erste Kunden ausgeliefert. teltarif.de zeigt erste Bilder von der Installation und berichtet von erfolgreichen Speed-Tests.