Breitbandausbau: Wenn der Vertriebler zweimal klingelt
In Steinfeld können die ersten Bewohner bereits mit Gigabit-Speed im Internet surfen. Mehr als 2500 Haushalte sollen bis Ende 2021 einen Glasfaserhausanschluss der EWE erhalten.
EWE/Christian Kerber
Die Bewohner in Nuthetal kennen es ebenso wie die Einwohner in Ilmenau: Es klingelt an der Tür, es geht um ein Angebot für einen Glasfaseranschluss. Klingt gut, ist nur dann nervig, wenn sich die Vertriebsmitarbeiter die Klinke in die Hand geben. In Nuthetal bauen DNS:NET und Deutsche Glasfaser eigene Netze auf und buhlen um die Gunst der Kunden. In Ilmenau wollen BBV Thüringen und die Deutsche Telekom die Einwohner von ihrer Glasfaser überzeugen.
Rheinische Kooperation endet in Dormagen
In Steinfeld können die ersten Bewohner bereits mit Gigabit-Speed im Internet surfen. Mehr als 2500 Haushalte sollen bis Ende 2021 einen Glasfaserhausanschluss der EWE erhalten.
EWE/Christian Kerber
Auch in Dormagen sind die Vertriebler unterwegs. Dieses Mal von der Telekom und NetCologne. Die Kölner suchen gemeinsam mit der Energieversorgung Dormagen GmbH nach willigen Haushalten in den Stadtteilen Hackenbroich und Delhoven. In Hackenbroich werden sie dabei auf die Bagger der Telekom stoßen, die seit Anfang Februar 2021 am Werk sind. Der magentafarbene TK-Konzern will 5000 Haushalte in Hackenbroich und Dormagen-Mitte bis Ende 2021 ans Glasfasernetz anschließen.
Das ist insofern kurios, da NetCologne und Telekom Ende Februar 2021 ihre Kooperation um zehn Jahre verlängert haben, in der sie dem jeweils anderen Zugang zur eigenen Glasfaserinfrastruktur gewähren. Insgesamt sollen zwei Millionen Haushalte in Zukunft sowohl über die Kölner als auch über die Bonner Gigabit-Highspeed erhalten. Die Haushalte in Dormagen-Hackenbroich sind von diesem rheinländischen Schulterschluss allem Anschein nach aber ausgenommen.
Um weitere Teile der Gemeinde Rosengarten mit Glasfaser zu versorgen, wird aktuell die Ost-West-Trasse vom Beckedorfer Bogen in Richtung Sottorf verlegt
PREMIUM-NETZ 2021
Kieler Glasfaser-Perspektiven
In Kiel ist die Telekom schon länger aktiv. Nun gesellt sich die TNG Stadtnetz GmbH dazu. Kein gutes Signal für die Bonner, die zwar einen zeitlichen Vorsprung haben, aber die TNG ist quasi der „Local Hero“. Dementsprechend schlagen dem Kieler Netzbetreiber die Sympathien aus der Politik entgegen. „Ich freue mich, über diesen großen Meilenstein auf dem Weg zu einem Glasfasernetz für ganz Kiel“, sagt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. „Dass sich mit der TNG Stadtnetz GmbH auch ein lokaler Player an der Erschließung von Kiel und den Umlandgemeinden beteiligen wird, ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Zukunftstechnologie“, ergänzt Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Technologieminister Bernd Buchholz. Immerhin: Die Ausbaugebiete beider Telcos überschneiden sich nicht, aber die Expansion dürfte für die Telekom durch die Aktivitäten der TNG erschwert werden.
Nichtsdestotrotz hat die Telekom in den vergangenen Wochen mehrere Projekte für den Glasfaserausbau gestartet. In Augsburg will sie im Stadtteil Pfersee bis Ende 2021 10.200 Haushalte anschließen, in Dortmund sollen ebenfalls bis Jahresende 11.000 Haushalte im Bereich Innenstadt-West sein. Darüber hinaus bringen die Bonner Gigabit-Geschwindigkeiten nach Fellbach, Geise, Schleid, Landsberg und Rathen. Zusammen mit Premium-Netz erschließt die Telekom zudem weitere Teile der Gemeinde Rosengarten südlich von Hamburg.
Spatenstich in Herford. Die Glasfaser Nordwest baut hier für 3800 Haushalte ein FTTH-Netz
Glasfaser Nordwest
80 Prozent in der Vorvermarktung
Im Joint Venture mit EWE baut die Telekom als Glasfaser Nordwest darüber hinaus Glasfasernetze in Herford, Melle und Weyhe. Bis Anfang 2022 sollen sie fertig sein und dann für insgesamt 8900 Haushalte bis zu 1 GBit/s bringen. Im Osten und Süden von Vechta startet Glasfaser Nordwest ab Mai 2021 weitere Ausbauprojekte, von denen 5000 Haushalte profitieren sollen. Die EWE selbst baut ein Netz in Steinfeld. Die ersten Haushalte können bereits mit Gigabit-Speed im Internet surfen. Mehr als 2500 Steinfelder Haushalte sollen bis Ende 2021 einen Glasfaserhausanschluss der EWE erhalten.
Ebenfalls im Nordwesten ist die Lünecom aktiv. Sie wird den Glasfaserausbau in Eischott nördlich von Wolfsburg vornehmen. Der Bau soll zum Ende des zweiten Quartals 2021 beginnen und die ersten Nutzer bereits Weihnachten 2021 angeschlossen werden. Parallel starten die Vorbereitungen für den Ausbau in den Gemeindeteilen Brechtorf und Rühen, die dann im zweiten bzw. dritten Quartal 2021 zur Umsetzung kommen sollen. In Eischott haben sich 80 Prozent der Haushalte für einen Anschluss der Lünecom entschieden. Ein solcher Wert dürfte für NetCologne in Dormagen nur schwer zu erreichen sein.