Vodafone: Einbußen wegen Corona bremsen Wachstum
Ein Vodafone-Shop in Leverkusen. Die Corona-Pandemie schlägt sich auf die aktuellen Quartalszahlen nieder
Foto: Picture Alliance / dpa
Die Corona-Krise hat die Geschäftsentwicklung des Telekommunikationskonzerns Vodafone gebremst. In dem bis Ende Dezember laufenden dritten Quartal des Vodafone-Geschäftsjahres stieg der Service-Umsatz der Deutschlandtochter des britischen Konzerns zwar um ein Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, wie Vodafone heute in Düsseldorf mitteilte.
Allerdings brachen die Einnahmen durch Roaming-Verbindungen ein. In Corona-Zeiten haben weniger heimische Kunden ihr Vodafone-Handy auf Auslandsreisen benutzt, beziehungsweise es haben sich weniger ausländische Reisende hierzulande in das Netz von Vodafone eingebucht.
Betrachtet man den Umsatz von Vodafone ohne die Bereiche Roaming und Großhandel, ergab sich ein Plus bei 2,5 Prozent. Interessanterweise machte Vodafone zum Gewinn keine Angaben.
Drei Netzbetreiber in Deutschland
Ein Vodafone-Shop in Leverkusen. Die Corona-Pandemie schlägt sich auf die aktuellen Quartalszahlen nieder
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In Deutschland gibt es aktuell drei aktive Mobilfunknetzbetreiber mit eigenem Netz und Sendestationen. Vodafone (1992 als Mannesmann D2 Privat gestartet) ist neben der Deutschen Telekom und Telefónica aktiv, der vierte Netz-Anbieter 1&1-Drillisch sendet (bis auf wenige Testsysteme) aktuell noch nicht.
Bei ihrem Festnetz-Internet setzt Vodafone vor allem auf Anschlüsse über TV-Koax-Kabel aus den zugekauften Kabel-TV-Netzen von "Kabel Deutschland" und Unitymedia (inkl. Kabel-BW), bei denen im Idealfall Gigabit-Speed (im Download) möglich ist. Vodafone ist gerade damit beschäftigt, seine Netze zu konsolidieren und zu integrieren. Deswegen wurde der geplante Neuausbau von Orten mit Glasfaser bis ins Haus (FTTH) zurückgestellt.
Vodafone Deutschland zieht Weltkonzern mit
Die deutsche Tochter des Vodafone-Konzerns gilt als "Zugpferd" für das britische Mutter-Unternehmen Vodafone PLC [Link entfernt] . In anderen Ländern lief es nämlich deutlich schlechter: Konzernweit musste Vodafone im dritten Quartal ein Umsatzminus von 4,7 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro hinnehmen.
Rechnet man die Wechselkursschwankungen sowie Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen heraus, betrug das Minus aus eigener Kraft 0,3 Prozent.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Lage bleibt für Vodafone weiter schwierig.
Der Umbau und die Vereinheitlichung des zusammengekauften TV-Koaxkabel-Festnetzes kostet viel Geld und bindet viel Ressourcen. Immer wieder beklagen Kunden Überlasterscheinungen beim TV-Empfang oder bei Internetzugang für Home-Office oder Home-Schooling Einsätze. Der Wegfall von im bisherigen TV-Paket enthaltenen Programmen und Sendern sorgt für Unsicherheit und Frust.
Vodafone möchte seine Festnetzkunden möglichst schnell von den teuer zu mietenden Telekom-Leitungen ("Last Mile") auf die eigene Infrastruktur umschalten, auch wenn die neue Infrastruktur das noch gar nicht verkraften kann.
Die großen Kabel-Verteilanlagen in Mietshäusern sind nicht immer auf dem neuesten Stand. Unklar bleibt, wer die Kosten künftig übernehmen wird. Durch den geplanten Wegfall des Nebenkostenprivilegs könnten viele Mieter aus den Zwangsverträgen aussteigen und sich nach anderen Anbietern per Kupfer, Glasfaser oder Satelliten-Schlüssel umsehen. Die verbleibenden Kunden könnten schnell folgen, wenn die bislang günstigen Kosten für den Kabelanschluss neu kalkuliert und möglicherweise teurer werden.
Im Mobilfunk hat Vodafone je nach Region gewaltigen Nachholbedarf. Es gibt noch zu viel Regionen wo Vodafone "nur" mit GSM (oder nicht einmal damit) versorgt. Zu viele LTE-Regionen sind datenmäßig nur "schwachbrüstig" angebunden, eine steigende Nachfrage der Kunden kann nicht überall befriedigt werden oder sorgt für Überlast.
Dann kommt die gesamte Lage des gesamten weltweiten Vodafone-Konzerns, den Vodafone Deutschland mit "versorgen" muss. Das Geld fehlt für den eigenen Netzausbau und die Verbesserung des Kundenservice.
Es bleibt bei massivem Druck, die "Zahlen zu verbessern": Der Handel soll mehr Verträge verkaufen oder Bestandskunden in lukrativere Tarife "migrieren". Wacklige Kundensysteme, zeitweise nicht verfügbare Netzfunktionen oder Hotlines, welche die Probleme der Kunden nicht verstehen oder lösen können, sorgen für weiteren Frust.
Die je nach Kundengruppe zunehmend schwierigere Wirtschaftslage im Land könnte dazu führen, dass mancher Kunde seine eigenen Telekommunikationsverträge drastisch auf den Prüfstand stellt und den einen oder anderen Vertrag komplett kündigt oder die Kosten reduziert.
Die Breitbandmessung der Bundesnetzagentur kann jetzt auch Gigabit, wenn der Anschluss das liefert.