Breitbandausbau

Breitbandausbau: Wenn der Vertriebler zweimal klingelt

Soll man sich über die Glas­faser freuen oder über unnö­tigen Baulärm ärgern? In den vergan­genen Wochen wurden mehrere Ausbau­pro­jekte für schnelles Internet begonnen. In einigen Städten graben gleich zwei Unter­nehmen die Wege auf.
Von Marc Hankmann

Arbeiter Graben Bagger Glasfaser wird verlegt In Steinfeld können die ersten Bewohner bereits mit Gigabit-Speed im Internet surfen. Mehr als 2500 Haushalte sollen bis Ende 2021 einen Glasfaserhausanschluss der EWE erhalten.
EWE/Christian Kerber
Die Bewohner in Nuthetal kennen es ebenso wie die Einwohner in Ilmenau: Es klin­gelt an der Tür, es geht um ein Angebot für einen Glas­faser­anschluss. Klingt gut, ist nur dann nervig, wenn sich die Vertriebs­mit­arbeiter die Klinke in die Hand geben. In Nuthetal bauen DNS:NET und Deut­sche Glas­faser eigene Netze auf und buhlen um die Gunst der Kunden. In Ilmenau wollen BBV Thüringen und die Deut­sche Telekom die Einwohner von ihrer Glas­faser über­zeugen.

Rhei­nische Koope­ration endet in Dormagen

Arbeiter Graben Bagger Glasfaser wird verlegt In Steinfeld können die ersten Bewohner bereits mit Gigabit-Speed im Internet surfen. Mehr als 2500 Haushalte sollen bis Ende 2021 einen Glasfaserhausanschluss der EWE erhalten.
EWE/Christian Kerber
Auch in Dormagen sind die Vertriebler unter­wegs. Dieses Mal von der Telekom und NetCologne. Die Kölner suchen gemeinsam mit der Ener­gie­ver­sor­gung Dormagen GmbH nach willigen Haus­halten in den Stadt­teilen Hacken­broich und Delhoven. In Hacken­broich werden sie dabei auf die Bagger der Telekom stoßen, die seit Anfang Februar 2021 am Werk sind. Der magen­tafar­bene TK-Konzern will 5000 Haus­halte in Hacken­broich und Dormagen-Mitte bis Ende 2021 ans Glas­faser­netz anschließen.

Das ist inso­fern kurios, da NetCologne und Telekom Ende Februar 2021 ihre Koope­ration um zehn Jahre verlän­gert haben, in der sie dem jeweils anderen Zugang zur eigenen Glas­faser­infra­struktur gewähren. Insge­samt sollen zwei Millionen Haus­halte in Zukunft sowohl über die Kölner als auch über die Bonner Gigabit-High­speed erhalten. Die Haus­halte in Dormagen-Hacken­broich sind von diesem rhein­län­dischen Schul­ter­schluss allem Anschein nach aber ausge­nommen. Bagger hebt Graben aus für Glasfasernetz Um weitere Teile der Gemeinde Rosengarten mit Glasfaser zu versorgen, wird aktuell die Ost-West-Trasse vom Beckedorfer Bogen in Richtung Sottorf verlegt
PREMIUM-NETZ 2021

Kieler Glas­faser-Perspek­tiven

In Kiel ist die Telekom schon länger aktiv. Nun gesellt sich die TNG Stadt­netz GmbH dazu. Kein gutes Signal für die Bonner, die zwar einen zeit­lichen Vorsprung haben, aber die TNG ist quasi der „Local Hero“. Dementspre­chend schlagen dem Kieler Netz­betreiber die Sympa­thien aus der Politik entgegen. „Ich freue mich, über diesen großen Meilen­stein auf dem Weg zu einem Glas­faser­netz für ganz Kiel“, sagt Ober­bür­ger­meister Ulf Kämpfer. „Dass sich mit der TNG Stadt­netz GmbH auch ein lokaler Player an der Erschlie­ßung von Kiel und den Umland­gemeinden betei­ligen wird, ist ein weiterer wich­tiger Schritt in Rich­tung Zukunfts­tech­nologie“, ergänzt Schleswig-Holsteins Wirt­schafts- und Tech­nolo­gie­minister Bernd Buch­holz. Immerhin: Die Ausbau­gebiete beider Telcos über­schneiden sich nicht, aber die Expan­sion dürfte für die Telekom durch die Akti­vitäten der TNG erschwert werden.

Nichts­des­totrotz hat die Telekom in den vergan­genen Wochen mehrere Projekte für den Glas­faser­ausbau gestartet. In Augs­burg will sie im Stadt­teil Pfersee bis Ende 2021 10.200 Haus­halte anschließen, in Dort­mund sollen eben­falls bis Jahres­ende 11.000 Haus­halte im Bereich Innen­stadt-West sein. Darüber hinaus bringen die Bonner Gigabit-Geschwin­dig­keiten nach Fell­bach, Geise, Schleid, Lands­berg und Rathen. Zusammen mit Premium-Netz erschließt die Telekom zudem weitere Teile der Gemeinde Rosen­garten südlich von Hamburg. Personen beim Spatenstich hinter einem Sandhaufen Spatenstich in Herford. Die Glasfaser Nordwest baut hier für 3800 Haushalte ein FTTH-Netz
Glasfaser Nordwest

80 Prozent in der Vorver­mark­tung

Im Joint Venture mit EWE baut die Telekom als Glas­faser Nord­west darüber hinaus Glas­faser­netze in Herford, Melle und Weyhe. Bis Anfang 2022 sollen sie fertig sein und dann für insge­samt 8900 Haus­halte bis zu 1 GBit/s bringen. Im Osten und Süden von Vechta startet Glas­faser Nord­west ab Mai 2021 weitere Ausbau­pro­jekte, von denen 5000 Haus­halte profi­tieren sollen. Die EWE selbst baut ein Netz in Stein­feld. Die ersten Haus­halte können bereits mit Gigabit-Speed im Internet surfen. Mehr als 2500 Stein­felder Haus­halte sollen bis Ende 2021 einen Glas­faser­haus­anschluss der EWE erhalten.

Eben­falls im Nord­westen ist die Lünecom aktiv. Sie wird den Glas­faser­ausbau in Eischott nörd­lich von Wolfs­burg vornehmen. Der Bau soll zum Ende des zweiten Quar­tals 2021 beginnen und die ersten Nutzer bereits Weih­nachten 2021 ange­schlossen werden. Parallel starten die Vorbe­rei­tungen für den Ausbau in den Gemein­deteilen Brech­torf und Rühen, die dann im zweiten bzw. dritten Quartal 2021 zur Umset­zung kommen sollen. In Eischott haben sich 80 Prozent der Haus­halte für einen Anschluss der Lünecom entschieden. Ein solcher Wert dürfte für NetCologne in Dormagen nur schwer zu errei­chen sein.

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