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EU-Kommission fördert den Einsatz von RFID-Chips und -Etiketten

Keine seperate Regulierung für Funketiketten geplant
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EU-Kommissarin Vivane Reding stellte heute auf einer Pressekonferenz auf der CeBIT 2007 die neue Strategie für die Regulierung von RFID-Etiketten vor. Demzufolge ist derzeit keine spezifische Regulierung auf EU-Ebene geplant. Stattdessen soll aber die bestehende Datenschutzrichtlinie genauer erläutert und bei Bedarf erweitert werden, um RFID-spezifische Aspekte dort aufzunehmen. Deutlich warnte Frau Reding für einer Überregulierung in diesem speziellen Bereich.

Als wichtig erachtet sie hingegen die weltweite Interoperabilität der Tags. Ein Container, der von Russland nach Europa geliefert wird, oder ein Flug von Europa nach Asien kann nur dann von der Technologie profitieren, wenn die am Startort angebrachten Etiketten auch am Zielort noch funktionieren. Dazu befindet sich die EU-Kommission in Gesprächen mit vielen anderen Ländern. Ziel ist es, benötigte Frequenzbereiche möglichst weltweit bereitzustellen. In einem ersten Schritt wurden bereits Bereiche im UHF-Band per Allgemeinzuteilung auf europäischer Ebene für die RFID-Nutzung zur Verfügung gestellt.

Kommentierung

Für die beteiligte Industrie sind das sicher gute Nachrichten. Sie kann die Verwendung der Tags und der zugehörigen Lese- und Schreibgeräte weiter vorantreiben, ohne, dass sie von Ebene der EU-Kommission allzu viele Auflagen und Regulariern fürchten muss. Die eine oder andere nationale Initiative für eine strengere Kontrolle der RFID-Verwendung könnte durch die absichtliche Untätigkeit der EU in diesem Bereich zusätzlich gebremst werden. Auf der anderen Seite verhandelt die EU über weltweit nutzbare Frequenzen und stellt neue Frequenzen zumindest im EU-Rahmen bereit, so dass hier zumindest vorerst keine Ressourcen-Knappheit zu befürchten ist.

Eher unklar sind hingegen die Vorteile für die Verbraucher. Soweit RFID die Logistik-Kette effizienter macht, sind natürlich entsprechende Preissenkungen zu erwarten. Im Zweifelsfall werden die RFID-Verwender den dadurch erhaltenen Wissensvorsprung nicht oder zumindest nicht freiwillig an den Verbraucher weitergeben. Die oft als Beispiel erwähnten RFID-Tags zur Prüfung, ob die Kühlkette zum Händler unterbrochen war oder nicht, dürften im Zweifelsfall eher dazu dienen, den Spediteur zu überwachen, als den Verbraucher über die Einwandfreiheit der Ware zu informieren: Nach Ankunft im Laden werden die Tags dann deaktiviert, und auch "leicht angetaute" Ware im Zweifelsfall doch abverkauft. Tags, die Daten über den Nutzer sammeln, könnten dauerhaft aktiv bleiben, um vielleicht später von entsprechenden Stellen ausgelesen zu werden. Gegen derartige Aktivitäten wird es zumindest keinen proaktiven Schutz geben.

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