Breitbandausbau

Glasfaser: Ankündigungen müssen Taten folgen

Hände­schüt­teln und Unter­schreiben gehören für die Chefs von Tk-Unter­nehmen zur tägli­chen Arbeit - vor allem im Glas­faser­ausbau. In den vergan­genen Jahren wurden etliche Koope­rati­ons­ver­ein­barungen zwischen Unter­nehmen und Kommunen geschlossen, um die Orte mit Glas­faser zu versorgen.
Von Marc Hankmann

Das Joint Venture der Deut­schen Telekom mit dem austra­lischen Pensi­ons­fonds IFM Inves­tors hat seit Ende September 2023 für fast 100 Kommunen den Glas­faser­ausbau für dieses Jahr ange­kün­digt. Selten sind es größere Projekte wie etwa in Königs­winter, wo GlasfaserPlus 16.500 Haus­halte an ein FTTH-Netz anschließen will, oder wie in Mühl­heim am Main mit 17.100 Haus­halten. Das TK-Unter­nehmen geht eher in Orte wie Lollar, Frie­sen­heim, Bischofs­grün oder Pauli­nenaue.

In Schönau a. d. Brend unterzeichnen Erste Bürgermeisterin Sonja Rahm und Jan Svoboda von GlasfaserPlus (beide sitzend) die Kooperationsvereinbarung. Das Unternehmen hat seit September 2023 in fast 100 Kommunen den Glasfaserausbau für 2024 angekündigt. In Schönau a. d. Brend unterzeichnen Erste Bürgermeisterin Sonja Rahm und Jan Svoboda von GlasfaserPlus (beide sitzend) die Kooperationsvereinbarung. Das Unternehmen hat seit September 2023 in fast 100 Kommunen den Glasfaserausbau für 2024 angekündigt.
Foto: Deutsche Telekom
Auch für 2025 hat GlasfaserPlus bereits in einigen Kommunen den Bau von FTTH-Netzen anvi­siert. Anfang Januar 2024 hat das Unter­nehmen die Ausschrei­bung in Schönau a. d. Brend gewonnen und wird nach eigenen Angaben den „Groß­teil des Gemein­dege­biets“ ab 2025 eigen­wirt­schaft­lich erschließen. Für das übrige Gebiet nutzt die Gemeinde die Breit­band­för­derung. Dank der Bezu­schus­sung durch den Frei­staat Bayern mit 90 Prozent der förder­fähigen Ausgaben kann die Kommune den weiteren Glas­faser­ausbau mit einem über­schau­baren finan­ziellen Aufwand leisten“, sagte Erste Bürger­meis­terin Sonja Rahm bei der Vertrags­unter­zeich­nung mit GlasfaserPlus.

Green­fiber kann in Hille weiter­machen

Gemein­same Sache macht auch ein anderes Joint Venture der Telekom, dieses Mal das mit EWE: In Bad Oyen­hausen wird Green­fiber die Infra­struktur der Glas­faser Nord­west nutzen, um eigene Breit­band­pro­dukte anzu­bieten. Von dieser Open-Access-Verein­barung sollen 9700 Haus­halte in dem Kurort profi­tieren. "Wir werden in den kommenden Wochen jeden einzelnen Kunden anschreiben und darüber infor­mieren, wann und wie die Anschal­tung konkret erfolgt“, kündigte Green­fiber-Geschäfts­führer Uwe Krabbe bei der Vertrags­unter­zeich­nung Mitte Januar 2024 an.

Glasfaser-Nordwest-Geschäftsführer Andreas Mayer (links) und Uwe Krabbe, Geschäftsführer von Greenfiber, unterzeichnen die Open-Access-Vereinbarung für Bad Oeynhausen Glasfaser-Nordwest-Geschäftsführer Andreas Mayer (links) und Uwe Krabbe, Geschäftsführer von Greenfiber, unterzeichnen die Open-Access-Vereinbarung für Bad Oeynhausen
Foto: Glasfaser Nordwest
Grund zur Freude hatte Krabbe zudem über die Nach­richt, dass im ostwest­fäli­schen Hille nach einigen Monaten endlich die Finan­zie­rung des weiteren Glas­faser­aus­baus steht. Aufgrund stei­gender Zinsen war die Finan­zie­rung ins Wanken geraten. Es wurde die Breit­band Hille GmbH gegründet, an der auch Green­fiber betei­ligt ist. Die Volks­bank Herford-Mindener Land und die DZ Bank gewährten Darlehen in Höhe von 8,9 Millionen Euro. Die Breit­band Hille GmbH wird das Netz errichten und anschlie­ßend verpachten.

