o2 erprobt erfolgreich RedCap: Einfacher und günstiger
Beim "RedCap" geht es nicht um einen roten Hut, sondern um die neueste 5G-Technologie. "RedCap" steht für "Reduced Capacity", was zum Beispiel im Internet der Dinge interessant wird. o2 Telefónica testet „5G RedCap“ in München.
Günstigere 5G-Funkmodule
Mit "5G RedCap“ können Internet-of-Things-Geräte kosteneffizient vernetzt werden. Neue Funkmodule in den Endgeräten können mit 5G RedCap eine reduzierte, auf die tatsächlichen Einsatzzwecke angepasste 5G-Vernetzung von Wearables, industriellen Sensoren und Überwachungssystemen ermöglichen. Diese Geräte lassen sich günstiger produzieren und können dann auch günstiger im Netz integriert und betrieben werden.
Kompatibilität getestet
Ob diese neue Technik mit dem bereits vorhandenen 5G-Netz zusammen passt ("kompatibel" ist), hat o2-Telefónica erstmals in München erfolgreich getestet.
„5G RedCap kann neuen Schwung in das Internet der Dinge bringen. Die Technologie schließt eine Lücke zwischen der bisherigen 4G-Vernetzung und hochleistungsfähigen 5G-Anwendungen im IoT-Bereich. o2-Telefónica hat die Integration von 5G-RedCap-Geräten im Netz erfolgreich erprobt. Wir schaffen mit unserem Netz die technischen Voraussetzungen dafür, um Millionen Geräte effizient und günstig zu vernetzen. Es wird entscheidend sein, wie sich der Markt, die Produktwelt und digitale Anwendungen weiterentwickeln“, erklärt o2-Technik-Chef Mallik Rao dazu.
Vorhandene Sender und Antennen bleiben nutzbar
Bestehende 5G-Sendeantennen (hier von o2) können sofort auch 5G-RedCap-Signale übertragen.
Foto: o2-Telefónica
Das 5G-Netz von o2-Telefónica ist auf die Nutzung von 5G RedCap vorbereitet – denn neue spezielle ("dedizierte") Antennen braucht es dafür nicht. Der Standard ist mit den normalen 5G-Frequenzen kompatibel. Lediglich die Endgeräte benötigen jetzt ein 5G-RedCap-fähiges Funkmodul.
o2-Telefónica arbeitet mit Modul- und Geräteherstellern daran, solche Geräte zu entwickeln und das Zusammenspiel zwischen Netz und Endgerät zu optimieren. Die Branche erwartet, dass ab 2025 eine wachsende Zahl von 5G-RedCap-fähigen IoT-Endgeräten verfügbar sein wird.
5G RedCap: Auf Einsatzzwecke optimiert statt maximale Leistung
Mit 5G RedCap steht eine "effiziente und zukunftssichere Alternative" zum bisher genutzten 4G (LTE) für Anwendungsfälle zur Verfügung, die nicht den vollen Umfang an 5G-Funktionen benötigen. Die RedCap-Technologie bietet eine ähnliche Leistung wie LTE (Kategorie 4). Damit schließt die Technologie die Lücke zwischen den leistungsstarken 5G-Varianten, die üblicherweise von Smartphones genutzt werden, sowie den Mobilfunktechnologien LTE-M und Narrowband IoT (NB IoT) für die Vernetzung von Maschinen und Sensoren.
5G RedCap erlaubt, angebotene 5G-Dienste schneller an gestiegenen Bedarf anzupassen (Skalierbarkeit), und die Betreiber können alle IoT-Geräte mit dem 5G-Netz "bedienen". Da die 5G-Funktionen reduziert sind, können die RedCap-Geräte kostengünstiger produziert und eingekauft werden.
5G RedCap für Industrie und Geschäftskunden interessant
Ein modernes Lager: Das System weiß durch 5G-IoT-Sensoren, wo was liegt und in welchem Zustand es ist.
Foto: o2-Telefónica / iStock / gorodenkoff
5G RedCap ist für geschäftlich genutzte Anwendungen (B2B = "Business-to-Business") interessant. So können drahtlose industrielle Router eingesetzt werden, worüber sich Maschinen und Anlagen überwachen und steuern lassen. Diese benötigen eine zuverlässige Konnektivität in der Datenverbindung.
RedCap funkt langsamer, aber effektiver
Weniger wichtig sind hingegen Gigabitgeschwindigkeiten und Latenzzeiten von wenigen Millisekunden, die 5G theoretisch bietet. Typischerweise verbinden industrielle Router Fabrikanlagen mit dem Internet, übertragen Daten, konvertieren Protokolle und überwachen den Status von Maschinen. Die übertragenen Daten sind oft nur mehrere Kilo- oder Megabyte groß. Die 5G-RedCap-Funkmodule solcher Router bieten daher nur reduzierte 5G-Maximalgeschwindigkeiten – aber im Vergleich zu 4G/LTE eine spürbar verbesserte Latenzzeit, wodurch Daten schneller erfasst und verarbeitet werden. Zudem sorgt 5G für noch stabilere Verbindungen.
Überwachungskameras energie- und kosteneffizienter vernetzt
Eine Videokamera kann Produktionsabläufe beobachten aber auch (un)gebetene Gäste, mit 5G-RedCap noch einfacher.
Foto: o2-Telefónica / iStock / kadmy
Gleiches gilt für drahtlose Überwachungskameras, die beispielsweise Bilder und Videos vom Werksgelände übertragen. 5G-RedCap-Module ermöglichen die schnelle Übertragung der Videos. Sie sind jedoch im Vergleich zu herkömmlichen 5G-Modulen kostengünstiger und weisen einen geringeren Energiebedarf auf.
Das IoT-Segment ist ein starker Wachstumsmarkt. Die Nachfrage nach 5G-RedCap-Technologien könnte also rapide ansteigen. Laut einer Studie von Juniper Research wird die Zahl der 5G-vernetzten IoT-Geräte in Mobilfunknetzen von 35 Millionen im Jahr 2024 auf über 360 Millionen im Jahr 2028 steigen. 5G RedCap kann also die Umstellung auf 5G beschleunigen.
Für die Implementierung müssen alle Beteiligten – Telekommunikationsanbieter, Netzausrüster und Gerätehersteller – zusammenarbeiten. So können sie das System an 5G-RedCap-Geräten ("Ökosystem") in den kommenden Jahren effizienter ausgestalten.
Es gibt noch 4G-Funklöcher
Mancher Mobilfunk-Kunde abseits der Ballungszentren würde sich heute wünschen, endlich wenigstens mit 4G/LTE vernünftig versorgt zu werden. Hier wird bereits schon die Zukunft vorbereitet, wenn eines (fernen) Tages 4G durch 5G, 6G und weitere Techniken abgelöst werden könnte. Trotzdem: Diese Versuche sind wichtig und richtig, denn die Technik entwickelt sich weiter.
Im oberpfälzischen Hundsboden hat o2 in Eigeninitiative erstmalig ein Funkloch geschlossen.