Editorial: Alle Daten zu Apple
Den Überblick über seine Passwörter zu behalten ist nicht einfach.
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Single-Sign-On-Dienste sind eine praktische Sache: Man muss
sich nicht hunderte Passwörter für alle möglichen Sites merken,
sondern nur eines. Doch wie so oft in der Smartphone-Welt
erkauft man sich die Bequemlichkeit mit Nachteilen beim
Datenschutz: Der Single-Sign-On-Anbieter erfährt von jeder
Registrierung und jedem Login. Für sich genommen mögen solche
Daten zwar einen relativ geringen Wert haben. Aber zusammen mit dem
eh schon riesigen Datenfundus der Portalbetreiber wie Facebook
oder Google sind auch die Dienstnutzungs-Daten Gold wert:
Sie unterstützen die immer umfangreichere Profilbildung und damit
insbesondere die immer genauere Aussteuerung der Auslieferung von
Onlinewerbung. Es
hat schon seinen Grund, warum Google, Facebook und (wenn auch
mit Abstand folgend)
Amazon inzwischen knapp zwei Drittel aller Online-Werbeeinnahmen
auf sich vereinen und ihren Anteil immer weiter ausbauen.
Apple ist zwar nicht im Massengeschäft mit Onlinewerbung tätig, ist aber schon seit Jahren stark im Verkauf von Medieninhalten wie Musik, TV/Video und Apps. Obwohl es viel mehr Android-Smartphones als iOS-Smartphones gibt, liegt Apples App-Store vom Umsatz her weit vor Googles Play-Store. Offensichtlich gelingt es Apple viel besser, seine Nutzer vom Kauf eines Titels oder einer App zu überzeugen. Daran verdient Apple gute Provisionen. Und auch hier gilt: Je genauer Apple über das Konsumverhalten seiner Nutzer Bescheid weiß, um so mehr Umsätze macht Apple, und um so abhängiger werden die App-Entwickler von Apple.
Alles geht mit Apple
Den Überblick über seine Passwörter zu behalten ist nicht einfach.
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Apple geht es aber nicht nur um Daten: Apple verspricht
seinen Nutzern eine geschlossene,
einheitliche Erfahrung auf iPhone und Mac. Vom Prinzip her soll
man nie gezwungen sein, das "Apple-Universum" zu verlassen:
Musik mit iTunes, Filme mit Apple TV, Zahlen mit Apple Pay.
Da passt es natürlich nicht ins Nutzererlebnis, wenn eine App
zur Anmeldung plötzlich Facebook oder Google benötigt.
Apples Single-Sign-On-Dienst wird verpflichtend
Aus beiden Gründen folgerichtig hat Apple nun seine eh schon umfangreichen Design-Vorgaben für Apps abermals erweitert und verlangt künftig, auch Apples Sign-On-Dienste zur Auswahl anzubieten, wenn die App mindestens einen Single-Sign-On-Dienst unterstützt. Apps, bei denen die Anmeldung klassisch mittels der Verifikation einer E-Mail-Adresse und/oder einer Telefonnummer erfolgt, können unverändert bleiben. Die Unterstützung von Single-Sign-On wird also nicht zur Pflicht. Aber wer es unterstützt, muss künftig auch die Anmeldung über das Apple-Account ermöglichen.
Zu fürchten ist dennoch, dass App-Entwickler die Vorgabe Apples dahingehend fehlverstehen, dass Single-Sign-On über das Apple-Account unterstützt werden muss - und möglicherweise gar dahingehend, dass auch nur letzteres unterstützt werden darf. Das Apple-Universum wird also wieder etwas geschlossener. Je höher aber die Mauern um die jeweilige IT-Welt und je tiefer die Gräben dazwischen werden, desto schlechter ist das für die Nutzer.