Eine Koope­ration sind auch NetCologne und West­con­nect einge­gangen. In Alfter schließen beide rund 13.000 Haus­halte an ihr Glas­faser­netz an. Ab Anfang Februar 2024 sollen nach der Winter­pause wieder die Bagger rollen. Während­dessen geht der Ausbau der beiden Netz­betreiber in Weiler­swist ohne Unter­bre­chung weiter. Anfang Januar 2024 legten die Bautrupps in Weiler­swist-Süd und im Orts­teil Klein­ver­nich los. Für die Tief­bau­arbeiten vor Ort ist West­con­nect zuständig. NetCologne instal­liert die aktive Technik und über­nimmt die Kunden­betreuung.

Leonet über­nimmt Milten­berg von BBV

Einen Wechsel im Glas­faser­ausbau gibt es im Land­kreis Milten­berg. Dort über­gibt die BBV Deutsch­land den Glas­faser­ausbau an ihr Schwes­ter­unter­nehmen Leonet. Beide Netz­betreiber gehören seit 2020 zu Infra­fibre Germany. Aller­dings müssen nun die Kunden aktiv auf den neuen Netz­betreiber umsteigen, da die Verträge der BBV aus juris­tischen Gründen nicht auf Leonet über­tragen werden können. Der Wechsel kann online unter www.leonet.de/milten­berg voll­zogen werden. „Das Leonet-Angebot ist gleich­wertig gegen­über dem bishe­rigen Produkt der BBV, das unter dem Namen ‚toni.‘ ange­boten worden war“, verspricht Geschäfts­führer Jochen Mogalle. Kunden, die wech­seln, sparen zudem zwei Monate Grund­gebühr.

Im verschiedenen Orten im Landkreis Celle will Vodafone ein Glasfasernetz errichten. Davon sollen im Kreis bis zu 10000 Haushalte profitieren. Im verschiedenen Orten im Landkreis Celle will Vodafone ein Glasfasernetz errichten. Davon sollen im Kreis bis zu 10000 Haushalte profitieren.
Grafik: Vodafone
Neben den zahl­rei­chen kleinen und mittel­stän­dischen TK-Unter­nehmen graben auch die Bran­chen­größen wie Telekom und Voda­fone Deutsch­land um, um Glas­faser zu verlegen. Die Telekom will in den Dres­dener Stadt­teilen Gorbitz und Losch­witz Wohn­gebiet Weißer Hirsch 5160 Haus­halte mit Glas­faser versorgen. Die Ausbau­arbeiten sollen im kommenden Sommer beginnen. Konkur­rent Voda­fone will in 14 Stadt­teilen Gummers­bachs ein FTTH-Netz für bis zu 13.000 Haus­halte errichten. Darüber hinaus planen die Düssel­dorfer zusammen mit dem Investor Meri­diam Glas­faser­anschlüsse für bis zu 10.000 Haus­halte im Land­kreis Celle. Ab März 2024 sollen bereits die Bauar­beiten beginnen. Im Land­kreis Celle baut Voda­fone bereits im Rahmen eines geför­derten Glas­faser­pro­jekts Anschlüsse für bis zu 13.000 unter­ver­sorgte Haus­halte. Dieser Ausbau soll Ende 2024 abge­schlossen sein – noch eine Ankün­digung.

Den vielen posi­tiven Nach­richten stehen aber auch einige nega­tive gegen­über. Hier spricht ein Glas­faser­netz­betreiber von gezielter Täuschung der Bürger.

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