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Kleiner Schönheitsfehler, den Henning vergisst


18.05.2021 20:30 - Gestartet von wolfbln
10x geändert, zuletzt am 18.05.2021 21:23
Hennings Bericht über das FY21 von Vodafone ist allgemein ziemlich zutreffend.

Das Deutschland-Geschäft von VF läuft gut, besser als sonstwo in Europa. England und Spanien -3% schieben sie auch auf Roaming, aber Italien -10% ist ein Desaster im umkämpftesten Markt Europas.

Zurück nach Deutschland: hier schreibt Henning (und Vodafone) von 317.000 neuen Vertragskunden, aber im Bericht steht es etwas anders:

"We added 317,000 contract
customers during the year, supported by the migration of 187,000 Unitymedia mobile customers onto our network."

D.h. von den 317.000 kamen 187.000 von Unitymedia im Merger. Das ist so, als würde o2 die Verdopplung seiner Kundenzahl durch E-Plus befeiern (was sie damals sicher gemacht haben). Wobei Unitymedia einige Mobilfunkkunden mehr hatte, die dann offenbar nicht zu Vodafone wollten. Organisch sind sie nur um 130.000 Vertragskunden in einem Jahr gewachsen und das ist nicht viel bei einer hohen Churn-Rate von 11,8%.

Mal zum Vergleich: Telefonica hat 220.000 neue Vertrags-Kunden in nur einem 1/4 Jahr (Q1/21) gewonnen, Vodafone dagegen lediglich 130.000 im Wettbewerb in einem ganzen Jahr (FY21).

Ob man die Verluste im Mobilfunk wirklich alle aufs fehlende Roaming schieben kann, wird sich zeigen, wenn die Auslandsreisen bald wieder anspringen und es dann dafür validere Zahlen gibt. Fast jede zweite SIM in Europa ist schon IoT und kein Mensch mehr bei Vodafone.

Man spricht immer von der Telekom-Branche als einen der großen Gewinner des Corona-Jahres. Auf Vodafone trifft das aber nicht zu. Zwar kann sich die Performance in Deutschland insbesondere im Festnetz sehen lassen, aber europaweit sinkende Serviceumsätze und ein Mini-Gewinn, der übrig bleibt, ist jetzt nicht der große Wurf. Zudem hat sich Vodafone weit
größere Synergieeffekte vom Festnetzgeschäft erwartet: wer Kabelkunde von Vodafone ist, muss noch lange nicht ihr Mobilfunkkunde werden, auch wenn er noch so mit Werbeangeboten zugeballert wird, wie sie in Deutschland nun erkennen müssen. Spannend wird es sein, wie der Wegfall des Nebenkostenprivilegs auf das neue FY sich auswirken wird. Hier könnte es sogar negative Synergien geben.
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[1] AufDenPunktGebracht antwortet auf wolfbln
19.05.2021 11:26
Benutzer wolfbln schrieb:
Hennings Bericht über das FY21 von Vodafone ist allgemein ziemlich zutreffend.

Das Deutschland-Geschäft von VF läuft gut, besser als sonstwo in Europa. England und Spanien -3% schieben sie auch auf Roaming, aber Italien -10% ist ein Desaster im umkämpftesten Markt Europas.

@Henning @wolfbin

Danke für Eure aufschlussreichen Analysen.
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[2] RK20 antwortet auf wolfbln
19.05.2021 13:35
Benutzer wolfbln schrieb:
"We added 317,000 contract customers during the year, supported by the migration of 187,000 Unitymedia mobile customers onto our network."

D.h. von den 317.000 kamen 187.000 von Unitymedia im Merger. Das ist so, als würde o2 die Verdopplung seiner Kundenzahl durch E-Plus befeiern (was sie damals sicher gemacht haben). Wobei Unitymedia einige Mobilfunkkunden mehr hatte, die dann offenbar nicht zu Vodafone wollten. Organisch sind sie nur um 130.000 Vertragskunden in einem Jahr gewachsen und das ist nicht viel bei einer hohen Churn-Rate von 11,8%.
Dazu muss man sagen, dass Unitymedia die Mobilfunkverträge über das O2 Netz organisiert hatte. Diesen Kunden wurde jetzt ein Vertrag im Vodafonenetz gemacht.
Damit ist das Netz von Vodafone um 187k neue Verträge gewachsen. In der Gesamtzahl sind die Kunden aber nicht um 187k gestiegen.
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[3] Thomas1981 antwortet auf wolfbln
20.05.2021 01:36

einmal geändert am 20.05.2021 01:38
Interessanter Artikel und Kommentar - meine Erfahrungen in letzter Zeit: wer's günstig will geht meist zu einem o2-Discounter und bekommt für wenig Geld meist ein ordentliches Datenvolumen und eine inzwischen recht passable Netzabdeckung, wenn auch noch mit der ein oder anderen Lücke im ländlichen Bereich.
Wer auf möglichst hohe Qualität Wert legt und möglichst viel Speed und Netzabdeckung möchte und auch bereit ist dafür etwas mehr auszugeben geht zur Telekom. Hier gibt es auch nach meiner Erfahrung die wenigsten Lücken im Netzausbau.
Vodafone liegt irgendwo dazwischen, möchte sich zwar als Premium-Netz verstanden wissen, ist aber hier im Süden inzwischen kaum noch besser als o2, mancherorts sogar schlechter. Allerdings ist VF noch recht stark im Geschäftskundenbereich und, wie im Artikel zurecht erwähnt, bei SIM-Karten in Maschinen und Sensoren. Privatkunden bleibt für VF ein schwieriges Feld - unseriöse Methoden an der Haustür mit untergeschobenen Internet-Verträgen, versprochenen hohen Bandbreiten die nicht erreicht werden und Berichte wie "die meisten Beschwerden gibt's bei Vodafone" (siehe anderer Artikel..) tragen ihren Teil dazu bei.