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Schleswig-Holstein: Privatradios sollen UKW verlassen

Kaum hat Bayern beschlossen, die UKW-Frequenzen über 2025 hinaus zu verlän­gern, wird die Sau der analogen Abschal­tung an anderer Stelle durchs Dorf getrieben: Schleswig-Holstein erwägt, die UKW-Lizenzen nicht mehr zu verlän­gern.
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Aus für Radio Lübeck auf UKW? Aus für Radio Lübeck auf UKW?
Foto: Radio Lübeck
Das Thema UKW-Abschal­tung ist wie eine Sau, die immer mal wieder und immer an anderer Stelle durchs Dorf getrieben wird. Nachdem Bayern und Sachsen sich von einer analogen Abschal­tung im Jahr 2025 verab­schiedet haben, könnte es bald Aufre­gung in Schleswig-Holstein bei den UKW-Veran­stal­tern geben. Nach Infor­mationen des Maga­zins "Radio­szene" sollen die derzeitig gültigen UKW-Lizenzen nicht mehr verlän­gert werden.

Abschal­tung je nach Dauer der Lizenz

Aus für Radio Lübeck auf UKW? Aus für Radio Lübeck auf UKW?
Foto: Radio Lübeck
Da die Lizenz vom landes­weiten Privat­markt­führer R.SH vor zwei Jahren erst verlän­gert wurde, darf der landes­weite Privat­sender noch bis 30. Juni 2031 auf UKW senden. Die anderen beiden landes­weiten Privat­radios, Delta Radio und Radio Bob sowie die lokalen Sender Antenne Sylt oder Radio Lübeck müssten aber, wenn man dem Bericht Glauben schenkt, schon ein paar Jahre früher ihre UKW-Frequenzen verlassen und wären dann nur noch über den Digi­tal­radio-Stan­dard DAB+ sowie im Internet zu empfangen. DAB+ geht im nörd­lichsten Bundes­land am 1. April in den Regel­betrieb.

Schei­tern des Vorha­bens aus mehreren Gründen wahr­schein­lich

Bisher sind aller­dings fast alle poli­tischen Versuche geschei­tert, ein Ende von UKW zu erzwingen. Ledig­lich in Sachsen, wo keine UKW-Frequenzen mehr an neue Anbieter vergeben werden, traf es einen Veran­stalter: Der Studen­ten­funk 99,3 Radio Mitt­weida musste Ende 2022 UKW verlassen, da die Lizenz-inha­bende AMAK AG (Akademie für multi­mediale Ausbil­dung und Kommu­nika­tion an der Hoch­schule Mitt­weida) zum Ende des Jahres abge­wickelt wurde. Die UKW-Lizenz des Radios war somit nicht mehr auf den neuen Träger über­tragbar, da dieser eine neue Lizenz benö­tigt hätte. Das Programm sendet per Webstream weiter, geprüft wird eine zusätz­liche Ausstrah­lung über DAB+.

Kritisch dürfte auch sein, dass nach dem angeb­lichen Plan in Schleswig-Holstein die Veran­stalter zu unter­schied­lichen Zeit­punkten ihre UKW-Frequenzen abschalten müssten. Dies würde vor allem R.SH einen Wett­bewerbs­vor­teil verschaffen, da man länger analog senden darf. Von daher kaum vorstellbar, dass sich die anderen Veran­stalter eine solche Vorge­hens­weise gefallen lassen werden.

Eine UKW-Abschal­tung sorgt seit Jahren für kontro­verse Debatten. Während die Veran­stalter mit UKW-Frequenzen einen solchen Vorstoß kate­gorisch ablehnen, sehen sich die rein digital auf DAB+ sendenden Veran­stalter im Nach­teil, da sie von der Markt­durch­drin­gung mit DAB+-Empfän­gern abhängig sind, während fast jeder Haus­halt in Deutsch­land Geräte mit UKW-Empfang zu Hause hat.

Trotz poli­tischer Vorgaben greift die Mehr­heit der Deut­schen bei Radio-Neukäufen immer noch zu Geräten ohne DAB+-Empfang.

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